Tikis Welt: Zeitmanagement

Tikis Welt: Zeitmanagement

Jeder Tag schenkt Ihnen 24 Stunden

Zeit ist eine demokratische Einrichtung, die jeden gleich behandelt: Alle Menschen haben 24 Stunden am Tag (abzüglich Schlaf), Sie genauso wie ich, Tiki Küstenmacher, Kinder genauso wie Erwachsene, die Professorin genauso wie die Verkäuferin, der Familienvater genauso wie der Single. Und doch schauen wir immer wieder neidvoll auf andere Menschen, die „Zeit haben“, während wir unter „Zeitdruck“ leiden, darunter, dass die Zeit uns „drängt“ oder (scheinbar) sogar „davonläuft“.

ZeitgefĂĽhle

Im Bundesdurchschnitt empfinden 27 % aller Autofahrer den Straßenverkehr mit seinen vielen Staus als stressig, in München dagegen nur 12 %. Wie ein Stau empfunden wird, liegt offenbar an der Lebensart einer Stadt und der Persönlichkeit der Fahrer. Kurz: Es liegt an Ihnen. Also, entspannen Sie sich! Wenn Sie wütend werden, geht’s auch nicht schneller.

Von Bert Brecht gibt es das berühmte Gedicht über den „Radwechsel“:

„Ich sitze am Straßenhang.

Der Fahrer wechselt das Rad.

Ich bin nicht gerne, wo ich herkomme.

Ich bin nicht gerne, wo ich hinfahre.

Warum sehe ich den Radwechsel

Mit Ungeduld?“

Auch wenn ich den darin zum Ausdruck kommenden Pessimismus nicht teile, helfen mir diese Zeilen, mein Eilen und Hetzen zu hinterfragen. Mein Tipp: Variieren Sie das Brecht-Gedicht, und erfinden Sie in Zeiten, in denen Sie von irgendeinem kaputten Rad „ausgebremst“ werden, Ihre eigene Anleitung zu Geduld. Ein Beispiel von mir:

„Ich sitze am S-Bahnhof.

Die S-Bahn ist gerade weg – ohne mich.

Ich habe mich noch ein paar Minuten mit

meiner Frau unterhalten.

FĂĽr die Besprechung nachher wird schon

noch genĂĽgend Zeit bleiben.

Warum sollte ich jetzt nicht einfach mein

Buch auspacken?

Da, wo ich bin.“

Zeitgeschenke

„Tut mir leid, dass ich dich nicht angerufen habe, aber weißt du, ich hatte keine Zeit …“ Das haben Sie bestimmt auch schon oft zu hören bekommen. Wahrscheinlich waren Sie enttäuscht, hatten aber Verständnis. Aber was bedeutet es, wenn Ihnen jemand sagt: „Ich habe keine Zeit gehabt“? Dahinter steckt doch in Wirklichkeit: „Ich hatte keine Zeit für Dich“. Für andere Dinge hat er in seinen 24 Stunden ja offensichtlich Zeit gehabt. Mein Tipp: Wenn Sie möchten, dass sich jemand Zeit für Sie nimmt, dann fragen Sie so: „Haben Sie Zeit für mich?“ Oder: „Wann hast du Zeit für mich?“ Am besten sagen Sie auch gleich, wie viel Zeit Sie sich von Ihrem Gegenüber in etwa wünschen – 5 Minuten, eine halbe Stunde oder einen ganzen Abend.

Ihnen kommen solche „Keine Zeit“-Sätze auch öfter über die Lippen? Verzichten Sie auf ausführliche Begründungen, die dem anderen das Gefühl geben, er rangiere bei Ihnen unter „ferner liefen“ oder hätte Sie mit seinem Anliegen „belästigt“. Verknüpfen Sie Ihre Entschuldigung mit einer positiven Aussage wie „Jetzt bin ich für dich da“. Oder: „Schön, dass es heute mit uns geklappt hat.“

Ich kenne eine viel beschäftigte Frau, die hat einmal zu mir gesagt: „Ich habe keine Zeit, aber für dich habe ich immer Zeit.“ Wie gut tut es, so etwas zu hören! Die Botschaft ist klar: „Wenn du mich brauchst, dann nehme ich mir Zeit für dich.“ Ihre Zeit ist ein Geschenk, das Sie weiterschenken können. Sagen Sie’s doch auch mal so.

Gewonnene Zeit

Wir beklagen uns gern darüber, wie viel Zeit wir verlieren: durch die Warterei beim Arzt, den lahmen Computer, die ineffiziente Besprechung … Mein Tipp: Schärfen Sie Ihren Blick einmal für die vielen Zeitgewinne, die Ihnen während eines Tages einfach so zufallen. Dass Sie beim Einkaufen schnell durch die Kasse gekommen sind. Dass Ihre Spülmaschine seit Jahren klaglos ihren Dienst verrichtet. Dass Sie den Kopierer ohne Kopierstau vorgefunden haben. Nehmen Sie die gewonnene Zeit, und gönnen Sie sich damit ein paar schöne Momente.

Autor: Tiki KĂĽstenmacher

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