Kommunikation: Körper- und Mundgeruch ansprechen

Kommunikation: Körper- und Mundgeruch ansprechen

Wie Sie ein höchst kniffliges Thema elegant meistern

Ob Mundgeruch, starker Schweißgeruch oder deutliche Geruchsspuren von Alkohol, Zigarettengeruch, Knoblauch & Co.: Wer schlecht riecht, weiß es selber oft gar nicht – und wäre froh, diskret darauf aufmerksam gemacht zu werden. So können Sie andereauf Körpergeruch und Mundgeruch ansprechen:

Sofort und geradeheraus

Ihre Kollegin stinkt heute fürchterlich nach Knoblauch? Wenn es kein Dauerproblem ist: Sprechen Sie sie möglichst schnell unter 4 Augen darauf an. An Ort und Stelle kann Ihre Kollegin zwar nicht viel dagegen machen. Aber sie weiß dann zumindest, dass sie heute statt des Aufzugs die Treppe nehmen und das Gespräch mit dem Chef lieber erst morgen suchen sollte. Bringen Sie Ihre Botschaft ohne viel Tamtam rüber, am besten mit einer Pro-forma-Frage: „Frau Schulz, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie heute stark nach Knoblauch riechen?“

simplify-Tipp: in solch einer Situation nicht einfach das Fenster öffnen oder auffällig Abstand halten in der Hoffnung, dass die Kollegin „es dann schon merkt“. Denn solche Gesten sind nie eindeutig und oft Quelle von Missverständnissen („Frau Schneider ist in der Kantine an meinem Tisch einfach vorbeigegangen. Hat die was gegen mich?“).

Dauergeruchsbelästigung?

Wählen Sie einen Zeitpunkt, an dem der andere entspannt ist. Bitten Sie Ihr Gegenüber um Erlaubnis, denn Sie nehmen zu etwas Stellung, das Sie vielleicht gar nichts angeht. Fädeln Sie es vorsichtig ein: „Ich möchte ein etwas heikles Thema ansprechen. An deiner Stelle wäre ich froh, wenn mich jemand darauf aufmerksam machen würde. Darf ich?“

Oft geschickt: Thematisieren Sie nicht in erster Linie den störenden Geruch, sondern weisen Sie auf das medizinische Problem hin, das unter Umständen dahintersteht. Denn Körper- oder Mundgeruch sind oft auch Anzeichen für gesundheitliche Probleme: „Ich bin zwar kein Arzt, aber ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass du möglicherweise ein Problem mit den Zähnen hast. Du riechst seit einiger Zeit aus dem Mund.“

simplify-Tipp: Die besten Chancen haben Sie, wenn Sie und der andere dem gleichen Geschlecht und der gleichen Hierarchiestufe angehören. Bitten Sie als Frau gegebenenfalls einen männlichen Kollegen, mit dem Sie ein gutes Verhältnis haben, den Kollegen mit Mundgeruch anzusprechen, und umgekehrt. Allerdings: Auch als Chef sollten Sie dem Thema nicht ausweichen. Denn ganz gleich, ob Ihr Mitarbeiter Kundenkontakte hat oder „nur“ seine Kollegen unter dem Geruch leiden – das Problem wirkt sich negativ auf Ihren „Laden“ aus.

So verringern Sie die Peinlichkeit

Sie erkennen an der Reaktion Ihres Gegenübers, dass ihm die Sache sehr unangenehm ist? Helfen Sie ihm aus seiner Verlegenheit, indem Sie

  • das Problem auf seine tatsächliche Größe reduzieren („Wer nicht direkt neben Ihnen steht, merkt das wahrscheinlich gar nicht“) – aber bitte bei der Wahrheit bleiben;
  • sich solidarisch zeigen („Ich schwitze im Sommer auch sehr stark“);
  • ihm Schuldgefühle nehmen („Selbst kann man das gar nicht merken“);
  • praktische Sofort-Hilfe anbieten („Ich habe immer eine unbenutzte Zahnbürste und Zahnpasta in der Schreibtischschublade – möchtest du die?“).

Verzichten sollten Sie dagegen auf persönliche Fragen („Duschen Sie eigentlich jeden Tag?“) und auf ungebetene Ratschläge („Vielleicht sollten Sie mal den Zahnarzt wechseln“). Gut: Handelt es sich um ein Dauerproblem, bieten Sie dem anderen an, ihm nach 1–2 Wochen nochmals Rückmeldung zu geben.

Wenn der andere auf Abwehr schaltet

Was tun, wenn der andere trotz aller Bemühungen gekränkt, beleidigt oder aggressiv reagiert („Nein, das bilden Sie sich nur ein. Das hat mir noch niemand gesagt!“)? Machen Sie ihm klar, dass Sie ihn nicht angreifen, sondern ihm Unannehmlichkeiten ersparen wollen und dass es Sie Überwindung gekostet hat, das Thema anzusprechen. Machen Sie keinen Rückzieher, stehen Sie zu Ihren Worten, und beenden Sie das Gespräch. Lassen Sie den anderen eine Nacht darüber schlafen, und vertrauen Sie darauf, dass die Einsicht mit der Zeit kommt. Denn auch wenn der andere zunächst auf Abwehr schaltet, haben Sie eine gute Chance, dass er Ihre Botschaft ernst nimmt. Zeigen Sie beim nächsten Wiedersehen, dass Sie ihn immer noch schätzen und mögen.

Ändert sich das Verhalten nicht, bitten Sie eine andere Person, das Thema noch einmal aufzugreifen. Merkt der Betroffene, dass Sie nicht der Einzige waren, dem es auffiel, wird er sicher nachdenklich. Vielleicht erkundigt er sich auch von sich aus bei anderen – für diesen Fall ist es gut, wenn Sie sich im Umfeld prophylaktisch 1 oder 2 Mitstreiter gesucht haben, die darauf vorbereitet sind, Ihre Schilderung zu bestätigen.

Autorin: Dr. Ruth Drost-Hüttl

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