Spiritualität: So tanken Sie neue Kraft nach keltischer Gewohnheit

Spiritualität: So tanken Sie neue Kraft nach keltischer Gewohnheit

Entdecken Sie für sich die Kraft des Schutzgebets

Brustpanzer (Lateinisch: lorica) – so heißen die Schutzgebete bzw. Schutzlieder, die vor allem in der Geschichte der irischkeltischen Kirche eine wichtige Rolle spielen. Sicherlich sind Sie als Mensch des 21. Jahrhunderts mit anderen Gefahren und Belastungen konfrontiert als die Menschen im Mittelalter. Dennoch kann diese Gebetsform auch hier und heute heilsam wirken. Hier einige simplify-Anregungen wie St. Patricks Worte auf Ihre Spiritualität wirken können.

Patricks Morgengebet

Eines der bekanntesten Schutzgebete wird dem heiligen Patrick zugeschrieben. Der aus England stammende Missionar Patrick (ca . 385–461) soll es der Überlieferung nach gesungen haben, als er auf dem Weg zu dem irischen Hochkönig Laoghaire war, den er für das Christentum gewinnen wollte. (Tatsächlich ist das kraftvolle Gebet, das bis heute als Kirchenlied gesungen wird, wohl etwas späteren Ursprungs.)

Was Ihnen Kraft gibt

„Ich erhebe mich heute in der Kraft …“ lautet der Anfang der 5 ersten Abschnitte.

simplify-Anregung: Bauen Sie für Ihre Sicherheit nicht nur auf äußere Schutzmaßnahmen wie Versicherungen, Ersparnisse, einbruchsichere Schlösser (so sinnvoll diese auch sein mögen), sondern darauf, dass Ihnen in Ihrem Leben immer wieder neue Kraft geschenkt wird, um Schwierigkeiten und Schicksalsschläge zu bewältigen.

Beginnen Sie Ihren Tag damit, dass Sie an die Kraftquellen denken, aus denen Sie „heute“, also in den unmittelbar vor Ihnen liegenden Stunden, schöpfen werden. Das kann die Sonne sein, die jetzt im Frühling immer mehr an Kraft gewinnt, Ihre Freude an der Bewegung, das Zusammensein mit einem lieben Menschen, der Glaube, dass Sie bei allem, was Sie tun, von Gott begleitet sind …

Nutzen Sie die Kraft, die bereits in dem Wort „sich erheben“ steckt. Fordern Sie sich morgens im Bett nicht dazu auf, „jetzt aufzustehen“, sondern sagen Sie sich: „Ich erhebe mich jetzt.“ Denken Sie dabei an den Anblick eines Berges, der sich über dem Tal erhebt. Spüren Sie den Unterschied?

Woran Sie glauben

„Ich erhebe mich heute in der Kraft der Geburt Christi und seiner Taufe, in der Kraft seiner Kreuzigung und seiner Grablegung, in der Kraft seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt, in der Kraft seiner Wiederkunft beim Jüngsten Gericht.“ Ein Glaubensbekenntnis in Miniaturform!

simplify-Anregung: Viele Menschen haben heute Probleme mit dem kirchlichen Glaubensbekenntnis. Aus dem, was Sie nicht glauben, können Sie jedoch keine Kraft schöpfen. Schauen Sie zu Beginn des Tages auf das, was Ihnen etwas bedeutet, worauf Sie Ihr Vertrauen setzen, z. B.: „Ich vertraue darauf, dass ich geliebt bin.“– „Ich vertraue darauf, dass es einen Gott gibt, dem wir Menschen wichtig sind.“„Ich vertraue auf Jesus, der Menschen geheilt hat.“

Gott in allen Dingen begegnen

„Ich erhebe mich heute in der Kraft der Himmel, des Lichtes der Sonne, des Glanzes des Mondes, des Leuchtens des Feuers, des Eilens des Blitzes, des Sausens des Windes, der Tiefe des Meeres, der Festigkeit der Erde, der Härte der Felsen.“ In der irischen Spiritualität spielt die Gegenwart Gottes in der Natur, im Kosmos und im Leben des Menschen eine große Rolle. Die Natur – sie ist die Schöpfung Gottes. Und nichts im Leben ist so profan, dass es nicht mit Gott in Verbindung stünde.

simplify-Anregung: Sperren Sie Gott nicht in die Kirche ein, um ihn dort sonntags zu besuchen – sondern nehmen Sie ihn in Ihrem Alltag wahr. Viele Menschen beten vor allem dann, wenn sie in Not sind. Trauen Sie sich auch mit Ihrem Kleinkram zu Gott („Gib mir Geduld mit dem neuen Kollegen!“ – „Danke, dass ich den Schlüssel wiedergefunden habe!“).

Spüren Sie Gott – und lassen Sie ihn für andere spürbar werden

„Christus schütze mich heute … Christus sei mit mir, Christus vor mir, Christus hinter mir, Christus sei in mir, Christus unter mir, Christus über mir, Christus sei mir zur Rechten, Christus mir zur Linken, Christus sei, wo ich liege, Christus, wo ich sitze, Christus, wo ich mich erhebe“.

simplify-Anregung: Wenn die keltischen Heiligen bedrängt oder angegriffen wurden, zogen sie einen Kreis um sich herum, den sogenannten „Caim“, und machten sich damit die Gegenwart Gottes bewusst. Ziehen auch Sie – je nach Situation mit der Hand, dem Fuß oder in Gedanken – einen Caim, wenn Ihr Chef Sie vor versammelter Mannschaft zur Schnecke macht oder wenn Sie Gefahr laufen, Ihre eigenen Werte zu verraten.

„Christus sei im Herzen eines jeden, der an mich denkt, Christus sei im Munde eines jeden, der von mir spricht, Christus sei in jedem Auge, das mich sieht, Christus in jedem Ohr, das mich hört“.

simplify-Anregung: Diese Bitten sind auf wunderbare Weise zweideutig: Sie bitten darum, dass Sie von anderen die Achtung, Liebe und Güte erfahren, die Jesus den Menschen seiner Umgebung geschenkt hat. Und zugleich darum, dass Sie sich anderen gegenüber so verhalten, dass diese in Ihnen Christus erfahren können.

Für alle, die mehr über die irische Spiritualität erfahren möchten, eine anregende Lektüre: David Adam: Der Gott, der uns umgibt. Aussaat Verlag. Neukirchen-Vluyn 2010. ISBN-13: 978.3.7615- 5765-5, gebraucht erhältlich. Das Gebet des hl. Patrick finden Sie in verschiedenen Textversionen im Internet, unter anderem unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Lorica_(Religion). Melodie: sligo-man.com/midi/Pages/midimenu2.html („The Lorica of St Patrick“), als Hymne bei Youtube (Suchbegriffe breastplate + Patrick)

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