Beileid aussprechen – aber wie?

Beileid aussprechen – aber wie?

Die 5 W-Fragen zur aufrichtigen Anteilnahme

Beileid aussprechen fällt uns häufig schwer: Wir wollen Anteil am Tod eines Menschen nehmen, sind uns aber unsicher, ob und wie das am besten gelingen mag. Die simplify-Botschaft dazu lautet: Bleiben Sie bei sich selbst! Worauf es im Einzelnen ankommt, wenn Sie Beileid aussprechen wollen, erläutern wir anhand der 5 wichtigsten Fragestellungen:

1. Warum ist Ihr Beileid wichtig?

Beileid aussprechen heißt mit-trauern. Damit begleiten Sie die Hinterbliebenen aktiv bei deren Trauerarbeit und zeigen: „Meine Gedanken gelten euch und dem Verstorbenen. Ich bin bereit, mit euch darüber zu sprechen, wenn ihr mich braucht.“ Das Beileid ist außerdem Ihr ganz persönlicher Weg, um sich der eigenen Trauer bewusst zu werden und diese auszudrücken. simplify-Rat: Sehen Sie das Kondolieren nicht als lästige Pflicht, sondern als großartige Chance, jemanden in Erinnerung zu behalten und wertzuschätzen.

2. Wie bekunden Sie am besten Ihr Beileid?

Wenn Sie die oder den Verstorbenen gut gekannt haben oder engen Kontakt zur Familie pflegen, empfiehlt sich ein Trauerbesuch. Er ist persönlich und bietet Gelegenheit zum Dialog. simplify-Rat: In manchen Regionen ist es üblich, einfach bei den Verwandten zu erscheinen. Wenn Sie unsicher sind, rufen Sie vorher an, ob Ihr Besuch erwünscht ist. Die Mehrheit der Anteilnehmenden wählt die Trauerkarte, um Beileid auszusprechen. Der Vorteil: Sie haben Zeit, sich Gedanken über die richtigen Worte zu machen. simplify-Rat: Es ist hilfreich, einen kleinen Vorrat an Kondolenzkarten zu Hause zu haben. Dennoch sollte die Karte zum Verstorbenen passen. Greifen Sie im Zweifel lieber zu einer neutralen Karte ohne Trauerspruch. Eine Karte ist auch dann sinnvoll, wenn Sie mündlich Ihre Anteilnahme aussprechen. Das Telefon ist bei größeren Entfernungen die Alternative zum Kondolenzbesuch. Inzwischen bieten auch E-Mail und Internet die Möglichkeit, zu kondolieren. simplify-Rat: Erhalten Sie die Nachricht über den Tod eines Menschen per E-Mail, übers Internet (z. B. Twitter, Facebook) oder übers Telefon, können Sie Ihr Beileid über dieselben Kanäle aussprechen – jedoch niemals alternativ den unpersönlicheren Weg nehmen.

3. Wann sollten Sie Ihr Beileid aussprechen?

Hierzu gehen die Meinungen auseinander: Mancher will den Hinterbliebenen erst einmal Zeit lassen, um das Nötigste zu regeln. Andere melden sich umgehend, nachdem sie vom Tod erfahren haben. simplify-Rat: Direkt nach der traurigen Nachricht sind Sie erfahrungsgemäß selbst am meisten betroffen. Wenn Sie authentisch bleiben wollen, nutzen Sie diesen Moment, um Ihrem eigenen Schmerz oder Ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So wird Ihr Beileid persönlicher.

4. Wem gilt Ihr Beileid?

Sie können sich entweder an die Menschen richten, zu denen Sie am meisten Kontakt hatten. Oder Sie wählen die Person als Empfänger aus, die dem Verstorbenen am nächsten stand bzw. in einer Traueranzeige ganz oben bei den Trauernden steht.

5. Welche Worte sind die richtigen?

Heimgang, Ableben, Schicksalswendung, Anteilnahme, Kondolenz – diese Worte benutzen wir selten im Alltag. Sie sind uns fremd. Das gilt genauso für einen komplizierten, ernst und traurig wirkenden Satzbau, wie er häufig auf Kondolenzkarten zu finden ist. Das alles befremdet auch die Empfänger! simplify-Rat: Schreiben oder sprechen Sie lieber in Ihrer eigenen Sprache! Machen Sie es persönlich und verzichten Sie auf vorgefertigte Beileidsbekundungen. Hier unsere Tipps für die richtigen Worte zum Beileid aussprechen:

  • Starten Sie und bleiben Sie bei Ihren Gefühlen („Die Nachricht vom Tod hat mich erschüttert …“ oder „Ich bin immer noch sprachlos …“), und geben Sie nicht vor, die des Trauernden zu kennen („Ihnen hat es sicher den Boden unter den Füßen genommen …“). Vermeiden Sie auch typische Aussagen („Es war besser so …“ oder „Nun ist er endlich erlöst …“), denn sie stehen Ihnen nicht zu.
  • Zeigen Sie den Angehörigen, warum Sie die oder den Verstorbenen nicht vergessen. Drücken Sie stets positiv aus, was sie oder ihn ausgezeichnet hat („Sein Lachen hat uns alle mitgerissen …“) oder wofür sie/er Ihre Wertschätzung erhält („Max ist sich selbst immer treu geblieben. Er ist und bleibt damit ein Vorbild für mich …“).
  • Fällt es Ihnen schwer, über sich selbst zu sprechen, z. B. weil Sie die oder den Verstorbenen nicht mochten? Dann können Sie auf die Beziehung zwischen dem Hinterbliebenen und ihr oder ihm eingehen („Ich habe dich immer dafür bewundert, dass du Marie die letzten Monate rund um die Uhr begleitet hast …“).
  • Vermeiden Sie gut gemeinte Ausblicke in die Zukunft („Du findest bestimmt wieder ein neues Glück …“ oder „Bald haben Sie diese schlimme Zeit überstanden und können wieder nach vorne sehen …“). Bleiben Sie in der Gegenwart. Schmerz und Trauer dürfen sein.
  • Schreiben Sie dem Trauernden auch nicht vor, was er zu tun hat („Nach den vielen Jahren der Pflege wird es nun Zeit, dass du an dich denkst!“).
  • Verhindern Sie, dass Sie eigene Trauer einbringen und dadurch mit-leiden („Ich weiß genau, wie Sie sich jetzt fühlen! Mir ging es mit meiner Mutter genauso. Sie ist vor 6 Monaten verstorben …“). Gestehen Sie den Trauernden eigene Emotionen zu, die ganz anders ausfallen können als Ihre.
  • Verabschieden Sie sich genauso persönlich, wie Sie begonnen haben („Ich fühle mich tief verbunden mit euch …“ oder „Wir denken an dich …“).

Autorin: Dunja Herrmann

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