In der Kommunikation Anerkennung vermitteln

In der Kommunikation Anerkennung vermitteln

So schenken Sie anderen dieses Lebenselixier

Herr Maier beschwert sich darĂŒber, dass sein Chef seine vielen Überstunden fĂŒr selbstverstĂ€ndlich hĂ€lt. Theresa (9) ist traurig, weil ihre frĂŒhere Freundin sie keines Blickes mehr wĂŒrdigt. Familie Krajic fĂŒhlt sich missachtet, weil in ihrem Briefkasten keine Einladung zum Hausfest lag. All diese Menschen leiden unter mangelnder Anerkennung. Dabei wĂ€re sie so wohltuend, wichtig – und kostenlos. Hier 4 Arten von Anerkennung und wie Sie sie anderen Menschen durch bewusste Kommunikation oder Gesten schenken.

1. Anerkennung durch Aufmerksamkeit

WĂ€hrend sie am Schreibtisch telefonieren, lesen viele Menschen nebenbei ihre E-Mails oder tippen mit sanften AnschlĂ€gen weiter. Auch wenn Sie glauben, Ihr GesprĂ€chspartner bekomme das nicht mit: Meist merkt er an kleinen Verzögerungen in der Antwort oder am Ausbleiben von BestĂ€tigungslauten wie „mmh“, dass Sie nicht ganz bei der Sache sind.simplify-Rat: Wenn der Computerbildschirm Ihre Blicke magisch anzieht, schalten Sie ihn aus, bevor Sie jemanden anrufen oder wenn das Telefon klingelt. Oder stehen Sie auf, um rĂ€umliche Distanz von der Ablenkung zu schaffen.

Auch in Besprechungen nehmen NebenbeschĂ€ftigungen zu. Wer nicht „dran“ ist, tippt eine SMS ins Handy oder ruft am BlackBerry E-Mails ab. Die Folge: Die AtmosphĂ€re konzentrierter Besprechung ist gestört, die aktiven Teilnehmer fĂŒhlen sich mit ihren BeitrĂ€gen nicht ernst genommen.simplify-Rat: Verlassen Sie lieber kurzzeitig den Raum, als vor den anderen mit Handy & Co. zu hantieren.FĂŒr berufliche wie fĂŒr private GesprĂ€che wichtig: Nehmen Sie regelmĂ€ĂŸig Blickkontakt mit Ihrem GesprĂ€chspartner auf. Schauen Sie die Putzfrau, die abends Ihr BĂŒro betritt, beim GrĂŒĂŸen an. Sehen Sie immer wieder hoch, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Partner kochen und sich dabei unterhalten.

2. Anerkennung durch Interesse

Vor allem MĂ€nner können prĂ€chtig mit jemandem zusammenarbeiten, mit dem sie kaum einmal ein persönliches Wort gewechselt haben. Mit den meisten Menschen im beruflichen und privaten Umfeld haben sie in der gemeinsamen Kommunikation „ihre“ Themen (Kollegen, Technik, Heimwerken, Sport 
), aber wenig Interesse an allem, was abseits davon liegt.

simplify-Rat: Nehmen Sie andere nicht nur in der Funktion wahr, in der Sie mit ihnen zu tun haben. Frau Meckle im Zimmer nebenan ist nicht nur Kollegin, sondern auch Mutter von 2 Schulkindern, begeisterte Radfahrerin, Krimifan etc. Nutzen Sie Smalltalk-Gelegenheiten (Warten am Lift, an der Bushaltestelle), um etwas ĂŒber andere zu erfahren. Bester AufhĂ€nger: Greifen Sie etwas auf, das Sie am anderen beobachten („Ich sehe, wie Sie mit Liebe Ihre Blumen pflegen“).

Betrachten Sie das nicht als belanglosen Zeitvertreib, sondern merken Sie sich persönliche Infos ĂŒber den anderen: seine kulinarischen, sportlichen oder musikalischen Vorlieben, seinen Geburtstag, den Beruf des Partners, welche Ausbildung der Sohn beginnen möchte usw. Notieren Sie sich das Wichtigste in Ihrem Zeitplanbuch oder einer Datei im PC. Kommen Sie bei Gelegenheit darauf zurĂŒck: Hat der Junior den Ausbildungsplatz gefunden? Gratulieren Sie zum Geburtstag, bringen Sie Ihr italienisches Lieblingsrezept mit.

3. Anerkennung der Zugehörigkeit

Dazugehören ist ein menschliches GrundbedĂŒrfnis. WĂ€hrend Kinder oft grausam direkt andere aus Spiel oder Clique ausschließen („Hau ab!“), gibt es unter Erwachsenen oft subtilere Formen des Ausschlusses.

simplify-Rat: Überarbeiten Sie regelmĂ€ĂŸig Ihre E-Mail-Verteiler, damit niemand, den Ihre Informationen betreffen, diese aus dritter Hand erfahren muss. Ob Nachbarschaft, Kollegenkreis, Verein oder Bibelgruppe der Gemeinde: Heißen Sie neue Mitglieder ausdrĂŒcklich willkommen. Wenn sich alle in einem Kreis duzen, bieten Sie’s auch den Neuen nach einem ersten Beschnuppern an. Verteilen Sie nach NeuzugĂ€ngen in Schulklasse, Chor etc. rasch eine aktualisierte Adressliste. Laden Sie zum „inoffiziellen Teil“ von Veranstaltungen (Mittagessen in der Seminarpause, Kneipentreffen nach Gemeinderatssitzung) alle ein.

4. Anerkennung durch Lob und Dank

„Man kann nie genug loben“ hieß es vor einigen Jahren. Inzwischen mehren sich Stimmen aus der Forschung, die dem widersprechen: Lob kann auch abhĂ€ngig machen, die Eigenmotivation schwĂ€chen, Leistungsdruck aufbauen. Wie Lob wirkt, hĂ€ngt allerdings stark von der Art des Lobens ab (Tipps dazu unten).

simplify-Rat: Sprechen Sie Ihre Anerkennung besonders denen aus, die ĂŒblicherweise nur wenig davon bekommen: Reinigungspersonal, VerkĂ€uferinnen, die Sie nett bedienen, Lehrer Ihres Kindes. Auch Chefs werden meist nicht mit Lob ĂŒberhĂ€uft – sagen Sie dem Ihren bei passender Gelegenheit, wofĂŒr Sie ihn bewundern (z. B. Gelassenheit in Krisensituationen) oder ihm dankbar sind.

Ohne Anerkennung lÀuft nichts

Geben Sie Menschen, zu denen Ihr VerhĂ€ltnis derzeit angespannt ist, mehr Anerkennung. Denn der Grund fĂŒr Beziehungsstörungen ist fast immer der, dass sich der eine vom anderen nicht anerkannt fĂŒhlt.

simplify-Rat: Worum es in Ihren Konflikten geht, gibt oft einen Hinweis, wofĂŒr der andere anerkannt sein möchte. Vielleicht geben Sie Ihrem Teenager Anerkennung fĂŒr seine schulische Leistung, aber zu wenig fĂŒr seine Kompetenzen als selbststĂ€ndig handelnder Mensch. Ihr Partner möchte vielleicht mehr gewĂŒrdigt werden in seiner Rolle als Manager der Familienfinanzen, als Liebhaber oder als Vater. Ihre Kollegin sehnt sich nach Lob fĂŒr ihre prĂ€zise formulierten Briefe oder fĂŒr ihren Modegeschmack. Es ist oft so einfach, einen anderen Menschen glĂŒcklich zu machen!

Richtig loben

  • Loben Sie ehrlich und angemessen – so, dass Ihr Lob wirklich etwas wert ist! FĂŒr SelbstverstĂ€ndliches meist am besten: ein herzliches „Danke“ – das können Sie jeden Tag aufs Neue fĂŒr den gedeckten FrĂŒhstĂŒckstisch sagen!
  • Loben Sie spezifisch. Beschreiben Sie, was Ihnen gefallen hat: „Im Zeltlager hatten Sie eine tolle Mischung aus freier BeschĂ€ftigung und Programm.“ Bringen Sie Ihr GefĂŒhl zum Ausdruck: „Ich bin so froh darĂŒber, dass die Kinder mĂŒde, gesund und glĂŒcklich wiedergekommen sind.“ So entgehen Sie der Versuchung gedankenlos dahingesagter Lobesworte („Das war mal wieder super!“).
  • Loben Sie nicht vergleichend. Mit „Sie machen das viel besser als Ihr Kollege“ (oder noch schlimmer: „Sie machen das schon fast so gut wie Herr Meier“) zĂŒchten Sie ein KonkurrenzverhĂ€ltnis.
  • Loben Sie nicht in Verbindung mit Kritik. Ein angefĂŒgtes „Aber“ macht jedes Lob zunichte!
  • Loben Sie sofort – nicht erst dann, wenn Sie wieder etwas vom anderen wollen („Niemand hat so ein Organisationstalent wie du!“).

Autorin: Dr. Ruth Drost-HĂŒttl

Mehr zum Thema Kommunikation verbessern