Können Sie sich vorstellen, nicht mehr als 100 Dinge zu besitzen? Nein? Wir beide auch nicht! Daher möchten wir Ihnen so einen minimalistischen Lebensstil auch gar nicht empfehlen. Trotzdem sind wir überzeugt: Von dem amerikanischen Unternehmer Dave Bruno, der seinen Besitzstand tatsächlich auf 100 Gegenstände verkleinert hat, lässt sich einiges lernen. Daher haben wir aus seinen Erfahrungen simplify-Konsequenzen für Ausmistaktionen gezogen:
Machen Sie eine Konsum-Fastenkur
Bruno begann seinen Verzicht, nachdem er bemerkt hatte, dass ihn sein (nicht übertrieben) konsum-orientierter Lebensstil unzufrieden machte. Dabei war es keineswegs seine Absicht, bis ans Lebensende mit maximal 100 Dingen auszukommen. Vielmehr sah er das Ganze als eine Herausforderung, die er ein Jahr lang meistern wollte.
simplify-Tipp: Sehen Sie gründliches Ausmisten als eine Art Fastenkur. Es geht dabei nicht darum, einer Ideologie zu folgen und/oder zu sich selbst zu kasteien, sondern zufriedener mit sich und mit dem Leben zu werden. Genießen Sie während Ihrer Konsum-Fastenkur bewusst diejenigen Dinge, die Sie behalten. Das ist die beste Vorbeugemaßnahme gegen den Jojo-Effekt bei der Konsumdiät („In meinem Kleiderschrank ist jetzt so viel Platz, da kann ich mir endlich … kaufen“).
Was Sie loslassen sollten: Lernen Sie von Dave Bruno
Brunos Ziel war es, freier, unbeschwerter und fröhlicher zu werden. Daher sondierte er nicht einfach alles aus, was er nicht oder kaum benutzte, sondern betrachtete die Dinge unter dem Blickwinkel: „Gibt mir das etwas, oder belastet es mich eher?“
simplify-Tipp: Übernehmen Sie diese Frage. Möglicherweise merken Sie, dass Sie etwa das Auto, das Sie wie selbstverständlich regelmäßig nutzen, längst überwiegend als Belastung empfinden: tanken, putzen, Werkstatt, TÜV, Bitten um Chauffeurdienste … Unter diesen Umständen kann es bequemer und einfacher für Sie sein, Ihr Auto abzuschaffen und sich bei einem Car-Sharing-Anbieter wie Car2go, DriveNow oder Flinkster zu registrieren.
Radikal = einfacher
Dave Bruno erleichterte sich die Sache, indem er sich einige Ausnahmen erlaubte (mehr dazu im nächsten Abschnitt). Dennoch war die Reduktion auf 100 Dinge ein radikaler Schritt, der Bruno nur gelingen konnte, indem er sehr großzügig wegwarf, verkaufte, verschenkte.
simplify-Tipp: Fragen Sie sich angesichts Ihres überfüllten Schuhregals oder der zig Accessoires im Küchenschrank nicht: „Was benutze ich nie?“, sondern ganz mutig: „Was möchte ich unbedingt behalten?“ Betrachten Sie alles andere als Kandidaten fürs Weggeben. „Wackelkandidaten“ packen Sie in eine Kiste. Schreiben Sie das Datum drauf und werfen Sie nach einem Jahr wieder einen Blick hinein. Spüren Sie Wiedersehensfreude, oder wundern Sie sich darüber, wie viel Kram sich dort drin findet? Eine gute Gelegenheit fürs Ausmisten ist die Rückkehr nach einem längeren Urlaub. Durch das Leben aus dem Koffer oder sogar nur aus einem Rucksack merken Sie automatisch, wie wenig Sie eigentlich brauchen.
Verzichten Sie auf Zahlentricks
Um seine magischen 100 einhalten zu können, traf Bruno beherzt einige Sonderregelungen. So zählte er einige Dinge in Gruppen. Unterhosen, Unterhemden und Socken galten jeweils zusammen genommen als ein Ding. Eindeutig eine Mogelpackung: Seine gesamten Bücher ließ er unter der Sammelbezeichnung „Bibliothek“ (= ein Ding) rangieren. Und einige Basis-Werkzeuge wie Hammer, Schraubenzieher oder Meterstab zählte er überhaupt nicht mit.
simplify-Tipp: Zahlen – seien es „100 Dinge“ oder „nur noch 7 Paar dunkle und 4 Paar helle Socken“ – sind zwar angenehm klare Zielvorgaben. Aber wenn Sie die nur mit Tricksereien einhalten können, werden sie wertlos. Besser sind Ziele, die Ihre Entlastung deutlich machen: „Ich will die Sockenschublade wieder schließen können, ohne dass sie klemmt.“ Oder: „Ich will alle billigen Ersatz-Lesebrillen bis auf eine abschaffen, damit ich stattdessen wieder vorrangig meine gute Brille trage.“
Zuständigkeiten klären!
Ebenfalls nicht mitgezählt hat der Familienvater Bruno sämtliche Gegenstände, die er gemeinsam mit anderen Familienmitgliedern benutzte. Doch nicht immer war es so klar wie bei Bett, Klavier, Esstisch oder Geschirr, dass es sich tatsächlich um gemeinsame Gegenstände handelte.
simplify-Tipp: Nutzen Sie Ihre Ausmistaktion, um sich mit Ihrem Partner über „mein und dein“ in Ihrem Haushalt zu unterhalten. Was wird von niemandem mehr benutzt, ohne dass Ihnen das bisher aufgefallen wäre (z. B. diverse Schuhcremes für nicht mehr vorhandene Treter oder der große Rucksack, den Sie beide unbequem finden)? Für welche Dinge fühlt sich niemand zuständig, sodass sie herrenlos sind (z. B. das Sammelsurium an Lappen für Drecksarbeiten oder der Inhalt des Spiegelschränkchens im Badezimmer)?