Die richtige Atemtechnik: Atmen zur Stressbewältigung

Die richtige Atemtechnik: Atmen zur Stressbewältigung

Wie Atemübungen Ihr Leben revolutionieren können

Viele Menschen leiden unter Ängsten: ganz konkreten (vor dem Fliegen, vor großen Höhen, vor Spinnen, vor öffentlichem Reden), eher diffusen (vor Existenznot, vor dem Liebesentzug der anderen) oder äußerst vagen Befürchtungen, die sich vor allem in körperlichen Symptomen zeigen (Kopfweh, Gelenkschmerzen, chronische Müdigkeit). Das amerikanische Therapeuten-Ehepaar Kathlyn und Gay Hendricks hat sich viele Jahre mit Angstpatienten beschäftigt. Als weitaus wirksamstes Mittel haben sich Atemtechniken erwiesen, die sie zu einem wirksamen Heilungssystem zusammengefasst haben.

Angst ist Kraftlosigkeit

Jede Art von Angst beengt Sie und nimmt Ihnen Lebenskraft. Ihr Körper reagiert darauf instinktiv mit flacher Atmung, verhält sich defensiv und „macht sich klein“. Durch Angst entsteht Stress. Leider wird dadurch Ihre innere Enge – die Angst – noch schlimmer. Die Lösung kann nur lauten: Machen Sie sich groß, weit und stark. Bekämpfen Sie die Enge aktiv und beginnen Sie mit der Stressbewältigung. Das lässt sich erlernen:

Atmen als Genuss

Legen Sie sich für die Stressbewältigung auf den Teppichboden oder eine Matte (ein Bett wäre zu weich). Liegen Sie auf dem Rücken, die Arme locker seitlich neben sich, die Füße leicht geöffnet aufgestellt. Atmen Sie komplett aus, indem Sie – das ist der entscheidende Trick – Ihr Becken in Richtung Bauchnabel kippen. Drücken Sie die Wirbelsäule auf den Boden, der Bauch zieht sich ein und das nach vorn kippende Becken presst wie eine Ziehharmonika den letzten Rest Luft aus Ihren Lungen. Verweilen Sie so für 10 bis 20 Sekunden, geben Sie dann dem natürlichen Impuls zum Luftholen nach.

Zum Einatmen kippen Sie das Becken nach hinten, Ihr Kreuz hebt sich dabei vom Boden ab. Lassen Sie zu, dass sich Ihr Bauch aufbläht, und spüren Sie, wie sich Ihr Brustraum seitlich, nach vorn, hinten und oben ausdehnt. Sie füllen jetzt Ihre Lungen maximal mit Luft und aktivieren dabei Bereiche, die manchmal jahrelang nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wurden! Wenn Sie so atmen, erfrischen Sie Ihren Körper mit sauerstoffreichem Blut und sorgen für eine elastische und geschmeidige Wirbelsäule. Vor allem aber beenden Sie die Enge. Genießen Sie jeden Atemzug wie eine kostbare Delikatesse. Atmen Sie so etwa 2 Minuten lang und ruhen Sie sich danach mit ausgestreckten Beinen aus.

Verstärken Sie die Energie Ihrer Atmung, indem Sie in voll eingeatmetem Zustand die Luft anhalten und mehrmals den Bauch kraftvoll nach außen stoßen. Das trainiert Ihr Zwerchfell und vergrößert im Lauf der Zeit Ihr Lungenvolumen.

Legen Sie Atempausen ein

Diese Atemtechnik mit dem bewussten Kippen des Beckens können Sie auch im Stehen durchführen oder wenn Sie auf der vordersten Kante eines nicht zu weichen Stuhls sitzen. Heben Sie beim Einatmen den Kopf, genießen Sie lustvoll die in Sie hineinströmende Kraft und spüren Sie, wie die Stressbewältigung einsetzt.

Spüren Sie angstfreie Sekunden

Horchen Sie in sich hinein: Während Sie nach einem tiefen Atemzug vollkommen ausgeatmet pausieren, ist es so gut wie unmöglich, Angst zu empfinden. Manche Menschen erleben den maximalen Zustand der Angstlosigkeit und der Stressbewältigung am anderen Endpunkt (voll eingeatmet).

Atmen mit Bildern

Wenn Sie Autoritätsprobleme haben (Angst vor einer Schulklasse, vor dem Ehepartner), stellen Sie sich vor, dass Sie mit jedem Atemzug größer werden und über Ihre Mitmenschen hinauswachsen. Das Resultat ist direkt spürbar: Nach 2 bis 3 Minuten bewusster Tiefatmung strahlen Sie ein Selbstbewusstsein aus, das Sie sich nie zugetraut hätten. Lassen Sie sich von diesem inneren Gefühl tragen, zerstören Sie es nicht durch Bedenken. Sobald Sie die alte Angst wieder verspüren, tiefatmen Sie bewusst und rufen die Bilder erneut wach, um die Stressbewältigung zu aktivieren.

Mit der gleichen Technik können Sie Höhenangst bekämpfen (lassen Sie sich mit jedem Atemzug schwerer werden, bis nicht einmal ein Orkan Sie umwerfen könnte) oder Angst vor Mitmenschen (mit jedem Atemzug wird Ihre Haut dicker und widerstandsfähiger, strahlt aber zugleich Liebe aus).

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