Über die Kunst eine Frage zu stellen ohne zu fragen

Über die Kunst eine Frage zu stellen ohne zu fragen

Vor zwei, drei Wochen schaute ich mir einen Film an. Darin gab es eine Szene, die mich seither anspornt, es anders zu machen. Mit „es“ meine ich das Fragenstellen. Gesehen habe ich „The Tourist“, ein Thriller mit Angelina Jolie und Johnny Depp. Die beiden treffen erstmals im Zug aufeinander. Er fragt sie sinngemäß: „Wollen Sie mit mir essen gehen?“ Sie bleibt ihm die Antwort schuldig und gibt unmissverständlich zu verstehen: Wenn er möchte, dass sie ihn begleitet, darf er sein Anliegen nicht als Frage formulieren!Dieser Moment ließ mich aufhorchen. Spannend! Er macht einen zweiten Versuch, sie kontert: „Schon wieder eine Frage!“ Beim dritten Mal sagt er so etwas wie: „Ich habe Hunger und werde jetzt in den Speisewagen gehen, um etwas zu essen. Es würde mich freuen, wenn Sie mitkommen!“ Keine Frage. Sie macht es!Habt ihr das schon einmal ausprobiert? Keine Ja-/Nein-Frage zu stellen, wenn ihr um etwas bittet? Es ist gar nicht so einfach! Ich probiere es seither immer wieder aus, denn diese Nicht-Fragen-Variante ist eindeutig charmanter! Sie gibt beiden Seiten nicht das Gefühl, dass es 50 % für ein Ja und 50 % für ein Nein gibt. Die Formulierung macht den Fragenden unabhängiger und selbstbewusster: Er wird so oder so in den Speisewagen gehen, ob sie nun mitkommt oder nicht. Natürlich wäre es schön, wenn sie ihn begleiten würde. Wenn nicht, hält er dennoch an seinem Vorhaben fest. Er weiß, was er will.Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gibt, die mit geschlossenen Fragen nicht gut zurecht kommen. Denn sie fordern eine Entscheidung ein. Das heißt, man muss sich festlegen. Das Nicht-Fragen ist eine Einladung: „Ich gehe essen und freue mich, wenn du mich begleitest.“ Ich behaupte, so fällt das „Ja-Sagen“ viel leichter!

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