Gestern kaufte ich mir im Supermarkt ein Haar-Wachs. Ich hatte es eilig, also schnappte ich das Erstbeste aus dem Regal, dessen Preis mir angemessen schien. Eigentlich hatte ich erst vor kurzem eines gekauft. Doch zu Hause musste ich feststellen, dass dieses extrem männlich duftet. Seine Verpackung ist schwarz, deshalb griff ich diesmal zu rot – in der Hoffnung auf mehr Weiblichkeit in der Duftnote. Zu Hause angekommen, wollte ich das Wachs sofort ausprobieren, schraubte es auf und was sah ich da? Die FingerabdrĂĽcke einer offenbar neugierigen Person, die sich eine Portion Wachs zum Testen gegönnt haben muss. Hm. Begeistert war ich nicht. Ich fragte mich kurz, ob ich mit dieser Fremdspur leben kann, entschied mich fĂĽr ja und langte selber zu. Sicher hat jeder von uns schon mal jemanden gesehen, der im Supermarkt oder in der Drogerie am Duschgel gerochen oder die Flasche mit Bodylotion vor der Nase hatte. Irgendwie macht das jeder. Darf man das ĂĽberhaupt? Wie schrieb jemand in einem Forum: Man darf es nicht, aber es wird geduldet. Vor Jahren machte ich ein Praktikum in einem Drogeriemarkt. Ich glaube mich zu erinnern, dass es dort wirklich nicht gern gesehen war. Die Verpackung wird immerhin geöffnet, es kommt Sauerstoff an das Produkt, eventuell auch Verunreinigungen. Mancher drĂĽckt zu fest darauf, ein anderer sprĂĽht das Deo testweise in den Deckel. Das kann zu einer klebrigen Angelegenheit werden, mal ganz abgesehen davon, dass die eingefĂĽllte Menge sich reduziert. Bei manchen Produkten gibt es Tester oder kleine Warenproben. Das ist ein echtes Angebot fĂĽr Kunden, die das BedĂĽrfnis haben, mehr als nur einen Duft zu erleben: Schäumt das Duschgel auch genug? Zieht die Creme gut ein? Ist der Kajal hart oder weich? Viele haben gar kein „Problembewusstsein“, wie ich bei meiner Internet-Recherche feststellte. Sie fragen: „Wieso sollte man das nicht dĂĽrfen?“ Ganz einfach: Weil jemand anderes das Produkt kaufen will – möglichst mit Originalinhalt und unversehrt. Doch andererseits will niemand sein Geld fĂĽr etwas ausgeben, das scheuĂźlich riecht oder nicht den Erwartungen entspricht. Mein schwarzes Männerwachs hätte ich mir sparen können – im wahrsten Sinne des Wortes! Und wie viele Deos habe ich im Leben schon gekauft, die sich als Fehlkauf entpuppten!? Bei ihnen hätte auch der Geruchstest kaum etwas geholfen. Da half nur: ausprobieren! Ein Forist schrieb irgendwo als Tipp: Einfach immer dasselbe Produkt kaufen! Wenn das mal so einfach wäre! SchlieĂźlich wechseln gerade bei Duschgels die Duftnoten saisonweise … Und was ist, wenn ich einen bestimmten Duft suche, aber im Geschäft unsicher werde, ob es die blaue oder die tĂĽrkisfarbene Flasche war? Oder wenn die Verpackung plötzlich ein neues Design hat? Da bleibt fast nur der Geruchstest … Â