Neue simplify-Tipps, wie Sie mit Vorwürfen Ihres Chefs oder Ihres Partners besser umgehen können
„Nie kann ich’s dir recht machen.“ – „In deinen Augen bin ich ein Versager.“ – „Was ich auch sage, Sie haben etwas daran auszusetzen.“ So klingen Vorwürfe zwischen Ehepartnern, zwischen Kindern und Eltern, zwischen Mitarbeitern im Beruf. Vorwürfe sind die Samenkörner des Streits, sie können die Quelle werden für lang anhaltendes Unglück. Ein Unglück, das vermeidbar wäre – wenn Sie im Konfliktmanagement richtig mit Vorwürfen umzugehen lernen. Hier ein paar Einsichten, die Ihr Zusammenleben revolutionieren können.
Eine Ohrfeige, die als Streicheln gemeint war
Der Ursprung eines Vorwurfs ist gut, auch wenn das oft nicht mehr zu spüren ist. Wenn eine Frau ihrem Mann Vorwürfe macht, ein Lehrer seinem Schüler, ein Chef seiner Mitarbeiterin – dann tun sie alle das, weil sie tief in ihrem Inneren die Hoffnung haben, der andere könnte sich in ihrem Sinne ändern. Hätten sie das nicht, würden sie den Kontakt abbrechen. Ein Vorwurf will Gemeinschaft wiederherstellen. Aber so, wie er ausgesprochen wird, zerstört er sie. Das ist der verhängnisvolle Widerspruch vorwurfsvoller Kommunikation. Aber es gibt ein Mittel, mit dem Sie diesen Widerspruch besiegen können.
Die Sache mit dem Handschuh
Der Vorwurf entfaltet seine destruktive Kraft erst, wenn ihn der Angesprochene auf sich bezieht: wie ein Fehdehandschuh, der erst dann zum Startpunkt eines Duells wird, wenn ihn jemand aufhebt (vermutlich kommt das Wort „Vorwurf“ sogar von diesem Brauch des Handschuh-Hinwerfens). Bleibt der Handschuh liegen, ist das für den „Vorwerfenden“ eine Schmach. Sein Angriff ging ins Leere. Er muss den Handschuh (seinen „Vorwurf“) wieder an sich nehmen oder liegen lassen.
Lassen Sie den Vorwurf im Raum stehen
Diese Redensart enthält eine tiefe Weisheit. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, wann ein Vorwurf ausgesprochen wird – und reagieren Sie dann nicht impulsiv. Um im Bild mit dem Fehdehandschuh zu bleiben: Ziehen Sie sich den Handschuh nicht gleich an. Das heißt: Ergehen Sie sich nicht in Selbstbeschuldigungen, selbst wenn Sie gemeint sind. Werfen Sie aber auch nicht gleich selbst Ihren Fehdehandschuh hin. Kontern Sie nicht mit einem Gegenvorwurf.
Wechseln Sie die Ebene
Machen Sie sich deutlich: Wenn ein Vorwurf ausgesprochen wird, ist das eine aggressive Aktion des anderen. Nun haben Sie es in der Hand, ob der Angriff wirkt oder nicht. Egal, ob Sie den Vorwurf annehmen (das kann oft schon durch ein kaum merkliches inneres Einknicken geschehen) oder mit einem Gegenangriff zurückgeben – mit beiden Reaktionen gehen Sie auf die Kampfansage ein. Im ersten Fall als potenzieller Verlierer, im zweiten als potenzieller Aufheizer der Situation. Gehen Sie den dritten Weg: Lassen Sie den Vorwurf stehen (oder liegen), nehmen Sie den Gesprächspartner gleichsam an der Hand und führen Sie ihn auf anderes Terrain – an den Verhandlungstisch, in die Gesprächsecke oder meinetwegen auf ein Besäufnis mit anschließender Verbrüderung.
Der wunderbare Friedensschluss
Der dritte Weg ist der Weg des Friedens, der Weg der De-Eskalation. Gerade manche Paare können das als Sensation empfinden, manchmal nach vielen Jahren des Dauerstreits. Denken Sie daran: Es gibt einfach Menschen, bei denen klingen Behauptungen stets vorwurfsvoll. Und es gibt Menschen, die jede dahingesagte Bemerkung als Angriff verstehen. So wurde, ohne dass beide das wirklich wollten, aus jedem zweiten Gespräch eine Kampfszene. Häufig haben sich dabei Muster eingespielt, die von beiden gar nicht mehr wahrgenommen wurden: Der eine hat die Bemerkungen immer als Fehdehandschuh empfunden und jedes Mal schuldbewusst aufgehoben. Wenn diese Struktur im Konfliktmanagement endlich durchschaut wird, kann ein Paar (oder Eltern und Kinder, Chef und Mitarbeiter) zu einer neuen Dimension der Zusammenarbeit finden – auch nach vielen Jahren fehlgelaufener Kommunikation.