Partnerschaft: Emotionale Erpressung

Partnerschaft: Emotionale Erpressung

Finden Sie aus der Gefühlsfalle

„Du hattest mir doch versprochen …“ – „Es ist so gemein, wie du dich mir gegenüber verhältst.“ – „Wenn man sich liebt, dann macht man so etwas nicht.“ Hören Sie auch solche Sätze, die in Ihnen Schuldgefühle auslösen? Es gibt viele Strategien, mit denen Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin versucht, Sie zu beeinflussen. Aus Liebe oder um des lieben Friedens willen gehen Sie auf die Manipulationsversuche des anderen ein. Auf Dauer aber schadet das dem Erpressten, dem Erpresser und der Partnerschaft. Das ist das große Dilemma an einer auf Erpressung beruhenden Beziehung: Wenn Sie den Wünschen des Erpressers stets nachgeben, wird er Sie dafür letztlich nicht lieben, sondern verachten.

Die Techniken der Erpressung

Eine kriminelle Erpressung beruht darauf, dass der Erpresser beim Opfer eine schwache Stelle kennt, die auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen darf. Erpresser argumentieren daher oft moralisch und sind sehr darum bemüht, dass nichts nach außen dringt. Sobald das Opfer auf die Forderungen eingeht, schiebt der Erpresser weitere nach. Erpressung ist ein Teufelskreis. Die emotionale Erpressung auch. Manche Partnerschaften verlaufen seit Jahren oder gar Jahrzehnten nach dem Erpressungsmuster. Doch es gibt Auswege.

Wie Sie erkennen, ob Sie erpresst werden

Eines der untrüglichsten Zeichen ist die Beklemmung: Sie fühlen sich unter Druck, wütend, hilflos, schuldig oder ängstlich. Die Partnerschaft ist nicht frei. Sie verlieren den Zugang zu Ihren eigenen Bedürfnissen und nehmen sich zurück. Sie beginnen zu rechnen, wer was wann und wie häufig tut.

Auch als Erpresser fühlen Sie sich unfrei. Sie sehen sich in der Opferrolle und geben den Märtyrer („Wenn du das nicht machst, muss ich eben auf meinen Feierabend / mein Vergnügen / mein Leben verzichten“). Sie glauben, ohne den anderen nicht leben zu können. Sie haben große Erwartungen an den anderen. Sie fühlen sich verletzt und wollen Ihrem Partner klar machen, wie sehr. Sie sind voller Aggressionen, haben aber Angst, das offen auszudrücken.

Emotionale Erpresser betreiben Eigenwerbung („Immer kaufe ich ein und du kümmerst dich gar nicht darum“). Sie stellen die Gefühle des anderen in Frage („Wenn dir etwas an mir läge, würdest du …“) und beanspruchen vielleicht sogar das Gefühlsmonopol („Mich verletzt so etwas, aber du gehst da ja sooo sachlich damit um“). Sie brechen die Kommunikation ab, leiden, werden krank. Sie haben ein Elefantengedächtnis für vergangene Untaten des Partners („Das kann ich dir nie verzeihen“).Im fortgeschrittenen Stadium vermischen sich die Rollen. Der Erpresste versucht, den anderen ebenfalls unter Druck zu setzen. Eine verständliche Reaktion, die aber chancenlos ist.

1. Sehen Sie die Ausweglosigkeit

Dem emotional Erpressten stehen scheinbar nur 2 schlechte Alternativen zur Verfügung: 1. Er versucht, die Forderungen zu erfüllen und hat das Gefühl, unter Zwang zu leben. 2. Er erfüllt die Forderungen nicht und hat ein schlechtes Gewissen. Langfristig können Schuldgefühle eine Partnerschaft gehörig belasten und sogar zur Trennung führen. Machen Sie Ihrem Partner das Dilemma deutlich, in dem Sie stecken.

2. Trennen Sie Vorwurf und Fakten

Sie sollten keinesfalls die Gefühle und Bedürfnisse des emotionalen Erpressers ignorieren. Sie müssen aber nicht die Art und Weise gut finden, wie er seine Gefühle äußert. Und Sie dürfen prüfen, welche Vorwürfe berechtigt sind. Trennen Sie klar, wo Ihr Verhalten tatsächlich für die negativen Emotionen des anderen verantwortlich ist und wo nicht. Wo Sie verantwortlich sind, bessern Sie sich! Arbeiten Sie an sich, machen Sie sich weniger erpressbar.

3. Gewinnen Sie Ihre Entscheidungsfreiheit zurück

Wenn Ihnen ein anderer Egoismus vorwirft, ist er meist selbst egoistisch. Mit dieser Projektion will er seine Bedürfnisse durchsetzen. Auch wenn Sie nicht nach seinen Vorstellungen funktionieren, sind Sie kein schlechter Mensch. Ich liebe dich erst, wenn du tust, was ich will“ ist eine Forderung, auf die Sie nicht eingehen dürfen. Wenn Sie kritisiert werden, sagen Sie klar: „Ich tue das nicht, um dir weh zu tun.“ Wenn es zum Krach kommt, geben Sie dem anderen die Möglichkeit zum Rückzug (Tränen, Wutanfall, Davonlaufen). Gehen Sie Ihren Aktivitäten ohne schlechtes Gewissen nach.

4. Haben Sie Geduld

Eingefahrene Muster in einer Beziehung lassen sich nicht auf die Schnelle ändern. Bleiben Sie liebevoll, aber klar. Glauben Sie nicht jede Behauptung des Erpressers. Seien Sie kein „leichtes Opfer“ mehr. Vertrauen Sie darauf, dass die Erpressungen dann allmählich abnehmen und bald ganz aufhören. Sie werden sehen, dass dadurch der Schatz Ihrer emotionalen Gemeinsamkeiten in den Blick kommt und beide ihre Freiheit zurückgewinnen können.

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