Der neue Erfolgsfaktor „Eigenzeit“
Jeder von uns hat die gleichen 24 Stunden Zeit pro Tag zur Verfügung. Aber unsere persönlichen Uhren ticken verschieden schnell. Den Takt Ihrer eigenen inneren Uhr nennen die Fachleute „Eigenzeit“, den Takt Ihrer Chefs, Ihrer Kunden oder Ihrer Familie „Fremdzeit“. Eine wesentliche Aufgabe von Zeitmanagement ist es, diese beiden Rhythmen miteinander in Einklang zu bekommen. Nicht zuletzt geht es dabei auch darum, sogenannte Zeitdiebe im Alltag zu erkennen – und zu vermeiden.
Finden Sie Ihre „Eigenzeit“
Stellen Sie auf einer Liste zusammen, welche Arbeiten Sie zu welcher Tageszeit am liebsten und am besten erledigen. Unter welchen Bedingungen arbeiten Sie am effektivsten? Welches ist Ihre ideale Zeit zum Aufstehen und zum Einschlafen? Würden Sie gerne einen Mittagsschlaf machen?
Protokollieren Sie auf einer 2. Liste mindestens 1 Woche lang Ihre Arbeitszeiten und beurteilen Sie Ihre subjektive Arbeitsqualität. Auf Grund dieser beiden Listen finden Sie bald heraus, welches „Zeitmuster“ für Sie ideal wäre. Klären Sie dann mit Ihrem Chef, Ihren Mitarbeitern und Ihrer Familie, wie sich Ihre Arbeitszeiten daraufhin optimieren lassen. Verlegen Sie z. B. Meetings vom Vormittag (Ihrem persönlichen Leistungshoch) auf den frühen Nachmittag (Ihrem Leistungstief für Alleinarbeit).
Finden Sie Ihre inneren „Zeitdiebe“
Es sind nicht nur die Menschen in Ihrer Umgebung, die Ihnen die Zeit stehlen. Weit mehr, als viele denken, ist das bedingt durch die eigene Persönlichkeitsstruktur. Hier die wichtigsten Arten dieser zeitraubenden Konstruktionen:
Zeitdieb 1: Die hohe Messlatte
Auf Grund Ihrer persönlichen Wertvorstellungen erwarten Sie mehr von sich, als Sie in der zur Verfügung stehenden Zeit erfüllen können.
Abhilfe: Legen Sie Ihre Messlatte tiefer. Wechseln Sie die Perspektive. Weil Ihre Werte meist verbunden sind mit Ihrer Erziehung und Ihrem Elternhaus, stellen Sie sich in Gedanken vor Ihre Eltern und sagen: „Ich danke euch für alles, was ihr für mich getan habt. Ich stehe jetzt auf eigenen Beinen und mache es auf meine Weise.“
Zeitdieb 2: Die 1.000 Mini-Aufgaben
Sie wollen heute endlich Ihre Steuererklärung machen. Eine wichtige, aber unangenehme Aufgabe. Vorher schauen Sie „noch eben“ die Post durch, vereinbaren „noch eben“ einen Arzttermin, besprechen „noch eben“ den Konzertbesuch, auf den Sie sich so freuen – und schon ist der halbe Tag dahin.
Abhilfe: Vereinbaren Sie mit sich, dass Sie erst nach 1 Stunde Arbeit an der Steuererklärung an irgendetwas anderes überhaupt nur denken. 1 Stunde ist ein überschaubarer, menschenfreundlicher Zeitraum. Meistens sind Sie nach 1 Stunde dann so in die wichtige Arbeit vertieft, dass die 1.000 Mini-Jobs ihre Faszination für Sie verloren haben.
Zeitdieb 3: Das Super-Ziel
Falsche Vorstellungen über mögliche Ziele können zu dauerhafter Überforderung führen: „Millionär in 7 Jahren“, „Ab dem 45. Lebensjahr nur noch Golf spielen“ sind extreme Beispiele, die aber immer häufiger anzutreffen sind.
Abhilfe: Der beste Helfer gegen diese Art von Überforderung ist Ihr (Ehe)Partner. Sprechen Sie offen über die Zukunft und das, was Sie von einander erwarten. Möglicherweise stellt sich heraus, dass dem anderen eine lebenswerte Gegenwart viel wichtiger ist als eine luxuriöse Zukunft.
Zeitdieb 4: Der nagende Zweifel
Ein dumpfes Gefühl von Unzufriedenheit kann Sie dazu verleiten, Ihren Tagesablauf mit Terminen und Aufgaben zu überfüllen. 1. Schritt: Analysieren Sie den genauen Ort Ihrer Unzufriedenheit. Versuchen Sie, ihn in Ihrem Körper zu erspüren. Welche Region fällt Ihnen dabei spontan ein? Der Kopf, das Herz, der Bauch, der Rücken? Das gibt erste Anhaltspunkte, an welchen Themen Sie im 2. Schritt arbeiten sollten:
Beim Kopf vorrangig Selbstzweifel: Existenzangst, Sorgen um die Zukunft, Geldprobleme. Abhilfe: Ihre hinter allem steckenden Sinnprobleme können Sie weder mit viel Geld noch mit Versicherungen lösen. Ändern Sie Ihre Suchrichtung und streben Sie nicht in 1. Linie nach Sicherheit, sondern vielmehr nach Glück und Zufriedenheit.
Beim Herzen vorrangig soziale Probleme: mangelnde Anerkennung, Neid auf andere, Erfolglosigkeit, sich überflüssig vorkommen. Abhilfe: Bauen Sie echte Beziehungen zu einigen wenigen Menschen auf, und pflegen Sie sie. Dann geht die Sucht nach Beifall, Lob und beruflichem Erfolg von selbst zurück.
Beim Bauch vorrangig stille Wut: mangelnde Stärke, Ungerechtigkeiten, zu viel Unfrieden, mangelhafte Qualität der Umgebung (Chef, Firma, Arbeit). Abhilfe: Ärgern Sie sich lautstark, hauen Sie auf den Tisch, brüllen Sie – aber nur kurz. Versuchen Sie dann, den Dingen eine humorvolle Seite abzugewinnen. Stehen Sie über den Dingen und sagen Sie sich im Stillen: „Ärger ist vergeudete Lebenszeit.“
Beim Rücken vorrangig lang andauernde Belastungen: Überforderung, überhöhtes Harmoniebedürfnis, ungeklärte Probleme in Partnerschaft und Familie. Abhilfe: Vertrauen Sie darauf, dass Sie bereits durch Ihre pure Anwesenheit und Ihr Wesen wirken – und nicht erst durch Ihre Aktion. Machen Sie die Probe: Tauchen Sie zu Sitzungen auf, ohne „Hausaufgaben“ gemacht zu haben. Lassen Sie Dinge unerledigt, und geben Sie Ihre Erschöpfung endlich offen zu.
Zeitdieb 5: Die falsche Arbeitsform
Sie haben eine fundierte fachliche Ausbildung. Aber niemand hat Sie jemals vorbereitet auf die Form, in der Sie Ihren Beruf ausüben. Wer als Einzelkämpfertyp in einem Team arbeiten muss, empfindet Meetings und Rücksichtnahme auf andere als Zeitverschwendung. Wer als Gruppenmensch allein zu Hause arbeiten muss, wartet oft Stunden vergeblich auf den zündenden Einfall und verbraucht viel Zeit durch unkreativen Frust.
Abhilfe: Prüfen Sie, ob Sie Ihre bisherige Tätigkeit unter stark veränderten Bedingungen besser ausüben können. Vereinbaren Sie mit Ihrem Chef eine Testphase, während der Sie wechseln: vom Innen- in den Außendienst, vom Büro zum Von-zu-Hause-aus-Arbeiten, vom festen zum freien Vertrag (oder jeweils umgekehrt).
Zeitdieb 6: Der falsche Beruf
Wenn Sie nur aus Angst vor Arbeitslosigkeit in einem Beruf verharren, der Ihnen nicht liegt, werden Sie eines Tages seelisch oder körperlich krank. Eine der Hauptursachen für Zeitprobleme und Überforderung ist, dass Menschen beruflich falsch eingesetzt sind und ihre Fähigkeiten nicht zur Geltung bringen können.
Abhilfe: Überlegen Sie knallhart, welches Risiko letztlich das größere ist: den Arbeitsplatz zu verlieren oder psychosomatisch zu erkranken, womöglich für den Rest Ihres Lebens. Haben Sie Mut zur Veränderung, auch in höherem Alter. Der Arbeitsmarkt wird immer dynamischer. Es wächst die Zahl der „Seniorenfirmen“, gegründet von ausgestiegenen 50- und 60-Jährigen, die bevorzugt ihre eigene Altersschicht einstellen.