Früher war alles besser: Die moderne Medizin

Früher war alles besser: Die moderne Medizin

Ärzte schienen früher ein hohes Ansehen genossen zu haben. Denn anders kann ich das Bild nicht deuten, das den Beitrag „Hilfe bei großen und kleinen Beschwerden“ im Hausfreund-Kalender von 1966 ziert: Ein junger Arzt schaut streng und ernst durch eine breitrandige Brille in die Kamera, den rechten Zeigefinger mahnend auf Kinnhöhe erhoben. Drumherum gibt es auf vier Seiten allerlei Ratschläge und Hintergrundwissen zu bestimmten Erkrankungen, Verletzungen oder Symptomen.

Für mich ist spannend, welche Schwerpunkte vor 46 Jahren gesetzt wurden. Es beginnt mit Verletzungen – die erreichen auch bei einer Google-Suchanfrage rund 16,7 Mio. Treffer. Danach folgt Zahnkaries – dafür findet Google „nur“ 3,3 Mio. Einträge. Für den Grauen Star gibt es heute 2,2 Mio. Treffer. Dann folgt im Hausfreund-Gesundheitslexikon das Fieber – ein Volltreffer auch bei Google: 13,6 Mio. Einträge.Schlagworte, die uns heute nicht mehr so geläufig sind, weil sich unser Leben oder die Vorsorge verändert hat, sind z. B. „Frostbeulen“, „lockere Zähne“, „Umlauf am Fingernagel“, „Schlicks“ (Schluckauf), „Kiefersperre“ oder „Schlangenbisse“. Dafür haben wir es heute mit Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun. Auch für Rückenschmerzen oder Magenbeschwerden sowie Allergien war im Heft vor 45 schon Platz.Die ganzen Abschnitte in diesem Mini-Gesundheitslexikon sind wieder einmal recht nutzwertig geschrieben. Unter „Altes Hausmittel gegen Übelkeit“ finde ich gerade für die Reiseübelkeit einen Tipp, den ich sicher einmal ausprobieren werde: Man hänge sich „Tag und Nacht“ einen kleinen Stoffbeutel mit 15-20 Gramm Seesalz um den Hals und zwar so, dass der Beutel die Haut berührt. Ich habe davon noch nie gehört. Erst neulich sagte mir eine Mutter, dass sie mittlerweile alles ausprobiert habe, was es an alternativen Mitteln gegen Reiseübelkeit gebe. Ohne Erfolg. Mal sehen, vielleicht tut es der Beutel? Im Internet ist kaum etwas darüber zu finden. Der Hausfreund schreibt: „Es handelt sich um ein Rezept, das aus der ‚Mottenkiste der Großmütter’ stammt, dessen Wirksamkeit aber nicht bestritten wird, ohne dass man freilich eine Erklärung hierfür wüsste.“ Ob Placebo-Effekt oder nicht: Vielleicht hilft’s!Weiter hinten im Heft – darüber hatte ich schon berichtet – gibt es eine Übersicht an Erste-Hilfe-Maßnahmen, die ich wirklich gutheißen kann. Außerdem finden wir im Hausfreund eine Tabelle über die Wirkung von Alkohol. Daraus ist ablesbar, welche Getränke wie viel Alkohol enthalten und wie hoch die Blutalkohol-Konzentration nach 30 Minuten, ein, zwei, drei oder vier Stunden noch ist. Eine weitere Auflistung zeigt, wie lange wir benötigen, um einen bestimmten Blutalkoholgehalt abzubauen und wie fahrtüchtig wir bei wie viel Promille noch sind. Daumen hoch für diese Seite!(Zitate aus: Hausfreund-Kalender 1966, Klambt-Verlag, Speyer, S. 44-47)

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