Spontan eine Rede halten

Spontan eine Rede halten

Leichter, als Sie glauben: die Stegreifrede

Sie werden spontan dazu auserkoren, dem Gastgeber vor allen Festgästen das Gemeinschaftsgeschenk der alten Freunde zu übergeben – mit ein paar würdigenden Worten, versteht sich? Oder Sie sollen in einem kurzfristig anberaumten Meeting das Projekt skizzieren, an dem Sie arbeiten? Die folgenden Tipps des Präsentationstrainers Albert Thiele helfen Ihnen beruflich und privat.

Ein Gedanke reicht

Wenn Sie ohne Vorbereitung zu einem bestimmten Thema sprechen müssen, heißt die goldene Regel: Machen Sie den 1. tragfähigen Gedanken, der Ihnen einfällt, zur Kernaussage, an die Sie alle weiteren Gedanken anknüpfen. Versuchen Sie nicht, alle Aspekte des Themas abzudecken, sondern illustrieren Sie mit Ihrem Aspekt das große Ganze. Das macht nicht nur Ihnen, sondern auch Ihren Zuhörern die Sache leichter. Beispiel: „Die vielen hier versammelten Gäste zeigen, wie offen unser Gastgeber immer für andere Menschen gewesen ist. Ich sehe hier die Freunde aus …“

simplify-Tipp: Auch wenn Sie aufgeregt sind – legen Sie nicht sofort los. Wenn Sie sich auf einen „Rednerplatz“ begeben müssen: Gehen Sie langsamen Schrittes dorthin, und atmen Sie ruhig durch. Dadurch gewinnen Sie nicht nur Zeit zum Überlegen, sondern steigern auch Ihre Wirkung. Beseitigen Sie den Frosch im Hals mit einem kurzen Dank dafür, dass Sie das Wort bekommen haben.

Bewährtem Aufbau folgen

Nennen Sie zu Beginn Ihren Hauptgedanken, und führen Sie ihn dann in einem einfachen, möglichst 3-teiligen Schema aus – etwa Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsaussichten, Problem, Ziel und Lösung oder Position, Gegenposition und Kompromiss.

simplify-Tipp: Stellen Sie an den Abschluss ein Fazit oder auch einen Appell, möglichst in Form einer Ich- Botschaft: „Ich hoffe sehr, dass wir Ende des Jahres …“

Geschichten erzählen

Fakt ist: Die Aufmerksamkeit der Zuhörer ist am Anfang am größten, dann sinkt sie. Fakt ist aber auch: Wer sein Thema zwischendurch mit einer Anekdote veranschaulicht, weckt das Interesse neu. Am besten ist ein persönlicher Zugang: „Ich möchte Ihnen von einer erstaunlichen Begegnung erzählen, die ich letzten Monat bei unserem Kunden xy hatte.“ Aber auch ein Erlebnis anderer oder eine ungewöhnliche Zeitungsmeldung wirkt auflockernd und erhöht die Spannung.

simplify-Tipp: Auch Analogien vereinfachen den Zugang zu einem Thema – etwa: „Unser Team kommt mir wie ein Orchester vor: Auch hier gibt es viele Individualisten, die sich zum Zusammenspiel finden müssen.“

Gedanken-Logbuch

Halten Sie interessante Anekdoten und Zitate, die Sie hören oder lesen, in einem Logbuch fest. Aus diesem Schatz können Sie bei spontanen Redeanlässen schöpfen. Üben Sie, indem Sie solche Sätze bei passenden Gelegenheiten im Alltag verwenden. Wenn Sie beruflich öfter in die Situation kommen, einen Kurzvortrag halten zu müssen, notieren Sie in Ihrem Logbuch auch „Wissensmodule“ wie 1-Minuten-Vorträge über Strategie, Qualität, wichtige Erfolge, Innovationen etc. Ihres Unternehmens.

simplify-Tipp: Stellen Sie die Kürze Ihrer Rede gleich zu Beginn als positiv heraus – etwa mit einem der 2 folgenden Zitate: „Das Geheimnis der Langeweile ist es, alles sagen zu wollen. – An diesem Satz von Voltaire werde ich mich in meinem Grußwort orientieren.“ Oder: „Was nicht in 1 Minute zusammengefasst werden kann, ist weder durchdacht noch entscheidungsreif. – Unter diesen Spruch von Dwight D. Eisenhower möchte ich meine Ausführungen stellen.“

Zum Weiterlesen: Albert Thiele, Präsentieren Sie einfach. Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt a. M. 2007. ISBN 978-3-89981-123-0. 29,90 €.

Spielend üben

Machen Sie Stegreifsprechen zum Gesellschaftsspiel. Das ist nicht nur ein gutes Training, sondern auch sehr erheiternd. Hier 2 Möglichkeiten: 1. Jeder wählt einen Gegenstand im Zimmer (Salzstreuer, Vase, die Saftflasche, je unscheinbarer, desto besser) und hält eine 1-minütige Lobesrede darauf. Auch Schulkindern macht das schon großen Spaß. 2. Bereiten Sie einen Kartenstapel mit Themen vor, zu denen jeder der Anwesenden etwas zu sagen hat. Sind nur Erwachsene dabei, können das Zeitungsthemen (Energiesparen, Autobahnbau etc.) sein, bei Kindern empfehlen sich Themen aus der Schule oder ihrer direkten Lebensumgebung. Nacheinander darf jeder 1 Kärtchen ziehen – und dann 1 Minute über sein Thema reden.

Autor: Tiki Küstenmacher

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