Konfliktmanagement bei unangenehmen Fragen

Konfliktmanagement bei unangenehmen Fragen

So reagieren Sie geschickt auf neugierige Fragen

Wer kennt sie nicht, die indiskreten Fragen von Kollegen, Freunden und Bekannten, Verwandten und Nachbarn? Klar ist: Sie wollen solche Fragen nicht wirklich beantworten. Doch wie schaffen Sie das, ohne dass Ihre Reaktion die Gesprächsatmosphäre oder gar Ihre Beziehung belastet? Mithilfe der 6 Strategien, die wir Ihnen vorstellen, bleiben Sie auch bei hartnäckigen Fragern souverän.

simplify-Tipp: Haben Sie dabei kein schlechtes Gewissen, sondern sagen Sie sich: „Ich schulde auf diese Frage keine Antwort.“

1. Info-Gehalt auf Null setzen

Strategie: Antworten Sie ( –> ) mit einer Floskel oder ausweichend, sodass der andere hinterher genauso klug ist wie vorher!

Beispiel: „Warum bist du zum Arzt gegangen?“ –> „Mir geht’s gut, danke für die Nachfrage!“

Oder: „Warum haben Sie sich krankschreiben lassen?“ –> „Ich war nicht gesund.“

Oder: „Ich habe dich gestern nicht erreicht. Wo warst du denn?“ –> „Ich war nicht zu Hause.“

2. Vage bleiben

Strategie: Geben Sie eine konkrete Information, die den Kern der Frage jedoch nicht beantwortet.

Beispiele: „Was haben Sie für Ihre Wohnung gezahlt?“ –> „In dieser guten Lage liegen die Preise natürlich etwas über den durchschnittlichen Frankfurter Wohnungspreisen.“

Oder: „Was verdienen Sie eigentlich?“ –> „Das branchenübliche Gehalt.“

3. Humorvoll ausweichen

Strategie: Mit Humor signalisieren Sie auf nette Art und Weise, dass das Thema den anderen nichts angeht.

Beispiele: „Was wiegst du eigentlich?“ –> „Nach diesem guten Essen mehr als vorher!“

Oder: „Was hat das Kleid denn gekostet?“ –> „Ich habe wochenlang gehungert, damit ich es mir leisten konnte.“

Oder: „Worüber habt ihr euch unterhalten?“ –> „Du weißt doch, wir reden immer nur über euch Frauen!“. Mit einem Augenzwinkern unterstreichen Sie den humorvollen Charakter Ihrer Antwort noch.

4. Eine Gegenfrage stellen

Strategie: Kontern Sie mit genau derselben oder einer abgewandelten Frage.

Beispiele: „Wie alt sind Sie?“ SIE: „Wie alt sind Sie denn?“

Oder: „Wollten Sie kein 2. Kind?“ SIE: „Wollten Sie kein 3. Kind?“

Hinweis: War Ihr Gegenüber einfach nur gedankenlos, so wird er daraufhin vermutlich das Thema wechseln. Entsprang die Frage dagegen eigener „Betroffenheit“ (z.B. drohender runder Geburtstag, Konflikte um die Familienplanung), so wird der andere Ihre Frage vermutlich beantworten. In diesem Fall sind Sie frei, das Thema aufzugreifen oder nicht.

5. Indirekt verweigern

Strategie: Sie lassen ausschließlich Ihren Körper sprechen – mit einer abwehrenden Gestik oder Mimik. Sobald Sie sicher sind, dass der andere diese wahrgenommen hat, wechseln Sie das Thema, sodass kein ungutes Schweigen entsteht.

Beispiel: „Dein Kleid sitzt so eng. Hast du stark zugenommen?“ Sie erwidern, indem Sie mit den Achseln zucken, eine Augenbraue heben oder den Kopf schütteln. Dann sprechen Sie etwas Unverfängliches an.

6. Offen verweigern

Strategie: Sprechen Sie offen aus, dass Sie die Frage nicht beantworten möchten, und gehen Sie dann zu einem anderen Thema über.

Beispiel: „Hast du Krach mit Deinem Mann?“ –> SIE: „Ich finde, das geht dich gar nichts an. – Wie findest du die neueste simplify-Ausgabe?“

Die Schärfe der Grenzziehung regulieren Sie mit Ihrem Tonfall. Oder Sie antworten theatralisch-übertrieben mit dem Satz aus Wagners Lohengrin „Nie sollst du mich befragen!“ und lenken das Gespräch dann in ein anderes Fahrwasser.

Schlagfertigkeits-Training

Vielleicht haben Sie sich beim Lesen der Beispiele gewünscht: „Das müsste mir in der konkreten Situation einfallen!“ Damit Ihr Wunsch Wirklichkeit wird, üben Sie sich in Schlagfertigkeit! Lassen Sie sich von Ihrem Partner/einem guten Freund indiskrete Fragen stellen, und spielen Sie jeweils die 6 Strategien durch.

simplify-Tipp: Ihr Trainingspartner sollte mit einer Frage beginnen, die Sie innerlich kalt lässt. Später wagen Sie sich an eine Frage heran, die Sie tatsächlich fürchten.

Die richtige Strategie …

…hängt stark von Ihrem Gegenüber, von Ihrer Beziehung zueinander und von der Frage selbst ab. Unhöfliche Fragen werden oft lediglich aus Ungeschicklichkeit gestellt. Dann passt in vielen Fällen eine humorvolle Reaktion. Bei starken, womöglich bewussten Grenzverletzungen ist es dagegen angebracht, den anderen eindeutig in seine Schranken zu verweisen. Es kann aber auch sein, dass Ihr Gesprächspartner seine Frage aus Sorge um Sie gestellt hat. Anerkennen Sie in diesem Fall die Sorge – auch wenn Sie die Frage selbst nicht beantworten: „Ich bin gerührt, Mutter, dass du dir Gedanken über unser Familienleben machst. Aber Thomas und ich diskutieren das unter uns aus.“

Wenn Ihnen diese Tipps für die Kommunikation in schwierigen Situationen noch nicht reichen, schauen Sie sich doch einfach unsere anderen Tipps an, die Ihnen helfen, souverän im Gespräch zu bleiben und die Kontrolle über Ihre Kommunikation zu bewahren!

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