Lebenskunst im Umgang mit sich selbst
Lebenskunst: Früher war das eine Sache derer, die sonst schon alles hatten. Heute wird ohne sie das Leben und die Persönlichkeitsentwicklung schwierig. Infrage steht nicht mehr nur, das Leben zu genießen, sondern überhaupt erst leben zu können.Weil viele Vorgaben fürs Leben verloren gingen: Vorgaben der Tradition (wie es früher gemacht wurde), der Konvention (wie es alle machen) und der Religion (wie Gott es befohlen hat). Damit war bis ins Detail geregelt, wie Leben und Zusammenleben aussehen sollten. Nun müssen Sie sich selbst etwas einfallen lassen. Das betrifft in erster Linie Ihren Umgang mit sich selbst. Aber wer hat da Umgang mit wem?
Wer mit wem?
Ein Teil von Ihnen mit einem anderen Teil. Etwa der „Kopf“ mit dem „Bauch“. Innerhalb Ihres Kopfes die verschiedensten eigensinnigen Gedanken. Innerhalb Ihres Bauches die gegensätzlichsten Gefühle. Jeder dieser Teile ist ein Ich für sich. Wenn Sie alle Teile so ins Verhältnis zueinander setzen, dass sie zu einem „Wir“ werden, entsteht Selbstfreundschaft, griechisch philautía. Aristoteles erkannte in seinem Buch Nikomachische Ethik erstmals ihre Bedeutung: Es geht nicht mehr um Identität (Wer bin ich?), sondern um die Integrität der verschiedenen Ichs in Ihrem Selbst (Wer sind wir?).Wie geht das? Wie erreicht man dieses Stadium der Persönlichkeitsentwicklung?