So schreiben Sie sich Ihre Probleme von der Seele und fördern gleichzeitig den Stressabbau
Wer seelische Probleme hat, leidet still weiter oder er geht zu einem Nervenarzt oder Therapeuten. Eine Möglichkeit zur Selbstheilung seelischer Schmerzen und zum Stressabbau wird in den angelsächsischen Ländern immer häufiger angewendet, ist bei uns aber noch kaum verbreitet: Schreibheilen.
Die Literaturwissenschaftlerin und Therapeutin Louise de Salvo hat in über 20 Jahren eine Methode entwickelt, wie Sie sich Blockaden und Probleme buchstäblich von der Seele schreiben können. Die wichtigste Einsicht:
Schreiben ist Kontemplation
Schreiben ist Beobachten. Sie müssen nicht krampfhaft etwas erfinden. Schreiben Sie einfach auf, was Sie gerade tun und fühlen. Wenn ein inneres Bild auftaucht, schreiben Sie es auf und beobachten Sie, welche Gedanken Ihnen dazu beim Schreiben kommen. Vertrauen Sie darauf, dass der Schreibvorgang selbst in Ihnen neue Einsichten und Gedanken freisetzt. Was Sie für den Stressabbau vermeiden sollten: „Protokolle" von Streitgesprächen mit Ihrem Partner, mit Chefs, Nachbarn oder Familienangehörigen zu verfassen. Das führt nicht weiter. Phantasieren Sie stattdessen lieber Lösungen Ihrer Streitigkeiten, erfinden Sie fiktive positive Szenarien.
Schreiben konzentriert
Die meisten professionellen Schriftsteller kennen den positiven Effekt des Schreibens: Wenn sie an einem Buch arbeiten, bekommt ihr Leben eine Richtung. Das funktioniert auch, wenn Sie nebenher schreiben und gar nicht vorhaben, Ihr Werk zu veröffentlichen.
Wie Sie damit anfangen können
Schreiben Sie von Hand, in ein schönes leeres Schreibheft, ein gebundenes Notizbuch oder auf Karten. Oder schreiben Sie mit dem PC. Drucken Sie dann Ihre Ergebnisse aber regelmäßig aus, damit Sie sie berühren, sehen und lesen können.
Feste Gewohnheiten bilden
Schreiben Sie 20 Minuten jeden Tag oder mehr oder weniger, aber nehmen Sie sich eine bestimmte Dauer vor. Schreiben Sie morgens oder abends oder nachmittags, aber nehmen Sie sich eine feste Zeit vor. Schreiben Sie regelmäßig, aber entspannt. Am schwierigsten ist immer der Anfang. Setzen Sie sich ein ganz kleines Ziel, noch bevor Sie am Schreibtisch Platz nehmen: Ich werde innerhalb der ersten 5 Minuten 10 Zeilen schreiben, ganz egal, was. So kommen Sie am einfachsten über die erste Hürde zum Stressabbau.
Frei bleiben
Schreiben Sie so, wie Sie es bei Schriftstellern gelesen haben, in langen eleganten Sätzen wie Theodor Fontane oder in kurzen wie Ernest Hemingway. Oder schreiben Sie so, wie Sie sprechen, ohne jede Rücksicht auf „Literatur“. Schreiben Sie, ohne den nächsten Satz im Voraus zu wissen. Überraschen Sie sich dabei selbst.
Schreiben Sie in Ihrem Zimmer, oder im Freien oder am Küchentisch oder aufrecht im Bett oder in der Badewanne. in einer Bibliothek oder in der U-Bahn. Keine Regeln!
Intimität wahren
Bewahren Sie alles, was Sie geschrieben haben, an einem sicheren Platz auf. Lesen Sie es selbst noch einmal durch oder nicht. Lassen Sie es (zumindest am Anfang) niemand anderen lesen. Schreiben Sie für sich. Denken Sie an keinen anderen Leser außer an sich selbst. Sie bleiben freier und fördern den Stressabbau, wenn Sie nur für sich selbst schreiben.
Geduld lernen
Schreiben erfordert Geduld, hilft aber auch dabei, geduldig zu werden. Sagen Sie sich: Jeder Augenblick, den ich schreibend verbringe, ist wertvoll, völlig unabhängig davon, was am Ende auf dem Blatt steht. Setzen Sie sich nicht unter Druck, weichen Sie aber auch nicht aus. Lassen Sie sich vom Schreibvorgang selbst die Energie zum Weiterschreiben geben.
Schreibtagebuch führen
Eine Technik, die vor allem Schriftstellerinnen anwenden: Führen Sie neben dem Schreiben selbst ein kleines Tagebuch über Ihre Schreibarbeit. Notieren Sie, warum Sie gerade nicht weiterkommen, woran Sie viel lieber denken, was Sie ablenkt. Einige der dort aufgezeichneten Ideen können Sie später in Ihr Buch selbst einbauen. Aber führen Sie Ihr Schreibtagebuch nicht mit diesem Hintergedanken.