Hilfestellungen für Großeltern und solche, die mit ihnen zu tun haben
Als Großvater oder Großmutter wird man nicht geboren, man wächst in diese Rolle langsam hinein. Während es manchen spielend zu gelingen scheint, tun sich andere ausgesprochen schwer damit. Statt Gelassenheit und Freude bringt diese neue Rolle Ärger und Probleme mit sich. Unterschiedliche Großelterntypen brauchen unterschiedliche Lösungen. Die folgenden simplify-Tipps für Großeltern sagen Ihnen, woran das liegen könnte und was Sie für ein gutes Zusammenspiel der Generationen tun können.
Typ 1: „Nennt mich bloß nicht Opa!”
Wenn Sie selbst noch voll aktiv im Berufsleben stehen, sich gesundheitlich fit und jugendlich fühlen, unternehmungslustig sind und eine Menge eigene Interessen pflegen, gehören Sie zu diesem sehr modernen Großelterntyp. Weil Sie selbst noch lange kräftig mitmischen wollen, werden Sie durch Ihre Enkel unterschwellig gekränkt oder bedroht. Sie sorgen sich, in den Augen anderer zum „alten Eisen” und zu den „alten Leuten” zu gehören. Zu den Enkeln halten Sie entweder zu wenig Abstand („Wir sind die besten Freunde”) oder übertriebene Distanz („Ich bin doch nicht zum Kinderhüten da!”). Am liebsten möchten Sie gar nicht Opa oder Oma genannt werden.
Gegenmaßnahme: Nehmen Sie die Großelternrolle bewusst an. Sie gehört zu den kostbaren Erfahrungen, die bei sinkender Geburtenzahl immer weniger Menschen machen können. Freunde kann Ihr Enkelkind genug haben, Oma und Opa gibt es nur je 2-mal. Durch die Beschäftigung mit Ihren Enkelkindern können Sie Ihre Persönlichkeit weiterentwickeln. Enkel sind ein Geschenk des Lebens, das Ihnen Lebendigkeit verheißt. Sehen Sie Ihr jetziges Alter als Phase der Gelassenheit, Tiefe und Weisheit.
Typ 2: „Das musst du ganz anders machen!”
Großeltern dieses Typs haben klare Vorstellungen über „richtige” Erziehung. Sie beäugen misstrauisch die Erziehung der Enkelkinder und mischen sich gern in das Erziehungskonzept der eigenen Kinder ein. Diese werden nicht als Erwachsene betrachtet, die eigenverantwortlich ihre Kinder erziehen können. Dadurch fühlen Sie sich nicht als Eltern und selbständige Familie wahrgenommen, sondern gegängelt und bevormundet. Das erzeugt Frustration und Groll, der sich abrupt entladen kann. Kränkungen auf beiden Seiten sind die Folge. Häufig entwickelt sich dieses Modell, wenn die 3 Generationen unter einem Dach leben und das Haus den Großeltern gehört.
Gegenmaßnahme: Sorgen Sie zwischen den Generationen für Intimität, Abstand und klar erkennbare „Hoheitsbereiche”. Großeltern sehen viele Dinge anders oder auch klarer als Eltern. Das dürfen sie auch ruhig ausdrücken, solange sie keinerlei Erwartung oder Forderung an ihre Kinder damit verbinden. Goldene Regel der Tipps für Großeltern für ein friedliches Miteinander: Die Großeltern dürfen sich äußern und „einmischen”. Entscheiden aber dürfen nur die Eltern allein. Wenn beides sein darf und gewürdigt wird, kehrt Frieden ein.
Typ 3: „Das hätten wir uns früher nicht erlauben dürfen!”
Als Großeltern sind Sie lebende Zeitzeugen und verkörpern ein Stück Geschichte, widergespiegelt in Ihrem eigenen Erleben und im Schicksal Ihrer Herkunftsfamilie. Meistens geschieht das durchs Erzählen von Geschichten, „wie es früher war”. Oft ist damit eine indirekte Anklage gegen die jüngeren Generationen verbunden: „Ihr habt ja keine Ahnung, was wir alles durchmachen mussten.”
Gegenmaßnahme: Berichte aus der Vergangenheit sind nicht nur erlaubt, sondern äußerst wichtig für die gesamte Familie. Bemühen Sie sich dabei aber um wertfreie, gelassene Darstellung. Seien Sie dankbar, dass Sie selbst in Frieden und Wohlstand alt werden dürfen und dass Ihre Kinder es nicht so schwer haben wie Sie damals. Vereinbaren Sie, dass Gespräche ausgewogen verlaufen: Wenn die Großeltern eine Viertelstunde von früher erzählt haben, hören Sie sich 15 Minuten lang die Erlebnisse und Sorgen der jetzigen Generation an.
Typ 4: „Was will denn Omis Liebling?”
Wenn Sie zu diesem Großelterntyp gehören, lieben Sie Ihre Enkel über alles und möchten ihnen jeden Wunsch erfüllen. Vielleicht, weil Sie das früher bei den eigenen Kindern aus wirtschaftlichen Gründen nicht konnten; vielleicht, weil Sie das heimliche Gefühl haben, sich damals zu wenig Zeit für die eigenen Kinder genommen zu haben. Ein schlechtes Gewissen kann dazu verführen, es durch überschwängliches Geben an die Enkelgeneration wieder gut machen zu wollen.
Gegenmaßnahme: Drücken Sie Ihre Zuneigung nicht dadurch aus, dass Sie den Enkeln keinerlei Grenzen setzen. Die simplify Tipps für Großeltern sagen hierzu vielmer: Besprechen Sie mit den Eltern, wie viel Großzügigkeit in deren Augen dem Kind gut tut. Treffen Sie klare Abmachungen über Schlafenszeiten, Fernsehen und Süßigkeiten. Akzeptieren Sie das als Rahmen. Einen kleinen „Verwöhnspielraum” dürfen Großeltern durchaus beanspruchen. Aber jeden Versuch der Großeltern, die Eltern „auszustechen”, müssen die Eltern mit Recht unterbinden.
Typ 5: „Nie lasst ihr euch sehen!”
Ihre Grundhaltung gegenüber den eigenen Kindern ist vorwurfsvoll. Ihrer Meinung nach kümmern sich die Kinder zu wenig um Sie, rufen zu wenig an, kommen nicht oft genug zu Besuch und helfen Ihnen zu wenig. In Gesprächen mit Ihren Kindern neigen Sie dazu, Ihre Einsamkeit zu beklagen. Das Problem dabei: Ihre Kinder werden durch die Vorwürfe bedrückt. Je mehr Sie von ihnen fordern, desto mehr ziehen sie sich auf ihre Elternrolle zurück („Die Kinder fordern mich gerade so stark, brauchen mich noch mehr als du!”) und reduzieren den Kontakt mit den Großeltern, weil er sie erschöpft und frustriert.
Gegenmaßnahme: Gegen das Gefühl der Einsamkeit hilft nur aktives Zugehen auf andere Menschen in Ihrer Nähe. Das gilt auch innerhalb der Familie. Unsere simplify Tipps für Großeltern besagen daher: Machen Sie Schluss mit den Vorwürfen. Vermeiden Sie negative Beziehungsbotschaften, die die Familienatmosphäre vergiften. Drücken Sie Ihren Kindern gegenüber aus, dass Sie stolz sind auf deren Arbeit als Eltern (auch wenn Sie alles ganz anders machen würden). Übernehmen Sie bewusst die wohlwollende Großelternrolle, deren größter Wert darin besteht, dass Sie mit liebevollem, bejahendem Blick auf die jüngeren Generationen schauen und diese damit emotional unterstützen („Meinen Segen habt Ihr!”). Das wirkt anziehend auf Ihre Kinder, die sich nicht mehr vor jedem Besuch bei Ihnen gegen Jammern und Vorwürfe wappnen müssen.