Grabbeln, Gackern, Gargalesis

Grabbeln, Gackern, Gargalesis

Kaum jemand kommt an Pippi Langstrumpf vorbei. Das behaupte ich einfach mal. In meiner Kindheit begleitete sie mich, inzwischen ist sie ein beliebtes Hörspiel für meine Tochter geworden. Erst neulich war bei uns zu hören: Pippi in Taka-Tuka-Land. Dort halten Piraten Kapitän Langstrumpf gefangen – sie wollen seinen Schatz. Pippi macht sich mit ihren Freunden auf den Weg, um ihren Vater zu befreien.  Kapitän Langstrumpf geht es indes nicht besonders gut in Gefangenschaft. Die Piraten foltern ihn, um herauszufinden, wo er seinen Schatz versteckt hält. Diese Folter muss in einem Kinderbuch natürlich kindgerecht dargestellt werden. Wisst ihr noch, wie die Piraten Langstrumpfs Aussage erzwingen? Sie kitzeln ihn!  Bereits in der Antike nutzten die Römer Kitzeln als Foltermethode: Im frühneuzeitlichen Dreißigjährigen Krieg wurden angeblich manche Opfer gezwungen, die Füße in Salz zu tauchen, das anschließend von Ziegen abgeleckt wurde. Man denke nur an sich selbst, wie sehr man sich windet, wenn die richtigen Stellen angeregt werden …  Doch im normalen Kitzelalltag strampeln und schlagen wir nicht nur um uns, wir lachen auch unwillkürlich. Warum ist das so?  Dieser Frage geht die Zeitschrift P.M. Magazin Fragen & Antworten in ihrer Februar-Ausgabe nach. Das Aufkreischen und Krümmen vor Lachen, wenn man an besonders empfindlichen Stellen gekitzelt wird, ist ein Reflex aus der Vorzeit, heißt es. Gargalesis heißt diese Reaktion in der Wissenschaft.  Besonders reizbare Punkte sind die Taille oder der Bauch, denn dort liegen wichtige Organe. Das Gehirn signalisiert „Gefahr“, wenn man dort berührt wird – aber auch die Füße sind empfindlich, denn die braucht man zum Weglaufen. Gibt das Gehirn nach dem ersten Schock eine Entwarnung, brechen wir in Gelächter aus. Die Wissenschaft deutet diese Reaktion als Zeichen sich auflösender Anspannung.  Das erklärt auch, warum wir uns selbst nicht kitzeln können: Nähern wir die eigene Hand mit entsprechender Absicht einer empfindlichen Stelle, weiß unser Gefühls- und Denkorgan bereits vorher, was gleich kommt und identifiziert die Berührung als ungefährlich.  Tja, wer also einen kleinen Gefahrenkick braucht, ohne sich tatsächlich in Gefahr zu bringen, kann sich von nun an kitzeln lassen! Viel Spaß!

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