Kommunikation: Freie Rede halten

Kommunikation: Freie Rede halten

Mit ein paar Tipps und Tricks besiegen Sie die Angst und kommen gut rüber

„Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert bis zu dem Zeitpunkt, wo du aufstehst, und eine Rede halten willst.“ So sagte es Mark Twain und beschrieb damit eine Erfahrung, die viele machen. Hier Rede-Tipps erfahrener Profis aus vielen Jahrhunderten:

Feuer!

Der Theologe und Heilige Augustinus (354–430) beschreibt die Grundvoraussetzung, um eine Rede halten zu können: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“ Sprechen Sie nur über Dinge, für die Sie glühen können. Oder finden Sie den Punkt in Ihrer Rede, für den Sie sich begeistern können. Damit beginnen Sie!

Lampenfieber?

Gegen Auftrittsangst hilft der Satz des Sportpsychologen Reinhard Kemmler: „Am schlimmsten ist nicht die Angst, sondern die Angst vor der Angst.“ Oder die Einsicht des Sängers der Punkband Sex Pistols, Johnny Rotten: „Lampenfieber zeigt uns nur, dass uns der Auftritt wichtig ist. Dass wir da nicht halbherzig reingehen.“Ein gutes Mittel gegen den Stress unmittelbar vor dem Auftritt: Stehen Sie langsam auf, gehen Sie aufrecht, in mittlerem Tempo und bewusst „neutral“ (kein Seemannsgang, keine ulkigen Verrenkungen, keine jovialen Blicke ins Publikum) aufs Rednerpult zu.Wenn Sie während Sie Ihre Rede halten von einer Panikattacke erwischt werden, geben Sie es vor dem Publikum zu und bringen Sie es mit diesem Zitat des kanadischen Kommunikationsberaters Eric Bergman zum Schmunzeln: „Studien haben ergeben: Die Angst Nummer 1 des Menschen ist das öffentliche Reden. Angst Nummer 2 ist der Tod.“

Pult?

Reden Sie möglichst barrierefrei – ohne Rednerpult und ohne Zettel in der Hand. Wenn es nicht ohne Manuskript geht, lassen Sie es auf dem Pult liegen und stellen Sie sich neben, nicht hinter das Pult. Sprechen Sie die ersten Sätze grundsätzlich frei (notfalls auswendig lernen). Damit fädeln Sie sich ins freie Reden ein, und auch wenn Sie danach ablesen, wirkt es weniger verkrampft.

Atmen!

Atmen Sie aus, wenn Sie vor Ihrem Auftritt nervös sind. Das Einatmen übernimmt Ihr Körper selbst – nicht immer aber das Ausatmen.

Ruhe!

Nehmen Sie sich Zeit fürs Sprechen. Hetzen Sie nicht durch Ihr Referat. Was Sie erzählen, ist Ihnen bekannt, den Hörern in der Regel nicht. Diese benötigen mehr Zeit, um das Neue aufzunehmen, als Sie zum Sprechen brauchen.Pausen wirken weniger lang, als sie Ihnen erscheinen. Setzen Sie Pausen besonders vor wichtigen Äußerungen ein. Aber übertreiben Sie dabei nicht, sonst wirkt es theatralisch.Wenn Sie sich beim Reden Zeit nehmen, strahlen Sie unwillkürlich Ruhe aus und wirken sicherer. Sprechen Sie Wörter bis zum Wortende deutlich. Das hindert Ihre Gedanken, Ihrem Sprechen davonzueilen oder sich auf Nebengleise zu verirren.

Gesten?

Lassen Sie Ihre Hände möglichst mitreden und mitarbeiten, wenn Sie eine Rede halten, aber vermeiden Sie wildes Gestikulieren. Benutzen Sie grundsätzlich nicht beide Hände für dieselbe Gestik. Verstecken Sie Ihre Hände nie in Hosen- oder Jackentaschen und verschränken Sie sie keinesfalls hinter dem Körper. Auch gefaltete Hände vor dem Körper oder gar verschränkte Arme wirken wie eine Barriere.Führen Sie Ihre Hände immer wieder einmal locker zusammen und halten Sie sie oberhalb der Gürtellinie. Raumgreifende Gesten unterstreichen wichtige Stellen Ihrer Rede: Wollen Sie Großes sagen, machen Sie große Bewegungen. Variieren Sie Ihre gewohnte Gestik.Machen Sie oft ausschweifende, aber unpräzise Gebärden, so beschreiben Sie einen filigranen technischen Schaltplan. Ist Ihre gewohnte Gestik eher sparsam, dann beschreiben Sie mit den Armen ein opulentes Bild.Wichtig ist nur, dass Ihre Hände das mitmalen, was Ihre Worte ausdrücken.

Linkshänder?

Wenn Sie Linkshänder sind, setzen Sie bewusst immer wieder Ihre rechte Hand ein, dann wirken Sie weniger „linkisch“. (Haben Sie sich einmal im Video gesehen? Sie werden staunen!)Peter Stangel aus München ist klassischer Dirigent und Sprechtrainer. 

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