Gegensätze und -paare gehören zu unserem Leben. Ohne „böse“ wüssten wir vielleicht nicht, was „gut“ bedeutet. Manchmal sehen wir nur eine Seite davon und vergessen, dass es sich lohnen kann, auch die andere in Betracht zu ziehen – insbesondere dann, wenn wir uns an der negativen Seite festbeißen.
So ging es meiner Freundin Martina. Sie war auf der Suche nach neuen Geschäftsräumen. Sie habe schon die halbe Stadt angeschaut, doch das Passende sei noch nicht dabei gewesen, schrieb sie mir irgendwann. Dann, kurze Zeit später, telefonierten wir miteinander. Sie erzählte mir von Büros auf einem ehemaligen Kasernengelände. „Die Räume sind richtig schön“, sagte sie. Alles sei frisch in Stand gesetzt. Zwischen den einzelnen Mietern bestünde ein gutes Verhältnis. „Wenn da nur nicht eine Sache wäre, die mir Kopfzerbrechen macht!“ „So, was denn?“, fragte ich sie. „Das Gebäude, in dem die Büros untergebracht sind, war früher einmal ein Krankenhaus“, war ihre Antwort. „Irgendwie habe ich damit ein ungutes Gefühl. So viel Krankheit, Leid und Tod gab es an diesem Ort.“ Ich fragte sie, ob sie Angst habe, dass sich das auf sie übertrage und negativ auf ihre Arbeit auswirke. „Ja, schon“, antwortete sie. „Hast du denn bedacht, dass in einem Krankenhaus auch viele Menschen gesund werden? Dass sie es geheilt wieder verlassen können?“, fragte ich sie. „Nein! So habe ich es noch gar nicht gesehen! Es stimmt, du hast Recht!“ Bei Martina war der sprichwörtliche Knoten geplatzt. Sie war noch zweimal dort, um sich die Räume anzuschauen, die sie jetzt anmieten wird – mit einem positiven Gefühl!