Kindererziehung: So fördern Sie den EQ

Kindererziehung: So fördern Sie den EQ

So steigern Sie die emotionale Intelligenz Ihrer Kinde

Wie wird Ihr Kind mit Enttäuschungen fertig? Kann es sich selbst motivieren? Bleibt es an einer Aufgabe dran? Hat es Freunde? Kann es sich in andere hineinversetzen?

Das alles sind Fähigkeiten der „emotionalen Intelligenz" – nach Ansicht der meisten Experten die wichtigste Qualifikation für den Arbeitsmarkt der Zukunft. Während vom Intelligenzquotienten IQ behauptet wird, dass sich durch Schulung nicht viel an ihm ändern lasse, können Kinder ihren emotionalen Quotienten EQ durch die richtige Kindererziehung nachweisbar steigern. Hier die wichtigsten Forschungsergebnisse.

Achten Sie Ihr Kind als Person

Hören Sie sich den Standpunkt Ihres Kindes an. Bleiben Sie ruhig, auch wenn Sie ganz anderer Ansicht sind. Stellen Sie anschließend Ihre Meinung dar. Vermeiden Sie dabei, Ihr Kind herabzusetzen. Kinder, die von ihren Eltern immer wieder lächerlich gemacht werden, weisen einen noch geringeren EQ auf als körperlich misshandelte. Kinder brauchen die Gewissheit, dass sie um ihrer selbst willen geliebt werden und nicht für das, was sie tun. Ein Kind, das diese Sicherheit nicht erfahren hat, hat als Erwachsener ein geringes Selbstwertgefühl und entwickelt oft ein extremes Verlangen, andere zufrieden zu stellen.

Praxistipp: Geben Sie Ihrem Kind gerade in Konflikt- und Trotzreaktionen erhöhte körperliche Zuwendung (auch wenn Ihnen ehrlicherweise nach einer Ohrfeige zumute ist). Drücken Sie es fest, sehen Sie ihm in die Augen und sagen Sie: „Ich habe dich lieb, aber das machst du nicht noch mal."

Erziehen Sie zur Unabhängigkeit

Eine Kombination aus Liebe und Klarheit scheint Kinder am besten auf eine erfolgreiche Lebensbewältigung vorzubereiten. Setzen Sie Ihren Kindern Grenzen. Kinder interpretieren einen Erziehungsstil, der extrem viel erlaubt, oft als Form der Vernachlässigung, während sie Regeln in vernünftigen Grenzen als Akt der Zuwendung und Fürsorge verstehen – auch wenn sie im konkreten Fall heftig protestieren. Selbstdisziplin ist ein entscheidender Faktor der emotionalen Intelligenz. Den lernt Ihr Kind, indem Sie es regelmäßig zur Mithilfe heranziehen, etwa bei leichterer Hausarbeit. Ideal wäre es, wenn Sie ihm eigenständige Aufgaben übertragen.

Praxistipp: Ein 4-jähriges Kind kann beim Tischdecken den “Hoteldienst” übernehmen und dafür sorgen, dass jeder Platz mit einer Serviette ausgestattet ist. Ein 7-jähriges Kind könnte die Rolle des “Mundschenks” spielen, jeden nach seinen Getränkewünschen fragen und eigenständig die Getränke holen.

Vermeiden Sie Überfürsorglichkeit

Wenn Sie Ihr Kind von Herausforderungen fernhalten, lernt es nicht, sich in schwierigen Situationen zu bewähren. Lassen Sie Ihr Kind ruhig auch eine Niederlage erleben und machen Sie ihm klar: “Davon geht die Welt nicht unter. Was kannst du fürs nächste Mal daraus lernen?” Ein konstruktiver Umgang mit Niederlagen gehört zu den wichtigsten Lektionen auf dem Weg zu problemlösendem Denken.

Praxistipp: Vermeiden Sie übermäßige Hilfe bei den Hausaufgaben, sonst vermitteln Sie Ihrem Kind: “Du schaffst wichtige Herausforderungen nur mit Hilfe anderer.”

Behandeln Sie Ihr Kind nicht als etwas Besonderes

Es kann zwar kurzfristig das Selbstwertgefühl steigern, wenn Sie Ihrem Kind zu verstehen geben: “Alles, was du anpackst, machst du besonders gut.” Später aber können daraus Versagensängste werden, wenn sich das Kind der Belastung aussetzt, ständig Spitzenleistungen erbringen zu müssen. Normale Leistungen wertet es dann bereits als Misserfolg.

Praxistipp: Loben Sie konkret. “Es gefällt mir, wie du diesen Turm heute gebaut hast” anstelle von “Du baust immer so tolle Sachen”. Oder: “Schön, dass dir das jetzt aufgefallen ist” statt “Du siehst einfach alles”.

Entfremden Sie Ihr Kind nicht seinen Gefühlen

Emotionale Intelligenz ist eng verbunden mit Gefühlen. Meist wird in der Kindererziehung aber die Bedeutung der Vernunft bei der Bewältigung von Lebensproblemen überschätzt und der Anteil der Gefühle nicht genügend gewürdigt. Ein ungutes Gefühl bei einem Geschäftsabschluss etwa kann eine entscheidende Hilfe zur Vermeidung eines Misserfolgs sein.

Praxistipp: Melden Sie Ihrem Kind bei einem Trotzanfall zurück, dass sein Zorn an sich o.k. ist: “Du bist jetzt wütend, und das kann ich sogar ein bisschen verstehen. Ich weiß, wie du dich fühlst, denn ich bin auch manchmal ärgerlich.” Wenn die Situation es erlaubt, lassen Sie Ihrem Kind einen Freiraum für sein Gefühl: “Geh in dein Zimmer, bis du dich beruhigt hast.” Werten Sie nicht. Untersagen Sie ihm schädliche Handlungen (wenn das Kind beißt oder etwas kaputt macht), aber verbieten Sie nicht das Gefühl.

Angeregt durch Seymour Epstein, Constructive Thinking, Praeger Publishers, New York 1998. 26,45 €. ISBN 0-275-95885-X.

Autorin: Dr. Elisabeth Rimmele-Schick

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