„Einfach einmal wieder Zeit für mich – es war toll!“, schwärmte mir (Ruth) eine Freundin nach ihrem letzten Urlaub vor. Und fügte nachdenklich hinzu: „Eigentlich verrückt, dass das fast nur im Urlaub möglich ist!“ Unser Rat, wenn es Ihnen ähnlich geht: Fordern Sie Zeit für sich (auf Amerikanisch: me time) im Alltag ein. Dafür wenden Sie sich an denjenigen, der in erster Linie für Ihre Zeiteinteilung verantwortlich ist. Wer das ist? Sie selbst natürlich!
Seien Sie Ihr eigener Anwalt …
„Aber dein Chef erwartet das von dir!“ – „Aber deine Kinder brauchen dich!“– „Aber ohne dich geht das bestimmt schief!“ – „Aber ein gut geführter Haushalt sieht anders aus.“ Kennen Sie diese Sprüche einer inneren Stimme, die Ihnen nahelegt, sich über Ihr Bedürfnis nach Eigenzeit hinwegzusetzen?
simplify-Tipp: Diese Stimme kommt zwar aus Ihrem Inneren, doch sie vertritt die Interessen anderer. Nehmen Sie wahr, was sie Ihnen mitteilen möchte, aber sagen Sie energisch „stopp“, wenn sie nicht mehr zu reden aufhört. Auch Ihre Position hat das Recht, Gehör zu finden!
… und vertreten Sie Ihre Rechte
Vielleicht schaffen Sie es gelegentlich sogar, zu widersprechen: „Wenn ich mehr Zeit für mich hätte, wäre ich viel ausgeglichener gegenüber meinen Kindern!“ Oder: „Nach einem erholsamen Wochenende bin ich bei der Arbeit wesentlich leistungsfähiger.“ Doch wenn Sie so argumentieren, stellen Sie weiterhin die Forderungen, Wünsche und Bedürfnisse anderer in den Mittelpunkt.
simplify-Tipp: Stehen Sie zu Ihrem Bedürfnis nach Zeit für sich selbst, nach Abschalten und Nichtstun, nach Lebenslust und Lebensfreude! Gerade dann, wenn Sie sich als Christ dem Ideal der Nächstenliebe verpflichtet fühlen. Denn dieses Ideal verlangt, den anderen wie sich selbst zu lieben – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Das heißt: Sie müssen den Bedürfnisse anderer Menschen nicht automatisch Vorrang geben. Und es fordert Sie dazu auf, sich um Ihren Nächsten zu kümmern (Lukas 10,25–37) – um diejenigen Menschen, die tatsächlich in Ihrem Blickfeld sind. Die ganze Welt können und müssen Sie nicht retten!
Machen Sie Ihre Wünsche konkret
Schreiben Sie auf ein großes Blatt Papier den Satzanfang „Wenn ich mehr freie Zeit für mich hätte, würde ich …“ und notieren Sie unzensiert alles, was Ihnen dazu in den Sinn kommt. Öfter zum Friseur gehen? Den Samstagvormittag im Bett verbringen? Ahnenforschung betreiben? Häufiger musikalisch besonders gestaltete Gottesdienste besuchen? Für einen Triathlon trainieren? Töpfern lernen? Einem Chor beitreten?
simplify-Tipp: Ihre „Zeit für mich“-Liste reißt Sie nicht wirklich vom Hocker? Erweitern Sie Ihren Denkhorizont mit der Frage: „Wobei tanke ich auf?“ (… wenn Sie ein rauschendes Fest feiern, sich mit Ihren Kindern unterhalten, im Team eine Veranstaltung vorbereiten etc). Wofür schaufeln Sie ab sofort Zeit in Ihrem Terminkalender frei?
Zaubern Sie Zeit für sich aus dem Ärmel
Ein und dieselbe Sache kann sowohl Hamsterrad als auch Tretmühle sein. Wenn Sie durch Grünanlagen zu Ihrer Arbeitsstelle radeln, kann das echte me time sein, wenn Sie den Weg dagegen in einem überfüllten Bus zurücklegen, rangiert das wohl unter „Pflichtprogramm“.
simplify-Tipp: Wandeln Sie Teile Ihres Pflichtprogramms in me time um. Fragen Sie sich dazu: „Was muss ich ändern, damit ich das gerne tue?“ Jäten Sie zu zweit im Garten Unkraut statt alleine. Oder – wenn Sie sich nach Ruhe sehnen – werkeln Sie dort zu einer Zeit, in der kein Kindergeschrei zu hören ist und niemand Sie zutextet. Laden Sie Ihre Schwägerin anlässlich ihres Geburtstags ins Kino ein (in einen Film, der auch Ihnen gefällt), statt deren Kaffeekränzchen über sich ergehen zu lassen. Nehmen Sie sich vor, Hausarbeit grundsätzlich mit angenehmer Musik im Hintergrund zu erledigen.
Vergessen Sie das Zeitsparkonto
Gespartes Geld vermehrt sich. Je länger Sie es anlegen, umso höher die Erträge (zumindest in den Zeiten, in denen die Zinsen ein normales Niveau haben). Gesparte Zeit wird dagegen fast von selbst immer weniger, bis gar nichts mehr davon übrig ist. Ihr abendlicher Termin ist ausgefallen? Ehe Sie es sich versehen, haben sich die Stunden zwischen 19 und 23 Uhr mit allerlei anderen Dingen gefüllt.
simplify-Tipp: Geben Sie gesparte Zeit möglichst sofort wieder aus – für sich selbst. Sie haben gestern so viel gekocht, dass Sie heute nur die Reste aufzuwärmen brauchen? Dann legen Sie sich in der halben Stunde, die Sie weniger in der Küche stehen, mit einem Buch aufs Sofa. Die morgendliche Blutabnahme beim Arzt hat weniger Zeit in Anspruch genommen als gedacht? Dann gönnen Sie sich statt eines hastigen Kaffees ein ordentliches Frühstück, bevor Sie zur Arbeit weiterfahren.