1. Schritt: Halten Sie inne, und analysieren Sie die Situation
Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Was hat sich ungünstig auf meine Motivation ausgewirkt?
- Wo habe ich Warnsignale überhört?
- Habe ich genug Gestaltungsspielraum und Eigenverantwortung?
- Fühle ich mich ausreichend wertgeschätzt in dem, was ich tue?
- Gibt es Themen, die mich wütend, traurig oder ängstlich machen?
Seien Sie ehrlich zu sich selbst, und versuchen Sie, die Situation so genau wie möglich zu erfassen. Eine Ursachenanalyse hilft Ihnen zu erkennen, ob es sich um ein vorübergehendes Motivationstief handelt oder ob es tiefer liegende Gründe gibt, warum es mit der Selbstmotivation nicht klappen will.
Ein Beispiel: Sie haben sich über Ihren Vorgesetzten geärgert, weil er Ihnen kurz vor einem Termin noch eine Zusatzaufgabe erteilt hat. Forschen Sie genauer nach:
- Dieser Ärger könnte eine vorübergehende Blockade und Demotivation erklären – mehr steckt nicht dahinter, am nächsten Tag ist er schon wieder vergessen.
- Es könnte jedoch auch der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, etwa dann, wenn Ihr Chef sich seit Längerem so verhält und Sie sich nicht ernst genommen fühlen. Vielleicht erkennen Sie, dass Ihnen schon lange die nötige Wertschätzung fehlt und Sie sich ausgenutzt sowie in Ihren Bedürfnissen nicht gewürdigt fühlen.
2. Schritt: Minimieren Sie Ihr JETZT
Kraftvoll sind Sie immer nur in der aktuellen Situation, also im JETZT. Die Vergangenheit ist längst vorbei. Auch wenn es hilft, sich die Ursachen klarzumachen, lässt sich Vergangenes weder ungeschehen machen, noch hilft es Ihnen, zu neuer Kraft zu gelangen. Umgekehrt ist die Zukunft noch nicht da, und so bringt es für den Moment wenig, sich in einem akuten Motivationstief gedanklich allzu lange mit den guten Vorsätzen zu beschäftigen. Das wäre langfristig der richtige Weg, hilft Ihnen jedoch nicht in einer dringenden Situation weiter. Es ist daher wichtig, dass Sie sich darauf konzentrieren, was Sie aktuell tun können, um Ihre Lage zu verändern und Wege zu finden, sich selbst zu motivieren.
Die Leine locker lassen …
Machen Sie sich zudem bewusst, dass Motivation nicht mit Druck zu erreichen ist. Als Führungskraft erfahren Sie schon genug Druck in Ihrem hektischen Alltag. Sind Sie vom Typ her grundsätzlich begeisterungsfähig und zupackend, ist es in einer Situation der Motivationslosigkeit eher angeraten, vorübergehend etwas Druck herauszunehmen, um sich ganz auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren zu können.
Sie sollten sich fragen:
- Können Sie Aufgaben streichen?
- Gibt es Aufgaben, die Sie delegieren, von anderen zumindest teilweise erledigen bzw. deren Erledigung Sie vorbereiten lassen können?
- Welche Tätigkeiten lassen sich verschieben?
- Was können Sie tun, um frische Energie zu tanken und Ihre Batterien wieder aufzuladen?
Jetzt ist Realismus gefragt!
Wichtig ist, dass Sie die Möglichkeiten in der aktuellen Situation und in Ihrem momentanen Zustand realistisch einschätzen. Orientieren Sie sich nicht daran, was Sie in der Vergangenheit schon alles geleistet haben oder was Sie mit vollen Akkus bewerkstelligen, sondern legen Sie den Energielevel zugrunde, auf dem Sie sich gerade befinden.
3. Schritt: Unterteilen Sie die Aufgaben in Teilschritte
Gerade in Zeiten eines Motivationstiefs wirken die vor einem liegenden Aufgaben und anstehenden Termine oft sehr mächtig. Da kann leicht der Eindruck entstehen, die eigene Kraft reiche nicht aus. Das führt dann zu noch größerer Unlust. Den Druck können Sie herausnehmen, indem Sie sich die Gesamtaufgabe anschauen und sie in Teilschritte zerlegen.
Lecks für Ihre emotionale Energie
Die amerikanische Psychotherapeutin Mira Kirshenbaum hat das Phänomen der fehlenden Selbstmotivation seit vielen Jahren erforscht und festgestellt, dass es in den westlichen Ländern fast die Ausmaße einer Epidemie angenommen hat. Sobald mögliche körperliche Ursachen ausgeschlossen sind, greifen viele Ärzte zum Rezeptblock und verschreiben Antidepressiva. Medikamente aber, so Kirshenbaums Erfahrung, rauben den Patienten die letzten Reste von Energie. Auch Sport oder gesunde Ernährung helfen nur wenig. Denn es mangelt nicht an physischer Energie, sondern an seelischer. Kirshenbaum führte zusammen mit Sportärzten, Ernährungsberatern sowie Medizinern viele Untersuchungen durch und kam zu einem erstaunlichen Konsens: Volle 70% unserer inneren Energie sind emotionaler Natur: Leidenschaft, Freude, Hoffnung, Enthusiasmus.
Kirshenbaums simplify-Methode zur Wiedergewinnung Ihrer emotionalen Power und Selbstmotivation: 1. Finden Sie die Lecks, durch die Sie emotionale Energie verlieren. 2. Finden Sie Aktivitäten, die Ihren Gefühlshaushalt mit neuer Energie versorgen. Hier die typischen Räuber Ihrer Energie und Selbstmotivation. Und was Sie dagegen unternehmen können:
Überfüllung
Typische Situation: Ihr Alltag ist angefüllt mit Pflichten und Zuständigkeiten. Viele Menschen und Aufgaben verlangen von Ihnen Hingabe und Aufmerksamkeit. Typischer Rettungsversuch: Sie versuchen, emotionale Energie aus dem Essen zu gewinnen – und nehmen entsprechend an Körpergewicht zu. Die bessere Lösung: Nehmen Sie von den Menschen, für die Sie tätig werden, Anerkennung dankbar entgegen, auch wenn es nur kleine Zeichen sind: ein Lächeln, eine kurze Bemerkung. Sehen Sie sich nicht als Opfer („Keiner sieht, wie ich mich aufreibe!“), sondern entwickeln Sie die Fähigkeit, die Wertschätzung anderer auch ohne Worte zu spüren.
Neid
Typische Situation: Nur selten spüren Sie Neidgefühle direkt. Aber manchmal macht der Erfolg oder die scheinbar grenzenlose Kraft anderer Menschen Sie traurig. Typischer Rettungsversuch: Sie machen den beneideten Menschen ganz heimlich für sich oder im Gespräch mit anderen schlecht. Beides entzieht Ihnen eine Menge positiver Emotionen. Die bessere Lösung: Vergleichen ist ein Spiel für Verlierertypen. Machen Sie sich klar, was Sie gut können und was Sie Positives erreicht haben. Wenn Ihnen das schwer fällt, tun Sie es schriftlich. Sie werden sich selbst beneiden!