Ergreifen Sie die Chancen einer guten, erwachsenen Geschwisterbeziehung
Ihre Geschwister haben Sie sich nicht ausgesucht. Doch ob Sie sich nun gut oder schlecht verstehen: Geschwister bleiben Sie fürs ganze Leben. Bei vielen Geschwistern entsteht übrigens im späteren Erwachsenenleben noch einmal der Wunsch nach größerer Nähe. Hier unsere simplify-Tipps, wie Sie diese wichtige Beziehung pflegen.
Vergessen Sie Familie Mustergültig
Messen Sie Ihre Beziehung nicht an einem Idealbild oder an Geschwisterverhältnissen, die Sie anderswo beobachten. Eine Geschwisterbeziehung ähnelt einer Partnerschaft: Wie Sie sie am besten gestalten, hängt von den Persönlichkeiten, aber auch von den aktuellen Lebensumständen und den Erwartungen beider ab.
Entdecken Sie die Kindheit Ihrer Geschwister
Besonders bei Familienfeiern und Beerdigungen, aber auch bei Umzügen & Wohnungsauflösungen kommen viele Erinnerungen hoch.
simplify-Tipp: Teilen Sie Ihre Erinnerungen miteinander. Sie werden staunen, wie verschieden Sie Ihre Herkunftsfamilie erlebt haben – im Extremfall sogar so, als hätten Sie unterschiedliche Eltern gehabt. So mag der eine die bildungsbürgerliche Atmosphäre genossen haben, während sich der andere von den intellektuellen Ansprüchen der Eltern überfordert fühlte. Wichtig: Fragen Sie neugierig, und erzählen Sie offen und ohne den Anspruch, endlich Recht zu bekommen!
Legen Sie alte Rollen ab
Egal, wie stark Sie sich im Laufe Ihres Lebens verändert haben: Wenn Sie mit Ihrer Schwester/Ihrem Bruder zusammen sind, fallen Sie leicht in alte Kindheitsrollen zurück. Denn für Ihr Geschwister sind Sie immer noch der große Bruder oder das Baby, das Multitalent, die Linkische, der Rivale …
simplify-Tipp: Durchbrechen Sie ungute Rollenverteilungen – einfach indem Sie nicht mehr mitmachen, wenn Ihr Bruder/Ihre Schwester Sie in eine alte Rolle drängt.Machen Sie’s dabei wie ein Schauspieler: Üben Sie die neue, gewünschte Rolle, bis Sie sie wirklich verkörpern. Beispiel: Gibt es bei einem Brüderpaar „den Bestimmer“ und „das Nesthäkchen“, so können beide die Rollenverteilung von sich aus ändern. Der Jüngere, indem er seine Probleme künftig alleine angeht, und der Ältere, indem er sich weigert, als Nothelfer zu fungieren.
Häufige Fallstricke
Einmal Rivale, immer Rivale. Starke Rivalität hat seine Wurzeln oft darin, dass die Eltern ein Kind offensichtlich bevorzugten oder die Kinder oft miteinander verglichen. Anerkennen Sie es als Faktum, dass Ihre Eltern nicht gerecht waren, und geben Sie dafür nicht Ihrem Geschwister die Schuld.
Eher rau als herzlich. Nehmen Sie Ihre Geschwister nicht als selbstverständlich hin. Für ein freundschaftliches Verhältnis sollten Sie sie ebenso höflich und freundlich behandeln wie Ihre Freunde.
Etablieren Sie eigene Traditionen
Viele erwachsene Geschwister überlassen die Initiative zu familiären Zusammenkünften ihren Eltern. Mit den Eltern stirbt dann oft auch der regelmäßige geschwisterliche Kontakt.
simplify-Tipp: Institutionalisieren Sie schon jetzt Kontakte (z. B. jährliches Geschwisterwochenende), die Sie später unabhängig von Ihren Eltern fortführen oder noch ausbauen können.
Bilden Sie eine Unterstützungsgemeinschaft
Erwachsen sein heißt: seine eigenen Wege gehen. Doch wenn Eltern im Alter Hilfe benötigen, ist oft geschwisterliche Kooperation gefragt.
simplify-Tipp: Üben Sie die Zusammenarbeit in guten Zeiten, beispielsweise bei der Organisation eines Familienfests. Wichtige Gesichtspunkte: eine gemeinsame Linie bei der Planung, eine gerechte Aufgabenteilung und eine gute Kommunikation, auch über finanzielle Aspekte.
Unterhalten Sie sich regelmäßig über Ihre Eltern („Vater kommt nur noch schwer die Treppe hoch“) und deren Wünsche und Ängste. In vielen Familien fällt dem Kind mit der größten räumlichen Nähe im Notfall automatisch die Hauptverantwortung zu. Sprechen Sie offen über mögliche Zukunftszenarien und darüber, wer welchen Beitrag zur Unterstützung Ihrer Eltern leisten kann.
simplify-Tipp: Machen Sie sich Gesprächsnotizen und kopieren Sie sie hinterher für alle. Dann haben Sie eine gute Basis für weitere Gespräche.