- So werden Sie innere Blockaden los, die Ihr Glück behindern
- Zum Einstieg eine Übung
- Urteil und Realität unterscheiden sich
- Urteile vermehren sich wie Krebs
- Befreien Sie sich davon, Probleme anderer zu lösen
- Urteile können krank machen
- Kritische Urteile können einsam machen
- Mehr Glück ohne kritische Urteile
- So entrümpeln Sie Ihr Gehirn
- Technik 1: Zweifeln!
- Technik 2: Umdrehen!
- Akzeptieren Sie die Wirklichkeit …
- … damit sie sich verändern kann
- Ist das nicht Egoismus?
- Gilt das auch im Umgang mit Kindern?
So werden Sie innere Blockaden los, die Ihr Glück behindern
Die amerikanischen Organisationsspezialistinnen Connie Cox und Cris Evatt bringen ihre Erfahrungen in Sachen Persönlichkeitsentwicklung auf eine einfache Formel: Die unordentlichste Gegend im Leben ist unser Gehirn. Um heiterer, einfacher und gelassener zu leben, muss man vor allem dort aufräumen.
Zum Einstieg eine Übung
Denken Sie an jemanden, über dessen Verhalten Sie sich immer wieder ärgern. Schreiben Sie einen Satz auf ein Stück Papier, der die einfache Struktur hat:
„________________ (Name der Person) sollte _____________.“
Bitte machen Sie diese Übung nicht im Kopf, sondern schreiben Sie wirklich etwas auf das Blatt. Je konkreter der Satz formuliert ist, desto besser.
Urteil und Realität unterscheiden sich
Der Hintergrund: Was unser Gehirn in Unordnung bringt, ist der Wust an negativen Urteilen, die wir im Kopf haben. Der Satz, den Sie aufgeschrieben haben, formuliert eines dieser Überzeugungsurteile. Er beschreibt, wie sich andere verhalten sollten:
Peter sollte fleißiger lernen. Joachim sollte pünktlicher sein. Vera sollte mit dem Rauchen aufhören.
Urteile unterscheiden sich – das ist ihr Wesen – von der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit hingegen beschreibt, wie sich Menschen tatsächlich verhalten: Peter ist faul. Joachim ist unpünktlich. Vera raucht wie ein Schlot.
Urteile vermehren sich wie Krebs
Aus einem Urteil erwachsen wieder weitere. Beim Beispiel vom faulen Peter könnten das sein: Peter wird durchfallen. Er wird von der Schule fliegen. Er bekommt keinen Beruf. Er wird persönlich abstürzen. Er wird kriminell und rauschgiftsüchtig … Das lässt sich beliebig fortsetzen. Dadurch wird die negative Orientierung des Gehirns immer stärker, bis sie die Wahrnehmung beherrscht und verzerrt.
Befreien Sie sich davon, Probleme anderer zu lösen
Es gibt 3 Bereiche im Leben:
- Das Leben an sich. Das sind die Naturgesetze. Sie sind außerhalb Ihrer Einflussmöglichkeit.
- Das Leben der anderen. Das ist der Bereich, den Sie in der Schreibübung mit den „Sollte“-Sätzen benannt haben.
- Ihr eigenes Leben.
Die simplify-Botschaft dazu lautet: Kümmern Sie sich einzig und allein um diesen 3. Bereich, um Ihre Persönlichkeitsentwicklung.
Es kann eine schreckliche Last sein, ständig nach Lösungen für die Probleme anderer Menschen zu suchen. Solche Lösungsideen belasten Ihr Gehirn und Ihre Seele.
„Nichts wird Ihr Leben so sehr vereinfachen wie die Beschränkung auf die Angelegenheiten, die Sie selbst ändern können“, schreibt der Psychologe Jack Dawson.
Urteile können krank machen
Lesen Sie noch einmal Ihren aufgeschriebenen Satz (Wenn Sie noch nichts geschrieben haben, tun Sie’s jetzt!). Wie fühlen Sie sich dabei? Empfinden Sie Glück? Oder Zorn, Trauer, Angst? In der Regel sind es unangenehme Gefühle, die sich unter dem Sammelbegriff Stress zusammenfassen lassen. Wodurch wurde dieser Stress hervorgerufen? Einzig und allein durch Ihre Gedanken! Dafür zahlen Sie einen hohen Preis. Denn:
Kritische Urteile können einsam machen
Während Sie kritisch über jemand anders denken, schaden Sie Ihrer Fähigkeit zum sozialen Kontakt. Selbst ein so harmloser Gedanke wie „Was hat der für schreckliche Hosen an!“ zieht einen Strom weiterer Urteile mit sich: „Er achtet nicht auf sich. Er hat einen schlechten Geschmack. Er verkommt langsam. Von so jemanden sollte man sich fernhalten.“ Dawson hat herausgefunden, dass Menschen mit negativen Überzeugungen messbar schlechter zuhören als solche mit möglichst objektiven Ansichten.
Mehr Glück ohne kritische Urteile
„Aber der Mensch braucht doch Werte und Richtlinien“, ist der häufigste Einwand gegen das Entrümpeln des Urteils-Gehirns. Seien Sie unbesorgt – der Mensch verhält sich auch ohne den Wust angelernter Urteile richtig. Vertrauen Sie auf die Urteilskraft der Natur, auf den Instinkt des Lebens.
Der Psychologe Jon Kabat-Zinn hat es erforscht: Nicht-urteilende Menschen treffen Entscheidungen mit größerer Klarheit als urteilende. Nicht-urteilende leben nach einfachen ethischen Prinzipien, sind effektiver im Handeln und fühlen sich glücklicher.
So entrümpeln Sie Ihr Gehirn
Jeder Mensch hat erstaunliche natürliche Fähigkeiten für ein entspanntes, fröhliches Leben und für Glück. Sie sind nur unter einem Berg von Überzeugungen und Glaubenssätzen vergraben. Die Verhaltenstrainerin Byron Katie hat 2 einfache Techniken entwickelt, mit denen Sie sie freilegen können.
Technik 1: Zweifeln!
Wenn Ihnen eine Urteilskette in den Kopf kommt („Mein Ehepartner sollte mehr zu Hause sein. Er lässt mich allein. Er liebt mich nicht.“), dann zweifeln Sie sie probeweise einmal an: Ist Ihre Sicht zwangsläufig die einzig mögliche? Könnte es nicht sein, dass ein anderer dies ganz anders beurteilt? („Er reibt sich auf für seine Familie. Er will, dass es euch allen gut geht. Er stellt seine eigenen Bedürfnisse ganz hinten an.“)
Solcher Zweifel ist eine äußerst wirkungsvolle Aktion, denn er stellt die unendliche Fortsetzung der angehängten Beurteilungen in Frage. Sie sollen dabei, so Katie, nicht die Fehler des anderen schönreden, sondern sich bemühen, klar die Fakten zu sehen.
Technik 2: Umdrehen!
Ersetzen Sie den Namen der anderen Person bei Ihren angehängten Urteilen durch das Wort „ich“. Spüren Sie, ob das bei Ihnen etwas zum Klingen bringt: „Ich lasse ihn allein. Ich liebe ihn nicht. Ich bin wie alle anderen.“ Könnte das der Grund seiner Abwesenheit sein? Dazu sind Urteile eigentlich da: damit Sie sich selbst einschätzen und selber wachsen, also für die Persönlichkeitsentwicklung. Gegenüber anderen angewendet, sind sie Gift. Für Sie selbst jedoch sind sie Medizin. Urteile sind Heilmittel, nicht Waffen. Die Schriftstellerin Anaïs Nin drückte es so aus: „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind. Wir sehen sie so, wie wir sind.“
Akzeptieren Sie die Wirklichkeit …
Ihr Partner ist oft unterwegs. Das ist Realität. Formulieren Sie die Wirklichkeit – wieder nur probeweise – zu einem Urteil um: „Er sollte unterwegs sein. Das ist gut für ihn.“ Anfangs eine ungeheuerliche Aussage. Aber in dieser Klarheit können Sie Ihren Ehepartner bitten, mehr bei Ihnen zu sein – erstmals ohne Druck, ohne Vorwürfe, ohne versteckte Botschaften. Denn Sie können die Entscheidung ganz und gar ihm überlassen. Es ist sein Lebensbereich. Damit ist Ordnung in Ihrem Denken – und in Ihren Beziehungen.
… damit sie sich verändern kann
Häufig, so berichtet Byron Katie, lösen sich durch die neue Sichtweise des einen Partners die Verkrampfungen des anderen. Im angeführten Beispiel: Wenn die Vorwürfe der Ehefrau aufhören, gibt der Mann seinen unbewussten Kampf gegen diese Vorwürfe auf – und kommt gerne früher nach Hause.
Ist das nicht Egoismus?
Nein, sagt Byron Katie, im Gegenteil: Wer sein eigenes Urteil zum Maßstab erklärt, macht sich zum Mittelpunkt der Welt. Wer lernt, die Wirklichkeit einfach wahrzunehmen, nimmt den Platz ein, der ihm zusteht.
Gilt das auch im Umgang mit Kindern?
Ja, sagt Byron Katie. Eltern und Lehrer kritisieren an Kindern meist das, was auch ihre eigenen Schwächen sind (siehe oben: Technik 2). Katie rät: Erinnern Sie sich, ob sich in Ihrer Kindheit durch das Urteil anderer („Du solltest fleißiger sein“) jemals etwas geändert hat. Geprägt wird ein Jugendlicher von Menschen, die ihm urteilsfrei begegnen, zuhören und ihm Großes zutrauen. Werden Sie solch ein Mensch.
Wenn Sie mehr Informationen über die Theorien und die Arbeit von Byron Katies „Center For the Work“ erfahren möchten, hier die Adresse ihrer englischsprachigen Website: www.thework.org.