Digitale Lernmethoden – Segen oder Fluch?

Digitale Lernmethoden – Segen oder Fluch?

Kinder und Jugendliche wachsen heutzutage in einer Medienwelt auf, die sich fundamental von der Lern- und Arbeitswelt der vorherigen Generation unterscheidet. Der tägliche Umgang mit Smartphones, Tablet-Computern und anderen netzfähigen Endgeräten ist für Schüler, Studenten und Arbeitnehmer in der Freizeit eine Selbstverständlichkeit geworden. Auch in zahlreichen Unternehmen sowie an vielen Universitäten gehören virtuelle Plattformen zu standardmäßigen Anwendungen. Facharbeiter stellen beispielsweise mit dem Smartphone anhand eines angezeigten Codes eine Fehlerquelle fest und bestellen noch vor Ort ein Ersatzteil. Im Schulwesen – vor allem an staatlichen Schulen – ist der digitale Wandel hingegen noch nicht gänzlich in den Alltag integriert.

Das „Lernen 2.0“ erfordert das Aneignen von Kenntnissen, damit sich Schüler im digitalen Raum orientieren können, um die Informationsflut filtern und kritisch begutachten sowie um sich ein Urteil bilden zu können. Schulen sollten zu diesem Zweck dem Nachwuchs die Grundlagen des Programmierens beibringen und über die wichtigsten Hintergründe und den Ursprung der Daten im Internet aufklären. Weitere zentrale Themen sind der Schutz der Privatsphäre im Internet, Chancen und Risiken von „Big Data“ (siehe Info-Box) sowie grundlegende rechtliche, ethische und gesellschaftliche Aspekte der fortschreitenden Digitalisierung, z.B. die Wichtigkeit des Urheberrechts oder Cyber-Mobbing in sozialen Netzwerken.Pädagogen, Schüler und Eltern werden sich mit digitalen Lernmethoden täglich auseinandersetzen müssen, um in einer völlig vernetzten Welt nicht den Anschluss zu verlieren. Diese Medienkompetenz lässt sich frühzeitig trainieren. Generell ist bei allen Lernformen wichtig, so auch bei den digitalen Formaten, eine kritische Haltung zu den Quellen zu wahren. In diesem Essay wird erläutert, ob und wie digitale Lernmethoden den Schulalltag bereichern können. Die Digitalisierung wird sich nicht aufhalten lassen, auch das Schulwesen wird sich diesem umfassenden Wandel nicht entziehen können und wollen. In vielen Lerneinrichtungen hierzulande gibt es jedoch Defizite bei der Umsetzung. An dieser Stelle soll aufgezeigt werden, wie mit diesen neuen Lernformaten umzugehen ist, welche Chancen aber auch Risiken bestehen.

Traditionelles vs. Selbstständiges Lernen

Traditionelle Lernkonzepte basieren auf der Annahme, dass Wissen im Schulalltag in erster Linie von der Lehrperson zu vermitteln ist, erst im Anschluss sind in diesem Zusammenhang weiterführende Handlungen der Schüler möglich. Der Lernstoff wird in der Regel systematisch nach Fächern aufbereitet. Es findet in den meisten Fällen Frontalunterricht statt, d.h. die Lehrperson steht vor der Klasse und erläutert den Lernstoff, die Schüler konzentrieren sich auf das Zuhören, versuchen die Informationen nachzuvollziehen und sich diese durch das wiederholte Hervorrufen der Inhalte einzuprägen. Das selbstständige Erlangen sowie die Verarbeitung der Informationen finden primär nicht statt. Viele Schüler empfinden dieses Lernkonzept als wenig inspirierend, dementsprechend gering fällt bei diesen Kindern und Jugendlichen die Motivation aus, die Konzentration nimmt schnell ab. Des Weiteren wird mit dieser Methode nicht effektiv auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Schülers eingegangen.Letzteres sehe etwa so aus: Auf sogenannten „Wikis“ können die Schüler von jedem Ort mit einer Internetverbindung gemeinsam an einem dort abgelegten Dokument arbeiten. Lernen wird als Kooperation angesehen, durch die Arbeit an Tablets und die teilweise Steuerung der Lerninhalte über Apps teilen die Schüler das Wissen mehr als dies beim Lernen mit Büchern und anschließender Diskussion im Klassenverbund der Fall ist. Ein „interaktives „Whiteboard“ – hierbei handelt es sich um einen großen Bildschirm, auf dem Schüler und Lehrer mithilfe ihrer digitalen Geräte miteinander interagieren können – ersetzt als digitale Tafel die klassische Schiefertafel.Moderne didaktische Konzepte, die das Lernen in der Gruppe, das sogenannte kollaborative Lernen, in den Vordergrund stellen, können den Schülern dabei helfen, die Freude am Lernen wiederzugewinnen. Dieser Effekt kann durch die zielgerichtete Nutzung von digitalen Lernmethoden unterstützt werden.

2. Wissensvermittlung ĂĽbers Internet

a. Freies Wissen für alle Mittlerweile gibt es eine Reihe frei zugänglicher und häufig lizenzfreier Bildungsangebote, diese werden als „Open Educational Resources“ (OER) bezeichnet. Ein funktionierendes Beispiel wird seit einigen Jahren in den USA praktiziert, es handelt sich um die Khan Academy: Der frühere Hedgefondsmanager Salman Khan hat eine Stiftung gegründet, die Millionen Menschen, insbesondere Schüler und Studenten, Nachhilfe in Mathematik und Wirtschaftswissenschaften gibt. Die ins Netz gestellten Videos sind mit der sogenannten „Creative-Commons-Lizenz“ versehen, dies bedeutet, dass sie ein Gemeingut zur freien Nutzung und Verbreitung darstellen. In diesem Interview erklärt Khan, dass er mit seiner gemeinnützigen Stiftung zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem beitragen und mehr unterprivilegierten Menschen den Zugang zum College ermöglichen wolle, indem sie sich mit den Übungsaufgaben auf bestimmte Prüfungen individuell und effektiv vorbereiten können.Im Falle des sogenannten „Flipped Classroom“ („umgedrehter Unterricht“) wird das an Schulen nach wie vor dominierende Prinzip des Frontalunterrichts durch eigenständiges und selbstständiges Lernen abgelöst. Die Schüler erarbeiten sich den Lernstoff mithilfe von Lernvideos und Arbeitsblättern, dies wird durch digitale Plattformen punktuell ergänzt. Im Anschluss vertiefen die Schüler im Klassenverbund mit dem Lehrer die erarbeiteten Inhalte. Die Lehrperson hat somit die Möglichkeit, sich länger und intensiver mit dem einzelnen Schüler zu beschäftigen. Die Durchführbarkeit ist abhängig vom Fach, der technischen Ausstattung der Schule sowie von den Kenntnissen der pädagogischen Fachkraft bezüglich der Umsetzung dieser modernen Lernmethode. Um flächendeckendes digitales Lernen für ein Leben in der modernen Gesellschaft zu ermöglichen, müssen auch alle Bereiche des Schulwesens an das Breitbandnetz angeschlossen werden. Neben eines stabilen Netzes mit einer entsprechenden Geschwindigkeit beim Datentransfer sowie der Ausstattung der Lernenden und Lehrenden mit Laptops, Tablet-Computern und/oder Smartphones, braucht es auch eine neue Lehr- und Lernkultur. Diese wird von den Befürwortern des digitalen Lernens als offen, vernetzt und integrativ charakterisiert. Um dieses Konzept in den Schulalltag zu implementieren, ist es von großer Bedeutung, zeitgemäße medienpädagogische Inhalte während der Ausbildung der angehenden Lehrpersonen an den Universitäten verpflichtend einzuführen. Des Weiteren müssen die Lehrenden hinsichtlich ihrer digitalen Kompetenzen kontinuierliche Fort- und Weiterbildungen durch fachkundiges Personal erhalten. Die Wirklichkeit an vielen Schulen in der Bundesrepublik sieht indes noch so aus: Smartphones sind häufig verboten, einige Schulen schaffen sich Tresore an, um die Geräte während des Unterrichts sicher zu verwahren. Viele Lehrpersonen treten digitalen Lernmethoden skeptisch gegenüber, da sie häufig selbst nicht über die nötigen Kompetenzen verfügen, um die neuen Lernformate effektiv und wohldosiert einzusetzen. Die Schulen geben lieber Geld aus, um die moderne Technik auszugrenzen, anstatt sie in den Unterricht zu integrieren. Grundsätzlich sollten kostenlose Bildungsangebote jedoch nicht als Allheilmittel verstanden werden. Zum einen variiert die Qualität der frei bereitgestellten Lehrmaterialien stark, zum anderen können diese Angebote sämtlichen Bedarf an qualitativ hochwertigen Materialien nicht abdecken. Diese Angebote sollten eher als begleitende Bereicherung angesehen und von den beteiligten Akteuren im Bildungsbereich gefördert werden, um die Qualität der Bildung in der Breite nachhaltig zu verbessern. Weitere frei nutzbare Bildungsressourcen finden sich auf den zahlreichen Online-Video-Plattformen, z.B. YouTube, Vimeo oder smartclip. Mit diesen kurzen filmischen Beiträgen lassen sich etwa mathematische Aufgabenstellungen, z.B. die vier Grundrechenarten, attraktiv für Schüler darstellen. Unter diese Kategorie zählen auch Einträge auf diversen Online-Magazinen. Auf jumbolotto.de erklärt der Mathematik-Experte Dr. Norbert Herrmann alltägliche Vorgänge wie Lottospielen und andere mathematische Phänomene auf unterhaltsame Art und Weise. Digitale Lernmethoden und die Ausbreitung frei verfügbarer Bildungsangebote finden jedoch nicht bei allen Bildungsforschern und anderen Experten auf diesem Themengebiet Unterstützung, wie im folgenden Kapital erläutert ist. b. „Digitale Demenz“ – Auslagerung der Hirnarbeit? Der renommierte Hirnforscher Manfred Spitzer ist Autor des Buches „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“. Spitzer argumentiert in seinem im Jahr 2012 erschienenen Werk, dass sich die Auslagerung der geistlichen Tätigkeiten an Computer, Smartphones und an andere technische Geräte dauerhaft negativ auf das Gedächtnis auswirke. Der Forscher sieht als eine Folge der zunehmenden Nutzung von digitalen Medien eine Verminderung der Lernfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen. Hieraus resultieren Lese- und Aufmerksamkeitsstörungen, weitere Folgen können Abstumpfung, Schlafstörungen und Depressionen sowie andere Schäden für Körper und Geist sein. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, plädiert Spitzer insbesondere bei Kindern und Jugendlichen für eine Einschränkung beim Konsum digitaler Medien, um die digitale Demenz einzuschränken. Obgleich die Abnahme der Konzentrations- und Merkfähigkeit als eine Folge des sogenannten „Google-Effekts“ von den Kritikern der stärkeren Fokussierung auf digitale Bildungsmethoden häufig angeführt wird, existieren ebenso zahlreiche Stimmen, die das Gegenteil behaupten. Die beiden Forscher Ben Storm und Sean Stone von der University of California in Santa Cruz haben SPIEGEL ONLINE zufolge in Experimenten herausgefunden, dass Menschen durch das Abspeichern von Daten auf digitalen Medien neue Informationen leichter aufnehmen können. Die Menschen wissen, wo sie die benötigen Informationen finden könnten, greifen jedoch so lange nicht darauf zurück, bis dieses Wissen irgendwann benötigt wird. Moderne Technologien erleichtern diese selektive Auslagerung bestimmter Daten, der Mensch werde in seiner Entscheidung bewusst unterstützt, welche Informationen er sich selbst merken möchte. Dieses gezielte Vergessen fördere zudem kreatives Denken, da durch die bewusste Auslagerung mehr Platz im Gehirn geschaffen werde.Kritiker in der Debatte um das Ausmaß des digitalen Lernens warnen wiederum vor einer zwanghaften Einführung der neuen multimedialen Methoden. Der amtierende Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, äußerte sich in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur, dass ihn die „totale Zwangsdigitalisierung“ des Unterrichts stört. Kraus, selbst Schulleiter eines Gymnasiums in Bayern, sieht im Einholen von selektiven Informationen durch die neuen Medien mögliche negative Begleiterscheinungen in Form von Einschränkungen des Durchhaltevermögens sowie der Konzentrationsfähigkeit der Schüler. Weiterhin sieht er die Gefahr, dass durch die Nutzung technischer Hilfsmittel der Lernstoff ein wenig oberflächlich aufgenommen wird. Die Schule müsse sich im digitalen Zeitalter neuen inhaltlichen Herausforderungen stellen und neue mediale Lernformen an den Stellen zulassen, an denen es sinnvoll sei. Ihm hätte jedoch bisher niemand den Beweis erbringen können, dass jeder Schüler mit einem eigenen Computer in Tests besser abschneide als ohne dieses technische Hilfsmittel. Gleichzeitig wies Kraus auf die teilweise erheblichen Unterschiede zwischen den verschieden Schulformen und den Regionen hierzulande bei der Ausstattung der Schule mit Computern und anderen modernen technischen Hilfsmitteln hin. Die unzureichende technische Ausstattung sowie mangelhafte IT-Infrastruktur sind zentrale Ursachen, warum die Chancen des digitalen Lernens, die im Folgenden aufgeführt sind, an vielen Schulen in Deutschland nicht verwirklicht werden können.

3. Digitale Bildungs- und Lernangebote in der Praxis

a. Chancen der digitalen Lernmethoden Digitale Kompetenzen seien an einer Vielzahl von deutschen Schulen sowohl von Schülern als auch von den Lehrenden nur unzureichend ausgeprägt, so lautet eine Aussage aus einer aktuellen Studie der Stiftung neue Verantwortung. Um diesem Missstand zu begegnen, gibt die Stiftung Empfehlungen für die Erstellung und Umsetzung einer Digitalen Agenda an Schulen. Zudem stellt die Denkfabrik zusammen mit Experten aus anderen Instituten verschiedene digitale Lernformate vor und erläutert die Chancen für die Ausbildung digitaler Kompetenzen, heutzutage die Voraussetzung für die Teilhabe am politischen, gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Leben. Das Aneignen von digitalen Kompetenzen bilde die Grundlage für den mündigen Bürger und eine aufgeklärte Gesellschaft. Da sich die Digitalisierung nicht aufhalten lässt, könne nur derjenige seine Rechte in einer vernetzten Gesellschaft einfordern, der die Funktionsweise des Internets verstehe. Des Weiteren befähige dies den einzelnen Bürger, seine eigenen Entscheidungen im digitalen Raum kritisch zu reflektieren und somit seine Daten vor Missbrauch schützen zu können. Folgende digitale Lernformate können den Schulalltag nach Ansicht der Verfasser der erwähnten Studie bereichern: Das digitale Lernformat „E-School“ stammt aus Estland und ermöglicht Schülern, Lehrern, Eltern sowie staatlichen Akteuren aus der Bildungspolitik, sich einfacher auszutauschen und enger miteinander zu kooperieren. Über das Online-System können Schüler und Eltern die hochgeladenen Informationen von den Lehrenden jederzeit einsehen und behalten hierdurch leichter den Überblick über Hausaufgaben und anstehende Termine. Beamte und Politiker erhalten Zugriff auf statistische Daten und können die Effektivität von Reformen und die Umsetzung von Gesetzen einfacher bewerten. Bei allen Vorteilen ist bei diesem Angebot auf die Datensicherheit sowie auf den Schutz der Privatsphäre zu achten, da viele sensible Daten im Umlauf sind. Um diese modernen Lernkonzepte umsetzen zu können, muss eine digitale Grundbildung vorhanden sein. Das Erlernen einer digitalen Grundbildung ist eng mit dem Begriff Medienkompetenz verknüpft. Eine moderne Auslegung dieses Begriffs meint nach Ansicht des Bundestagsabgeordneten Sven Volmering einen verantwortungsvollen und kritischen Umgang mit digitalen Medien sowie das sichere und souveräne Agieren im digitalen Raum. Der Politiker argumentiert in diesem Artikel, dass das Aneignen von digitalen Kompetenzen nicht nur im Zusammenhang mit Datenschutz und dem Schutz des Privaten eine zentrale Bedeutung einnehme, sondern auch Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufseinstieg sei. Laut Volmering sind in dem von der Bundesregierung geforderten „Pakt für Digitale Bildung“ folgende Aspekte zu berücksichtigen:Die aufgezeigten Chancen für einen qualitativ hochwertigen Unterricht mithilfe digitaler Lernmethoden können generell nur dann effektiv umgesetzt werden, wenn die Lehrkräfte selbst über die entsprechenden Kenntnisse verfügen. Eine Möglichkeit zur ressourcensparenden, gleichzeitig hochwertigen Qualifizierung des pädagogischen Personals sind die Erfahrungen mit der US-amerikanischen Webseite „Teachers Teaching Teachers“: Lehrkräfte laden wöchentlich Podcasts hoch, in denen sie über ihre Erfahrungen mit neuen Technologien berichten. Auf der kostenlosen Internet-Plattform „BetterLesson“ sind vollständige und geprüfte Unterrichtsentwürfe inklusive Lehrmaterialien online gestellt, die sich an den grundsätzlichen Anforderungen orientieren, darüber hinaus noch alternative methodische Lernkonzepte vorstellen. Des Weiteren müssen die Lehrpersonen und die Schüler das notwendige Grundwissen rund um das Thema Datenschutz vermittelt bekommen, damit sie sich auf der rechtlich sicheren Seite bewegen. Ein grundsätzlicher Vorteil von digitalen Medien und Programmen ist, dass Schüler in Gruppen auf virtuellen Lernplattformen zusammenarbeiten und gleichzeitig individuell gefördert werden können, da die Lehrperson die Fortschritte der einzelnen Schüler einfacher bewerten kann. Speziell im Hinblick auf die Umsetzung von Inklusion in der Schule helfen die individuell programmierbaren Lernmethoden den pädagogischen Fachkräften, um auf die unterschiedlichen Lernniveaus der Kinder und Jugendlichen eingehen zu können. Lernwege, die Art der Wissensvermittlung sowie die Lerngeschwindigkeit können flexibler als beim analogen Unterricht angepasst werden. Durch die modernen Lernformate werden die Schüler auch auf den globalisierten und zunehmend digitalisierten Arbeitsmarkt vorbereitet. Es ist daher nicht verwunderlich, dass vor allem die deutsche Wirtschaft ein Interesse an im Umgang mit digitalen Technologien geschulten Nachwuchskräften hat, um die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aufrecht zu erhalten. Neben der Bereitstellung öffentlicher Mittel fördern erfolgreich umgesetzte Projekte durch private Förderer, Stiftungen und Unternehmen die öffentliche Akzeptanz zu mehr Anstrengungen beim digitalen Lernen. Um die Integration von neuen Technologien in das Bildungssystem zu meistern, bedarf es entsprechender infrastruktureller sowie politischer Rahmenbedingungen. Letzteres haben Unternehmen im Bildungsbereich zum Anlass genommen, die Politik aufzufordern, damit sich diese verstärkt der Herausforderung durch den digitalen Wandel widmet. Die Bundesregierung hat reagiert und will digitale Kompetenzen an Schulen hierzulande verbessern. Gelingen soll dieses Vorhaben durch die Anbindung aller Schulen an einen Breitbandanschluss sowie durch einen Pakt für Digitale Bildung. Durch die Digitale Agenda2014 – 2017 ist die Basis für ein zukunftsfähiges Deutschland gemacht worden. In dem Dokument sind die Bereiche Infrastruktur, Wirtschaft, Internetsicherheit, Gesellschaft, Bildung und Forschung sowie Digitalisierung in der europäischen und internationalen Zusammenarbeit aufgeführt. b. Risiken der digitalen Lernmethoden In einem Artikel auf cicero.de kritisiert der Journalist und Bildungsexperte Christian Füller die seiner Meinung nach teilweise etwas naive Technikgläubigkeit der strikten Verfechter für digitales Lernen. Angesichts der verschiedenen Standards und des Strebens der großen Technologiefirmen nach Marktanteilen können selbst einfache technische Vorgänge zu einem Problem werden. Wenn sich Schulen für ein System einer Firma entscheiden und mit diesem nicht glücklich werden, ist eine Umrüstung auf das System eines Konkurrenzunternehmens nicht einfach zu bewerkstelligen, da das Profitstreben für die Unternehmen an erster Stelle stehe. Eine dauerhafte Abhängigkeit von Hardware- und Softwareunternehmen führt dann nach Abwicklung aller notwendigen Schritte möglicherweise zum Einkauf veralteter Technologie, die mitunter nicht einfach aktualisiert werden kann. Ein Kritikpunkt aus der Praxis ist das Aufstellen von neuen Hürden, die den Zugang zu Lerninhalten und deren Verarbeitung durch fehlende oder unzureichende technische Kenntnisse beeinträchtigen. Dies könnte zu einer tieferen Spaltung des Klassenverbundes führen als dies im nicht komplett digital basierten Unterricht der Falle wäre. Zudem kann sich das Ziel, durch digitale Bildung die Kinder und Jugendlichen zu befähigen, sich sicher im Netz zu bewegen, in Ablenkung und Sucht umkehren. Forscher haben festgestellt, dass junge Menschen häufig nicht richtig einschätzen können, wie viel Zeit sie täglich ihr Smartphone und andere mobile Endgeräte benutzen. Im Schulunterricht kann dies dazu führen, dass sich die Schüler durch Computerspiele und andere Anwendungen, die nichts mit dem Lernstoff zu tun haben, leichter ablenken lassen als dies im analogen Unterricht, der punktuell durch digitale Methoden sinnvoll ergänzt wird, der Fall ist.

4. Fazit

Die Digitalisierung wird sich nicht aufhalten lassen, aus diesem Grund müssen Strategien entwickelt werden, die den Schulen, Lehrern, Schülern und Eltern den digitalen Wandel schrittweise näher bringt. Damit die Chancen des digitalen Lernens gegenüber möglichen negativen Auswirkungen überwiegen, muss ein reflektierter und kritischer Umgang mit den neuen Lernangeboten erfolgen. Grundvoraussetzungen sind eine moderne und qualitativ hochwertige Lehrerausbildung sowie kontinuierlich stattfindende Fortbildungen und die flächendeckende Etablierung einer professionellen IT-Infrastruktur. Um die aufgezeigten Potentiale des digitalen Lernens voll ausschöpfen zu können, sind sowohl öffentliche Investitionen als auch private Gelder nötig. Dies ist ein Auftrag, den die Schulen zusammen mit der Politik und anderen relevanten Akteuren im Bildungsbereich gemeinsam umsetzen müssen. In einer modernen Gesellschaft ist eine digitale Agenda zusätzlich zum weiterhin relevanten klassischen Bildungsauftrag ganzheitlich zu verwirklichen. Bildquellen:

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