Anderen richtig helfen

Anderen richtig helfen

Typische Helfermuster und wie Sie besser mit ihnen umgehen können, um anderen richtig helfen zu können

Bei Problemen anderer reagieren Sie meist mit Verhaltensmustern, die wie Automatismen ablaufen. Wenn Sie jemandem Hilfe anbieten, nutzen Sie dabei in der Regel nur eine von vielen Möglichkeiten. Die folgenden Typen, entwickelt von dem Psychiater Gerald May, repräsentieren 6 verschiedene Helferhaltungen (die auch als Mischform auftreten können) und ihre typischen Muster. Versuchen Sie, sich und Ihre typische Reaktion wiederzuerkennen – und erproben Sie die angegebenen "weiterführenden Strategien". Das schützt Sie davor auszubrennen. So können Sie langfristig ein guter Helfer für andere Menschen bleiben.

Der Immer-ein-offenes-Ohr-Typ

Er nutzt das Wundermittel Aussprechen: "Setz dich hin und erzähl mir die ganze Geschichte." Erkennungszeichen: Er macht keine dummen Zwischenbemerkungen, hat viel Geduld beim Zuhören und nickt an der richtigen Stelle. Mögliches Problem dabei: Distanziertes Zuhören kann als falsche Zurückhaltung ausgelegt werden und weh tun. Gute weiterführende Strategie: Reden Sie mehr! Sagen Sie "ich" und "du". Setzen Sie persönliche Formulierungen ein, um Ihre Anteilnahme auszudrücken. Helfen Sie auch einmal ganz praktisch.

Der Das-kriegen-wir-schon-hin-Macher

Sein Erkennungszeichen: Er ist sofort bereit, den großen praktischen Reparatur-Werkzeugkasten hervorzuziehen: “Ich besorge dir einen Rechtsanwalt.” – “Ich weiß, wo du einen preisgünstigen Kredit kriegen kannst.” – “Versuch es doch einmal mit Fußreflexzonenmassage.” Mögliches Problem dabei: Der andere hat gar keine Chance, sich der Ursachen seines Problems bewusst zu werden und eigene Lösungen zu finden. Gute weiterführende Strategie: Nehmen Sie sich rechtzeitig wieder zurück. Formulieren Sie so, dass das entscheidende Wort aus dem Mund des anderen kommt. Bieten Sie vor allem Hilfe zur Selbsthilfe an.

Der Schmuseknuddler

Sein Patentrezept liegt in der großzügigen Anwendung von Streicheleinheiten. Erkennungszeichen: Er redet nicht viel herum, breitet die Arme aus und lächelt, während er einen in den Arm nimmt. Viel mehr kann er nicht, aber oft reicht das ja schon! Mögliches Problem dabei: Der andere bleibt an seiner Misere hängen, weil er als “Opfer” so schön gehätschelt wird. “Gute weiterführende Strategie:” Kommen Sie nach der Kuscheleinheit entschieden zu dem Punkt, was der Gestreichelte nun zu tun hat.

Die Kind-du-musst-was-essen-Fee

Erkennungszeichen: Über Sorgen wird eigentlich nicht geredet, dafür aber werden Kuchen, Schokolade oder ein heißes Süppchen auf den Tisch gezaubert. Mögliches Problem dabei: Essen macht dick, aber es löst keine Probleme. Gute weiterführende Strategie: Nach dem letzten Löffelchen gemeinsam raus an die frische Luft zum Spazierengehen, bei dem Sie zusammen einen Stufenplan zur Problemlösung aushecken.

Die mobile Heulschulter

Sie pumpt blitzschnell eine Unmenge Mitgefühl hoch, zieht den anderen an sich und sagt: “Lass einfach alles raus.” Erkennungszeichen: Wunderbarerweise hat sie immer genug Papiertaschentücher in Reichweite liegen. Mögliches Problem dabei: Die anderen fangen an, sie als seelische Mülldeponie zu benutzen und sie bei jeder Gelegenheit mit emotionalem Schrott zu belästigen. Gute weiterführende Strategie: Grenzen Sie sich ausreichend ab (z. B. durch ein Zeitlimit). Kein Mensch muss den Kummer der ganzen Welt schlucken. Auch Sie nicht.

Der weltanschauliche Holzhammer

Erkennungszeichen: Er lächelt beruhigend und allwissend, um einem dann mit frommem Augenaufschlag sein “Das ist alles Gottes Wille” reinzuhauen. Hierzu gibt es auch die nihilistisch-philosophische Fröstel-Variante: “Das ganze Leben ist eine Illusion.” Oder die fernöstliche Abwatschmethode: “Du hast wohl ein schlechtes Karma.” Sicheres Problem dabei: Solche Botschaften entarten zu Vertrauenskillern gegenüber Gott und Mensch. Gute weiterführende Strategie: Vermeiden Sie jede Art von Allgemeinplätzen und trainieren Sie, echtes Mitgefühl zu entwickeln; es gehört zu den größten humanen Tugenden, die wir entfalten und teilen können.

Autor: Tiki Küstenmacher

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