
Am Wochenende habe ich den Wattfraß kennengelernt. Da ich in Westdeutschland aufgewachsen bin, kannte ich ihn bisher nicht. Wikipedia muss das geahnt haben. Denn am Wochenende stellte die freie Enzyklopädie auf der Startseite unter „Schon gewusst?“ eben diesen Kobold mit Gerätestecker am Schwanz und Isolatoren auf dem Kopf vor.Es kommt selten vor, dass ich auf der Wikipedia-Startseite etwas anklicke. Diesmal tat ich es und las, was es mit dem Wattfraß auf sich hat. Diese Comicfigur sollte in den 1950er-Jahren in der DDR die Menschen dazu auffordern, Strom einzusparen, insbesondere zu Spitzenzeiten, in denen die Energie für die industrielle Produktion zu knapp wurde.Leider fand sich bei Wikipedia kein Bildchen vom Wattfraß – ich hätte ihn doch gerne mal gesehen! Deshalb recherchierte ich weiter und landete schließlich beim Energiespar-Museum der Website www.energieverbraucher.de. Das Thema Strom sparen bzw. Energie sparen ist so aktuell, dass ich mich länger auf der Seite aufhielt.Ich stöberte etwas im Energiespar-Museum, wo es neben den Comics vom Wattfraß auch noch andere interessante Dinge gibt:
- Da wäre etwa das Energiespar-Spiel Jagd auf Kohlenklau (der Kohlenklau war Vorbild für den Entwurf des Wattfraßes!): Dort gibt es z. B. Strafen für „im Bett lesen, einschlafen und Licht brennen lassen“ oder für „den Rundfunkapparat in Betrieb halten, trotzdem niemand zuhört.“ Lob und Vorrücken oder noch mal Würfeln gibt es z. B. für „den Kühlschrank abstellen, weil es kalt ist“ oder „Licht im Flur ausdrehen, bevor man ins Zimmer geht“. Nun mögen manche Aktionen für heutige Verhältnisse sonderbar klingen – der Kohlenklau trieb im zweiten Weltkrieg sein Unwesen –, aber einige Einsparmaßnahmen sind inzwischen wieder erstaunlich aktuell. Daneben gibt es noch das Energiespar-Memory, das Besucher sogar online spielen können. Tipps wie „Stoßweise lüften“ oder „Wasserkochen schnell, sparsam“ mit Wasserkocher gibt’s auch heute noch. Außerdem lerne ich das LBS-Energiesparspiel kennen. Damit konnten Spielerinnen und Spieler offensichtlich eine Menge Wissen über Energiesparmaßnahmen gewissen: über den wärmegedämmten Dachboden, die Wärmepumpe oder Isolierverglasung.
- Ebenfalls interessant sind die Erläuterungen zu den Energiesparmaßnahmen in der Bronzezeit, vor rund 3.500 Jahren: Die damaligen Flechtwände waren doppelwandig aufgebaut und dazwischen dick mit Gras ausgestopft. „Mit der zehn Zentimeter dicken Grasfüllung ist der Wärmeschutz verblüffend gut“, schreibt der Autor des Beitrags, Werner Eicke-Hennig.
- Weil die Menschen Holz früher vorwiegend als Brennstoff nutzten, gab es irgendwann zu wenig davon. Das erfahre ich im Museumsteil „Die Holznot“. Im 18. Jahrhundert gab es deshalb einen Erlass, die Bäume nicht mehr wie gewohnt mit der Axt abzuhacken, sondern nah bei den Wurzeln mit der Säge zu fällen. So gab es weniger Holzabfall und mehr Holz zum Verbrennen. Ganz einfach!
Mir hat mein kleiner, ungeplanter Ausflug in die Energiesparwelt und -historie gut gefallen. Wie gesagt: Das Thema ist top-aktuell! Hier findet ihr dazu übrigens unseren simplify-Beitrag „Strom sparen: Darauf kommt es an!“