Es ist schon seltsam: Irgendwie scheine ich auf Schokoladenthemen besonders anzuspringen – und das, obwohl ich noch nicht einmal eine ausgesprochene Schoko-Liebhaberin bin. Vielleicht liegt es daran, dass über Schokolade so viel berichtet wird? Dieses Jahr war es jedenfalls eine Meldung, die vielen die Lust auf den Advent ein wenig gedämpft haben wird: Die Schokolade in Adventskalendern ist mit Mineralölrückständen aus dem Recyclingkarton belastet. Je länger der Kalender lagert, desto größer das Risiko. Ich saß mal wieder mit der Familie da und wir fragten uns, was wir denn überhaupt noch essen können: Zimtsterne? Zu dunkel gebackene Weihnachtsplätzchen? Haselnusskerne? Tiefgefrorene Erdbeeren? Jetzt nehmen wir uns auch noch die Mini-Schokoladenportion aus dem Adventskalender! Ich streike. Schon längst. Wie schrieb ich doch neulich? Sicherheit gibt es nicht. Ich könnte meine Erdbeeren aus dem eigenen Garten selbst einfrieren. Schleichen sich dabei die Noroviren ein, betrifft es wenigstens nur meine Familie. Meine Haselnüsse pflücke ich selbst vom Strauch. Schleichen sich dabei Salmonellen ein, wird der Kreis der Betroffenen ebenfalls klein sein. Die Schokolade für den Adventskalender gieße ich selber – die Frage ist nur, wie ich’s verpacke …!? Wer weiß, vielleicht sind wir in einigen Jahren wirklich wieder so weit. Bis dahin kann ich versuchen, möglichst bewusst einzukaufen und mir wegen der schlimmen Meldungen keine Sorgen zu machen. Unterstützung bekomme ich nun von der Unstatistik des Monats Dezember vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Erst im Mai gab es eine Unstatistik zu einer Schokoladenmeldung, über die ich meinen Beitrag „Schade, die Sache mit der Schokolade …!“ schrieb. Dabei stellte ich fest, dass der Unstatistik-Ansatz sehr simplify ist. Deshalb hier nun die Erläuterungen zu den Mineralölrückständen in Adventskalendern: Davon hatte die Stiftung Warentest Ende November in gewissen Produkten mehr als 10 Milligramm pro Kilogramm Schokolade festgestellt. In der Folge mussten mehrere Firmen ihre Produkte aus den Regalen nehmen, mit Schäden für die jeweiligen Hersteller von mehreren 100.000 Euro. Inzwischen haben die betroffenen Firmen Klage angedroht. Denn nach Auskunft des Bundesinstituts für Risikobewertung gehen von diesen Mineralölrückständen keine zusätzlichen Gesundheitsgefahren aus; sie entsprechen in etwa dem, was Kinder und Erwachsene ohnehin über die sonstige Ernährung gewohnheitsmäßig zu sich nehmen. Auch die beunruhigende Zusatzinfo der Stiftung Warentest, diese Stoffe stünden im Verdacht, Krebs zu erzeugen, erhöht eher die Desinformation. Denn mit dem Argument dieses Verdachts wären auch viele andere Nahrungsmittel in den Mülleimer zu werfen, bei denen dies nicht im Geringsten zur Debatte steht. Eher illusorisch scheint auch die Forderung, „Substanzen, die unter Krebsverdacht stehen, haben nach Einschätzung der Stiftung Warentest nichts in Lebensmitteln zu suchen“. Hier offenbart sich ein bedenkliches Kenntnisdefizit. Denn Substanzen, die unter Krebsverdacht stehen, sind in sämtlichen Lebensmitteln vorhanden. Allerdings in so minimalen Mengen, dass sie für die Gesundheit völlig unbedenklich sind. So steht schon in den inzwischen 500 Jahre alten Schriften des berühmten Arztes Paracelsus, die im übrigen einzige naturwissenschaftliche Theorie, die auch 500 Jahre nach ihrem Entstehen genauso unwidersprochen gültig ist wie seinerzeit: „Was das nit Gift ist? Alle Ding sind Gift und nichts ist ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist!“ Viele der in Deutschland so populären regelmäßigen Meldungen über Giftfunde aller Art fallen daher eher in die Kategorie „kontraproduktive Panikmache“. Denn die stetige Verfeinerung der Analysemethoden führe dazu, wie es der „Spiegel“ einmal schrieb, dass „alles in allem gefunden wird“. In einem solchen Fall aber sollten solche Funde keine Zeitungsmeldung wert sein.