Gesunde Ernährung ohne Nahrungsergänzungsmittel

Gesunde Ernährung ohne Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel sind beliebt, aber nicht immer gesund

Vitamine – das ist ein Zauberwort, Inbegriff für gesunde Ernährung.Was viele nicht wissen: Vitamine können bei Überdosierung Beschwerden und gesundheitliche Schäden anrichten. Das ist seit über 10 Jahren bekannt und wird verständlicherweise von den Herstellern vehement bestrittten. Eine neue Übersichtsstudie aus Dänemark schafft Klarheit. Hier die wichtigsten Ergebnisse, simplify-mäßig gekürzt.

Ihr Körper kriegt, was er braucht

simplify-Grundsatz 1: Bei normaler, auch mäßig „gesunder“ Ernährung werden Sie mit allen wichtigen Vitaminen und Spurenelementen versorgt. In modernen Nahrungsmitteln sind eher zu viel als zu wenig Vitamine enthalten. Ausnahmen sind Folsäure (hieß früher Vitamin B9, in Tomaten, Gurken, Orangen, Kohl,Milchprodukten),Vitamin D (in Eigelb, Leber, fettem Fisch), Vitamin E (in Pflanzenölen, Haselnüssen), Fluor, Jod und Selen.

Nur in extremen Situationen (nach einer Krebserkrankung, zu Beginn der Schwangerschaft) ist die Gabe von zusätzlichen Vitaminen wirklich medizinisch angezeigt. Menschen über 60 brauchen mehr Vitamin D, als in normaler Nahrung enthalten ist. Ansonsten aber, so das übereinstimmende Resultat aller unabhängigen Studien, bleiben Sie auch ohne Vitamintabletten leistungsfähig und gesund.

Ernähren Sie sich natürlich

simplify-Grundsatz 2: Vitamine aus echten Lebensmitteln sind wirksamer als solche aus Tabletten. Warum, kann die Wissenschaft noch nicht genau erklären, doch die Tatsache selbst ist bewiesen.

Warum aber fühlen sich Menschen besser, wenn sie Vitaminpräparate zu sich nehmen? Der Grund: Gerade bei schwer messbaren Verbesserungen (nicht mehr so müde sein, sich wohler fühlen) scheint der Placebo-Effekt enorm zu sein.

Rechnen Sie

simplify-Grundsatz 3: Verzichten Sie eine Zeit lang auf Nahrungsmittel, die mit Vitaminen künstlich angereichert wurden (was meist auf der Verpackung deutlich verkündet wird). Rechnen Sie mithilfe der Angaben auf den Packungen aus, wie weit Sie den Tagesbedarf mit Ihrem normalen Essen decken.

Mit den schädlichen Nebenwirkungen bei überdosierten Vitaminen ist nicht zu spaßen: Zu viel Vitamin C, Kalzium oder Magnesium kann die Nierenfunktion stören (bis hin zu Nierensteinen) und Durchfall verursachen. Zu viel Vitamin A kann zu Gelbsucht, zu viel B1 zu erhöhter Nervosität führen. Zu viel Vitamin D fördert die Verkalkung der Organe und schwächt die Muskeln. Zu viel Selen greift möglicherweise Herzmuskel und Leber an – besonders tragisch, weil Selenmangel keine bekannten Schädigungen verursacht.

Am häufigsten überdosiert wird Vitamin C. 150 g Erdbeeren, ein Glas Orangensaft oder eine normale Kartoffelmahlzeit aber stillt bereits den Tagesbedarf. Wer auf Produkte mit Vitamin-C-Zusätzen verzichtet, für den sinkt das Risiko, eines Tages von Nierensteinen heimgesucht zu werden.

Durch die unnatürliche Einnahme bestimmter Vitamine verschiebt sich außerdem das Gleichgewicht in Ihrem Körper: Nehmen Sie z. B. zu viel Kalzium zu sich, wird Zink schlechter aufgenommen, was zu Nervenstörungen und Durchfall führen kann. Vitaminzusätze sollten daher keinesfalls mehr als das 3-Fache der empfohlenen Tagesdosis enthalten, bei den Vitaminen A und E sollte die Tagesdosis gar nicht überschritten werden.

Zum Weiterlesen: Annette Bopp und Vera Herbst: Handbuch Rezeptfreie Medikamente. Verlag Stiftung Warentest, 2011. ISBN-10: 3868511237. 15 €.

Autor: Tiki Küstenmacher

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