5 Redeweisen, die Sie für mehr Ehrlichkeit streichen sollten

5 Redeweisen, die Sie für mehr Ehrlichkeit streichen sollten

Ehrlichkeit steht in der Rangfolge der Werte, die Kindern vermittelt werden sollen, bei den Deutschen ganz oben – ergab eine Umfrage des Magazins Reader’s Digest. Doch ehrlich zu sein bedeutet weit mehr, als Lügen und Ausreden zu vermeiden. Wir haben 5 Redeweisen identifiziert, die einem offenen Gespräch entgegenstehen:

„ehrlich gesagt“

Haben Sie „ehrlich gesagt“ nächste Woche keine Zeit, die Nachbarskatze zu füttern / noch keine freie Minute gehabt, um das Geschenk Ihrer Schwägerin auszupacken / gar nicht mit Ihrer Beförderung gerechnet? Beteuern Sie Ihre Ehrlichkeit, bedeutet das eher das Gegenteil:

  1. Sie deuten an, dass Ihnen etwas peinlich ist (schließlich hat Ihre Nachbarin so viel für Sie getan).
  2. Sie sagen gezwungenermaßen die peinliche Wahrheit (denn Ihre Schwägerin würde als Nächstes fragen, wie Ihnen das Geschenk gefallen hat).
  3. Sie sind nicht ganz bei der Wahrheit geblieben (in Wirklichkeit waren Sie sich Ihrer Beförderung sicher).

simplify-Tipp: Lassen Sie „Ehrlichkeit“ verbal aus dem Spiel. Machen Sie stattdessen eine freundliche Bemerkung: dass Sie die Katze gern füttern, wenn Sie weniger um die Ohren haben. Dass Sie das Geschenk beim nachmittäglichen Familienkaffee öffnen werden. Dass Sie sich sehr über die Beförderung freuen, auch wenn Sie insgeheim damit gerechnet haben.

„Das ist mir ganz gleich“

„Mögen Sie Kaffee oder Tee?“ – „Sollen wir die Besprechung bei mir oder bei dir machen?“ Wer bei einer Auswahl keine Umstände machen möchte, reagiert gern mit „Das ist mir ganz gleich.“ Das Problem: Was bescheiden wirken soll, klingt in Wirklichkeit desinteressiert.

simplify-Tipp: Wenn Sie eine der Alternativen bevorzugen, stehen Sie dazu: „Um diese Uhrzeit trinke ich gern noch einen Kaffee.“ Wenn Sie „Aber Tee ist mir auch recht“ hinzufügen, weiß der Gastgeber: Will sonst niemand Kaffee, kann er sich auf den Tee beschränken. Sie haben tatsächlich keine Meinung? Dann formulieren Sie positiv: „Mir ist beides sehr recht.“ Oder bitten Sie Ihr Gegenüber zu entscheiden. Humorvolle (und in der Regel wahre) Begründung: „Ich musste heute schon so viele Entscheidungen treffen. Ich bin froh, wenn Sie mir eine abnehmen!“

„Passt schon“

Soll Offenheit signalisieren, lässt Ihr Gegenüber aber rätseln: Ist es wirklich in Ordnung, dass ich Brokkoli statt Zucchini eingekauft habe / seine Mail an den Chef weitergeleitet habe / eine halbe Stunde später kommen werde?

simplify-Tipp: Bekennen Sie Farbe! Positiv: „Toll, wir hatten schon so lange keinen Brokkoli mehr!“ Verhalten: „Meinst du, Brokkoli schmeckt in der Quiche?“ Negativ: „Brokkoli wird Jonas nicht essen.“ Vorteil für Sie beide: Der andere lernt, Sie und die Situation besser einzuschätzen.

„eigentlich“

Meist drückt „eigentlich“ aus, dass Sie sich Ihrer Sache nicht ganz sicher sind, das aber nicht zugeben möchten oder sich ein Hintertürchen offenhalten wollen: „Eigentlich bin ich mit meinem Job zufrieden.“ – „Eigentlich müsste die Datenrettung mit diesem Tool klappen.“ Ein aufmerksamer Zuhörer wird das registrieren und nachhaken: „Was gefällt dir denn nicht so an deiner Arbeit?“ – „Was tun wir, wenn sich die Daten auf der Festplatte damit nicht wiederherstellen lassen?“

simplify-Tipp: Verzichten Sie auf das Wort „eigentlich“. Sie dürfen auch Zufriedenheit über Ihren Job äußern, wenn Sie nicht jede Sekunde am Arbeitsplatz verbringen. Wenn Sie (wie bei der Datenrettung) keine falschen Versprechungen abgeben wollen, nennen Sie Ihren Vorbehalt explizit: „Diese Methode klappt in über 90 % aller Fälle.“ Auch das Wort „sicher“ maskiert oft die eigene Unsicherheit: „Es ist sicher nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Zuversicht können Sie aber nur verbreiten, wenn Sie selbst welche spüren! Drücken Sie sie direkt aus: „Ich bin zuversichtlich, dass wir einen Ausweg finden.“

„Ich kann nicht“

Natürlich können Sie nicht an zwei Orten gleichzeitig sein – das würde gegen die Naturgesetze verstoßen. Oft verschleiert „Ich kann nicht“ allerdings, dass Sie andere Prioritäten haben. Beispiel: Weil Ihre auswärts studierende Tochter nächstes Wochenende nach Hause kommt, möchten Sie am Samstagabend lieber daheim sein, als die Geburtstagsparty eines Freundes zu besuchen.

simplify-Tipp: Gestehen Sie sich selbst ein: „Ich will nicht“ (am Samstag weggehen, die Eltern in die Kur begleiten, für den Elternbeirat kandidieren). Machen Sie sich klar, warum – und vermitteln Sie das auf freundliche Art und Weise. Ein gutes Schema dafür ist:

  1. Dank und Freude („Ich habe mich sehr gefreut, dass du mich einlädst“),
  2. klare Absage („Dieses Jahr gebe ich dir leider einen Korb“),
  3. kurze Begründung („Ich habe Theresa versprochen, daheim zu sein“). 
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