Kindererziehung: Wie Kinder die richtigen Freunde finden

Kindererziehung: Wie Kinder die richtigen Freunde finden

Welchen Umgang Ihr Nachwuchs hat, können Sie durchaus beeinflussen

Hat Ihr Kind keine Freunde? Oder die falschen? Kaum ein Punkt in der Erziehung macht Eltern mehr Kummer als die Gesellschaft ihrer Kinder, denn hier fühlen sie sich machtlos. In der Tat können Sie mit der falschen Reaktion Ihren Nachwuchs den falschen „Freunden“ geradezu in die Arme treiben. Sie können aber bei Beachtung der folgenden einfachen Regeln in der Kindererziehung mehr zum Guten wenden, als Sie vielleicht ahnen.

Alarmzeichen Schweigemauer

Die Situation: Ihr Kind erzählt nie von seinen sozialen Erlebnissen in Kindergarten oder Schule. Typische, aber falsche Reaktion: Sie haken nach, löchern Ihr Kind mit Fragen und kritisieren seine kargen oder ausweichenden Antworten. Wenn Ihr Kind über seine sozialen Beziehungen keine Auskunft gibt, ist anzunehmen, dass es dort eher negative Erfahrungen macht. Es wird vielleicht ausgegrenzt oder gar angegriffen. Besser: Sprechen Sie das Thema nicht direkt an, sondern bringen Sie es lieber allgemein zur Sprache. Erzählen Sie ihm von Ihren eigenen Erfahrungen. Machen Sie ihm klar, dass es ganz normal ist, auch einmal „out“ zu sein.

Der starke Trost

Die Situation: Ihr Kind berichtet weinend, wie fies die anderen Kinder zu ihm waren. Typische, aber falsche Reaktion: Sie lassen sich die ganze Geschichte erzählen und versuchen als eine Art Richter das Geschehene zu beurteilen. Besser:  Mischen Sie sich nicht ohne Grund in die sozialen Beziehungen Ihrer Kinder ein. Trösten Sie Ihr Kind, ohne sich auf eine Seite zu schlagen. Eine Niederlage bei Popularitätswettbewerben ist für die Eltern meist schlimmer als für die Kinder. Es ist eine wichtige Erfahrung, sich aus sozialen Niederlagen wieder hochzurappeln. Ihr Kind sollte die Fähigkeit erwerben, sich mit denen, von denen es schlecht behandelt wurde, wieder zu vertragen. Wenn Sie sich in den Auseinandersetzungen zu sehr engagieren, sind Sie dabei eher hinderlich („Was?! Mit dem verträgst du dich wieder?“).

Sicherheit hat Priorität

Die Situation: Ihr Kind wurde von anderen in seiner Gruppe zu einer gefährlichen Mutprobe herausgefordert. Typische, aber falsche Reaktion: Sie alarmieren die Leitung von Kindergarten oder Schule und fordern Konsequenzen. Besser: Machen Sie Sicherheit zu einem Topthema der Unterhaltung mit Ihren Kinder. Blocken Sie nicht ab, sondern sprechen Sie gefährliche Situationen bis zum Ende durch. Verdeutlichen Sie, dass Mutproben oder Gewalttätigkeiten Freundschaft niemals verstärken, sondern nur unangenehme Abhängigkeiten schaffen. Wenn Sie über offizielle Stellen intervenieren, bitte nur in Übereinstimmung mit Ihrem Kind.

Keine vorschnellen Lösungen

Die Situation: Ihr Sohn kommt nach Hause und erzählt weinend, dass er von seinen Kumpels ausgelacht wurde, weil er nicht bei einem gemeinsamen Ladendiebstahl mitmachen wollte. Typische, aber falsche Reaktion: Sie sind entsetzt über den Umgang Ihres Kindes und verbieten ihm jeden Kontakt mit dieser Bande. Besser: Bieten Sie keine schnellen Lösungen. Hören Sie nur zu. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind selbst weiß, wie es sich in schwierigen Situationen zu verhalten hat. Ermutigen Sie es, das auch in die Tat umzusetzen. Stärken Sie bei Konflikten nicht Ihre Rolle als Eltern, sondern das Ich Ihres Kindes. Sagen Sie: „Das war mutig von dir. Ich bin stolz auf dich.“

Eigenständigkeit fördern

Die Situation: Ihre Tochter bringt Ihrer Meinung nach ausgesprochen unpassende Bekannte mit nach Hause. Typische, aber falsche Reaktion: Sie verwickeln die neuen Freunde in ein Gespräch, bei dem klar wird, wie dumm oder schlecht erzogen sie sind. Weil Ihr Kind dabei dazu gezwungen ist, sich mit seinen Freunden zu verbünden (oder vor Scham im Boden zu versinken), erreichen Sie mit abfälligen Äußerungen das Gegenteil von dem, was Sie wollten. Besser: Dringen Sie zum guten Kern der unpassend wirkenden Freunde vor. Finden Sie heraus, warum Ihr Kind mit diesen Personen befreundet sein will. Damit fällt für Ihr Kind der Zwang weg, sich mit seinen neuen Kumpels zu solidarisieren. So verrückt es klingt: Erst durch Ihre Zuneigung bekommt es eher die Freiheit, falsche Freunde abzulehnen.

Die mentalen Muskeln stärken

Die Situation: Ihr Kind möchte unbedingt die Sowieso-Schuhe, die alle anderen derzeit auch tragen, obwohl sie Ihrer Meinung nach zu teuer, unpraktisch und obendrein hässlich sind. Typische, aber falsche Reaktion: Sie ermutigen Ihr Kind, einen eigenständigen Geschmack zu haben, sich die Nachteile der ersehnten Sachen klarzumachen usw. Besser: Sie nutzen die Lage zu einem Diskussionstraining. Sagen Sie: „Ok, ich höre zu. Versuche, mich zu überzeugen.“ Verhandeln Sie fair mit Ihrem Kind. Wenn es die Schuhe wirklich will, soll es etwas dafür tun. Dadurch werden die „selbsterkämpften“ Klamotten viel wertvoller, als wenn Sie sie nach einem Wein- oder Wutausbruch zähneknirschend gekauft hätten. Oder durch Ihr striktes Verbot das Kind zu Heimlichkeiten verleitet hätten.

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