Persönlichkeitsentwicklung: Die Tagtraum-Technik

Persönlichkeitsentwicklung: Die Tagtraum-Technik

Die Tagtraum-Technik ist eine einfache Methode, mit der Sie ausgeglichener, kreativer und willensstärker werden

In den nächtlichen Träumen verständigt sich unser Unterbewusstsein mit dem Bewusstsein und verarbeitet die Erlebnisse des Tages. Warum sollte die Kommunikation nicht auch umgekehrt funktionieren: Kann man durch gesteuertes Träumen das Unterbewusstsein in gewünschte Bahnen lenken, um das bewusste Handeln zuverlässig zu steuern? Der Zahnmediziner und Heilpraktiker Dr. Rudolf Riedl sagt: Ja, das geht. Mit einem Team von Therapeuten und Medizinern hat er eine Methode entwickelt, die jeder erlernen kann.

Wozu die Tagtraum-Technik gut ist

  • Tagträume schenken Kraft und Motivation zum Verwirklichen von Zielen. Während des Träumens können Sie testen, ob Ihnen eine neue Situation gefällt, und aus der Vorstellung Energie für die Realisierung beziehen.
  • Tagträume sind ein hervorragendes Mittel zur strategischen Lebensplanung. Sie gehen über reines Nachdenken weit hinaus, weil sie alle Sinne erfassen und sogar verborgene Wünsche Ihres Unterbewusstseins ans Licht bringen.
  • Tagträume können Ängste abbauen. Sie helfen Ihnen, eingefahrene Routinen zu ändern und Ihre soziale Kompetenz zu steigern.
  • Tagträume wirken reinigend auf Ihre Seele. Unangenehme Erlebnisse oder geheime Begierden, die auf Ihrer Seele lasten, können Sie Ihren persönlichen Traumgestalten „beichten” und sie so loslassen.
  • Tagträume machen gesünder. Personen in einer Versuchsgruppe, die täglich 30 Minuten tagträumten, hatten nach 3 Monaten ein deutlich gesteigertes Selbstwertgefühl und waren widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten.
  • Tagträume helfen gegen Suchtverhalten. Bei der Gewichtsreduzierung oder bei der Raucherentwöhnung haben sich Tagträume als höchst effizientes Mittel erwiesen.
  • Tagträumen ist keine Flucht aus der Wirklichkeit. Bei allen Menschen, mit denen Rudolf Riedl die Tagtraum-Technik angewendet hat, hat das Tagträumen zur Steigerung des Realitätssinns und der Willenskraft geführt.

Suchen Sie sich Ihren Tagtraumort

Der Ort, an dem Sie tagträumen, spielt eine wichtige Rolle. Richten Sie sich Ihren persönlichen Tagtraumplatz ein: ein bestimmtes Sofa, eine bestimmte Ecke des Zimmers, eine Bank im Freien. Symbolische Gegenstände (ein Kreuz, ein Gemälde, eine Pflanze) und Ihnen angenehme Farben helfen, diesen Ort mit Kraft auszustatten. Leise Hintergrundmusik oder Naturklang-CDs (Meeresrauschen, Vogelstimmen) und Düfte wirken zusätzlich verstärkend.

Ihr persönlicher fester Tagtraumort ist aber nicht der einzige Platz, an dem Sie tagträumen können. In Frage kommen zusätzlich: die Rückbank Ihres Autos, die einsame Wurzel am See, eine ruhige Ecke auf dem Dachboden, die geheimnisvolle Lichtung im Wald.

Blenden Sie Störungen aus

Schalten Sie den Anrufbeantworter ein. Sagen Sie, dass Sie nicht gestört werden wollen. Wenn sich akustische Umweltreize nicht abstellen lassen, hilft die aktive Ausblendetechnik: Wollen Sie in einem Zimmer mit Straßenverkehrslärm die Tagtraum-Technik anwenden, stellen Sie sich vor, Sie säßen in einem Straßencafé in Rom. Alles ist wunderschön: der Sonnenschein, der Espresso, die vorbeiflanierenden Menschen. Die Straßengeräusche gehören zu diesem positiven Bild dazu, so dass Sie sich nach kurzer Zeit nicht mehr innerlich dagegen wehren müssen, sondern sie als selbstverständlichen Bestandteil hinnehmen.

Beginnen Sie die Tagtraum-Technik mit einem Ritual

Grenzen Sie den Beginn Ihres Tagtraums vom Alltag ab, indem Sie ein wiederkehrendes Ritual dafür entwickeln. Riedl nennt das Auszeitritual, weil es den Übergang in eine andere, zeitlose Ebene Ihres Bewusstseins markiert. Es besteht aus 3 Phasen:

  1. Das körperliche Ritual. Wählen Sie irgendeine Geste: Falten Sie die Hände, reiben Sie sich die Stirn, schlagen Sie eine Klangschale an. Entwickeln Sie Ihr eigenes Ritual, das für Sie mit positiven Gefühlen verbunden ist. Nehmen Sie dabei eine gleich bleibende, entspannende Körperhaltung ein.
  2. Das geistige Ritual. Leeren Sie Ihren Geist von störenden Gedanken, indem Sie ihn vollständig mit einer angenehmen Tagtraumphantasie anfüllen. Stellen Sie sich vor, Sie liegen am Strand, Sie sitzen an einem stillen Gebirgssee, Sie schweben im Weltall – oder was immer für Sie mit einer wohligen Empfindung verbunden ist. Lassen Sie dann Ihre normalen Gedanken laufen. Stellen Sie sich zu ihnen wie ein stiller Beobachter. Sehen Sie zu, wie sich der Sturm in Ihrem Kopf langsam legt und Ihr Geist vollkommen leer wird von eigenen Gedanken. Mit etwas Übung wird es bei Ihnen immer schneller gehen, innerlich leer zu werden. Stellen Sie sich einen bestimmten Buchstaben vor, irgendein Symbol oder einfach nur den Begriff „leer”.
  3. Die Drehübung. Wenn Sie die Gedankenleere hergestellt haben, stellen Sie sich vor, Sie drehen sich in Ihrem Körper, in alle Richtungen und so lange, bis alle räumlichen Zuordnungen verschwinden. Nun sind Sie bereit für den eigentlichen Tagtraum.

Unterscheiden Sie zwischen Zweck und Ziel

Einer der möglichen Zwecke des Tagträumens (siehe oben „Wozu die Tagtraum-Technik gut ist”) wird für Sie vorrangig sein, z. B. „Rauchen abgewöhnen”. Das Ziel des Tagtraums ist eine auf dem Zweck beruhende, positiv formulierte Aktion, z. B.: „In einem Lokal anderen Menschen beim Rauchen zusehen und mich dabei sehr wohl fühlen.”

Begeben Sie sich in Ihre Tagtraumsituation

Nehmen Sie den Ort, an dem Sie sich in Ihrer Phantasie befinden (Strand, Gebirgssee, Weltall …), mit allen Sinnen wahr: das Licht, die Temperatur, die Geräusche, den Duft, das Gefühl auf Ihrer Haut. Das wird Ihnen sehr bald gelingen. Etwas schwieriger ist es, in der gewählten Landschaft selbst zu agieren (z. B. sich in dem Lokal mit den Rauchern wohl zu fühlen). Seien Sie nicht enttäuscht, wenn es nicht beim ersten Mal gelingt. Es ist etwas Übung erforderlich, während des Tagträumens Gedanken „festzuhalten”.

Beginnen Sie Ihre Tagtraumhandlung

Orientieren Sie sich bei dem Geschehen, das Sie in Ihrem Tagtraum erleben wollen, an klassischen Mustern. Nehmen Sie Anleihen bei Filmen oder Erzählungen. Bleiben Sie die ganze Handlung lang bei Ihrem Thema, seien Sie aber auch offen für unerwartete Begegnungen und Gefühle während Ihres Tagtraums.

Beenden Sie Ihren Tagtraum mit einem Ritual

Hiermit schlagen Sie die Brücke von der Traumwelt zur Wirklichkeit. Der Abschluss Ihres Tagtraums soll weder aus einem sanften Abgleiten in den Schlaf noch aus einer abrupten Rückkehr in den Alltag bestehen.

Um die Ergebnisse des Tagtraums in der realen Welt nutzen zu können, lassen Sie in Ihrem Tagtraum einen Gegenstand vorkommen, den es auch in Ihrem Alltag gibt, z. B. einen Ring oder ein Kleidungsstück. Wenn Sie dieses Stück im richtigen Leben tragen, wird es Sie an die Kraft Ihres Traums erinnern und Ihnen Kraft geben.

Erschaffen Sie sich Helfer

Eine der wirksamsten Tagtraum-Techniken besteht darin, dass Sie sich eine sanfte, sympathische Person vorstellen, die Sie berührt, mit Ihnen spricht und Sie heilt. Der „innere Arzt” kann nachweislich Krankheiten bekämpfen. Er kann Ihnen sagen, was Sie tun oder lassen, was Sie essen oder welche Medikamente Sie einnehmen sollen. Das heilsame Wesen kann auch ein Tier sein, eine Pflanze oder etwas ganz anderes, z. B. die Sonne.

In Krisenzeiten gehen Sie in Ihrem Tagtraum zu einem Tröster, in seelischen Notlagen zu einem Beichtvater oder einer Beichtmutter. Hier ist die Grenze zum Gebet fließend. Umgekehrt lässt sich sagen: Ein intensives Gebet ähnelt einem Tagtraum.

Entwerfen Sie sich in erotischen Tagträumen keinen neuen Partner, sondern verwandeln Sie Ihren realen Partner (wenn Sie einen haben) nach Ihren Idealvorstellungen. So führt der Traum Sie in der Wirklichkeit zusammen und ist kein phantasiertes Fremdgehen. Probieren Sie auch einmal einen erotischen Tagtraum, in dem Sie sich vorstellen, Sie wären Ihr Partner.

So vermeiden Sie Probleme beim Tagträumen

  • Teilen Sie unübersichtliche Handlungen in mehrere Träume auf. Ein Traum, ein Thema.
  • Erlauben Sie sich, dass in manchen Traumsitzungen gar nichts passiert, sondern Sie sich einfach nur entspannen.
  • Gönnen Sie sich ungeplante, freie Traumphasen.
  • Zwingen Sie sich nicht, etwas „zu sehen”. Die meisten Menschen spüren und erleben Traumgeschichten, ohne dabei etwas vor Augen zu haben.
  • Behalten Sie den Spaß daran. Hören Sie auf, wenn das Tagträumen zum Stress ausartet.
  • Suchen Sie sich einen Menschen, mit dem Sie über Ihre Träume sprechen können – möglichst nicht den Ehepartner, sondern einen Freund/eine Freundin. Behalten Sie ansonsten Ihre Träume für sich.

Zum vertiefenden Weiterlesen: Rudolf Riedl, Wenn die Seele Urlaub macht.

simplify hilft: Ein Beispieltraum

Der Zweck Ihres Tagtraums: Ich möchte einen schönen, gesunden Körper haben. Damit ein Kraft schenkender Tagtraum daraus wird, stellen Sie sich als Ziel vor: Ich werde wegen meines hübschen Körpers von bewundernden Blicken begleitet.

Die Handlung: Es ist später Nachmittag auf den Seychellen. Ich bereite mich vor auf das Fest am heutigen Abend und betrete das Freiluftrestaurant. Ich rieche den Duft des warmen Buffets, höre die Musik der Band und werde zum Tanzen aufgefordert. Ich werde bewundert, weil ich sportlich aussehe und auch spät am Abend noch frisch und leistungsfähig bin. Ich lerne nette Menschen kennen, mit denen ich an den Strand gehe, um im Mondschein zu baden.

Abschluss: Heute habe ich erlebt, wie schön es ist, einen begehrenswerten Körper zu haben. Auch im realen Leben werde ich einen schönen Körper bekommen.

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