Kleine Rede halten mit großer Wirkung

Kleine Rede halten mit großer Wirkung

Was alte Silvestertraditionen Ihnen heute sagen können

Raketen und Böller, Sekt und „Dinner for one“ gehören für viele Menschen hierzulande an Silvester einfach dazu. Wir haben für Sie recherchiert, welche Silvesterbräuche es früher gab bzw. in anderen Ländern heute noch gibt. Hier einige Weisheiten, die wir in diesen Bräuchen entdeckt haben.

Verabschieden Sie das alte Jahr

„Blicken Sie nach vorne!“, wird in allen möglichen misslichen Lebenssituationen gerne geraten. Denn wer sich ständig mit der Vergangenheit beschäftigt, hat in seinem Leben keinen Platz für Neues. Doch zugleich gelingt ein Neuanfang nur dann, wenn Sie das Vergangene bewusst loslassen, sich von ihm verabschieden. So machen es die Argentinier am 31.12.: Die entsorgen an diesem Tag nicht mehr benötigte Unterlagen und Papiere, schneiden diese klein und werfen sie aus dem Fenster. In italienischen Städten wie Neapel oder Florenz warfen die Menschen früher alte Kleidungsstücke auf die Straße, in Berlin verbrannte man (vor 200 Jahren) die alten Kleider.

simplify-Tipp: Mindestens genauso sinnvoll und wesentlich einfacher als zu Silvester die Wohnung auf Vordermann zu bringen oder den privaten Papierkram zu erledigen: Entsorgen Sie 1 oder 2 Dinge, die für Sie einen negativen Symbolwert besitzen. Erinnerungsstücke an eine Beziehung, die Sie hinter sich gelassen haben. Die Rechnungen Ihrer schmerzhaften Zahnsanierung im letzten Jahr. Die Jacke, die in einer depressiven Phase ein „Trostkauf“ war und die Sie nie wirklich mochten. Sagen Sie dabei entschlossen: „Vorbei!“

Nehmen Sie sich Zeit, das letzte Jahr Revue passieren zu lassen. Was nehmen Sie mit ins neue Jahr an neu erworbenen Fähigkeiten, unvergesslichen Erlebnissen und tiefen Erfahrungen? Wofür und wem sind Sie dankbar? Ergreifen Sie alle Gelegenheiten, die sich Ihnen heute bieten, um Ihren Dank auszudrücken – im persönlichen Gespräch, am Telefon oder mit einem kurzen Brief, der den Empfänger am 2. Januar mehr erfreuen wird als alle routinemäßigen Wünsche für einen „guten Rutsch“.

Sehen Sie in die Zukunft

Vermutlich auf antike Orakelbräuche geht das hierzulande recht populäre Bleigießen zurück. Aber auch in anderen Ländern gibt es ähnliche Traditionen. So verwendet man beispielsweise in Russland geschmolzenes Wachs zum Wahrsagen. Das Schöne an dieser Sitte: Die gegossenen Formen lassen sich fast beliebig interpretieren.

simplify-Tipp: Wenn Sie Silvester zu zweit, in der Familie oder in einem kleineren Kreis feiern, nehmen Sie das Gesellschaftsspiel des Bleigießens zum Anlass, um gemeinsam einen Blick in die Zukunft zu tun. Damit sich das Ganze nicht auf den Austausch witziger Bemerkungen beschränkt, sagen Sie vorher, dass Sie die Gelegenheit gerne nutzen würden, um über das nächste Jahr ins Gespräch zu kommen. Welche Erwartungen oder Wünsche können Sie mit Ihrer Bleifigur verbinden? Tauschen Sie sich darüber aus!

Lassen Sie das Glück herein

Eine alte schottische Silvestertradition: first footing. Nach diesem Brauch bringt es Glück, wenn der 1. Besucher, der das Haus nach Mitternacht betritt, ein großer, dunkelhaariger Mann ist (wahrscheinlich ein Überbleibsel aus der Wikingerzeit, als blonde Haare ein sicheres Zeichen dafür waren, dass es sich um einen Feind handelte). In asiatischen Ländern wie China oder Korea werden in der Neujahrsnacht bereits um 23 Uhr alle Fenster und Türen geöffnet, damit das Glück nicht draußen bleibt.

simplify-Tipp: Gerade in unsicheren Zeiten neigt man dazu, sich zurückzuziehen, ja einzuigeln. Sehen Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung nicht als Festung („My home is my castle“), sondern als Raum der Begegnung. Öffnen Sie Ihr Zuhause – und damit auch sich selbst – für andere Menschen. Welche nette Nachbarin hat vielleicht schon oft an Ihrer Schwelle gestanden (z. B., um sich eine Kochzutat zu borgen), ohne dass Sie sie jemals hereingebeten hätten? Welche freundschaftliche Beziehung stagniert, weil Sie sich immer nur auf neutralem Territorium (z. B. in Ihrem Langzeitkurs bei der Volkshochschule oder bei der Chorprobe) treffen? Welche Freunde Ihrer Kinder kennen Sie kaum noch? Sprechen Sie Einladungen aus – ob spontan „auf eine Tasse Kaffee“ oder zu einer Mahlzeit.

Workaround: Neue Wege für ein gutes neues Jahr

Was für uns heute ein prächtiges Feuerwerk ist, war früher der Versuch, mit Krach und Feuerzauber die bösen Geister zu vertreiben. Denn von jeher haben die Menschen versucht, in der Neujahrsnacht auf das Gelingen des neuen Jahres hinzuwirken.

simplify-Tipp: Für das Gelingen des neuen Jahres sind heute die guten Vorsätze zuständig, die die meisten Menschen zum Jahresanfang fassen. Dabei geht es häufig darum, den bösen Geist der eigenen Trägheit zu vertreiben und endlich abzunehmen, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen, häufiger am Wochenende wegzufahren, mehr Zeit für die Familie zu erübrigen … Doch viele Menschen legen ihre guten Vorsätze schon nach wenigen Wochen frustriert ad acta.

Ersparen Sie sich solchen Frust dieses Jahr! Sehen Sie Ihre eigentlichen Ziele, und finden Sie Möglichkeiten, diese auf anderem Wege zu erreichen (= Workaround). Z. B.: Schaffen Sie sich gut aussehende Kleidung in Ihrer Größe an – und Sie werden sich trotz der paar Pfunde zu viel wohlfühlen. Machen Sie dieses Jahr eine Etappenwanderung oder Radtour statt eines Cluburlaubs – und Sie werden als Familie wieder enger zueinanderfinden, obwohl Sie nach wie vor in der Arbeit stark eingespannt sind.

Legen Ihren persönlichen Neujahrstermin fest

Viele Neujahrsbräuche folgen dem Motto „Wie das Neujahr beginnt, so ist das ganze Jahr“. So gibt es fast überall auf der Welt besondere Essensbräuche, die mit der Erwartung verbunden sind, dass es auch im ganzen folgenden Jahr nicht an gutem Essen fehlen soll. Doch oft beginnt das neue Jahr mau: So manch einer verdirbt sich an den Festtagen mit allzu reichlichem Essen den Magen oder startet verkatert ins neue Jahr. Jährlich fällige Abbuchungen (z. B. Versicherungsprämien) räumen im Januar das durch Weihnachten ohnehin schon belastete Konto leer. Bei vielen Paaren und in vielen Familien kommen an den gemeinsam verbrachten Tagen schwelende Konflikte zum Ausbruch. Entsprechend scheitern viele gute Vorsätze daran, dass sie schon gebrochen sind, bevor das neue Jahr eine Woche alt ist. Als Stichtag für einen Neuanfang scheint uns der 1. Januar denkbar ungeeignet zu sein!

simplify-Tipp: Suchen Sie sich einen alternativen Termin für Ihr persönliches Neujahr. Das ist besonders dann wichtig, wenn Sie gute Vorsätze umsetzen möchten. Für viele Menschen günstig: der 7. Januar – dann sind die genussreichen Festivitäten vorüber, und der Alltag ist wieder eingekehrt. Aber warum nicht auch der 15.1. oder der letzte Sonntag im Januar? Solch ein flexibler Anfang hat übrigens Tradition: So kennen beispielsweise der Islam und das Judentum einen beweglichen Neujahrstag, der vom Mond abhängt. Und bevor Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 den Neujahrsbeginn auf den 1. Januar festlegte, wurde der Jahresbeginn in ganz Europa zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert.

Autorin: Dr. Ruth Drost-Hüttl

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