Der hawaiianische Arzt Paul Ka’ikena Pearsall entdeckte im Lauf der letzten 30 Jahre, dass die Krankheiten von über 60% seiner Patienten auf ein einfaches Leiden zurückzuführen waren: den Mangel an Freude. Er entwickelte eine Methode, mit der sie ihre innere Heiterkeit wieder entdecken konnten. Dabei griff er zurück auf die Erfahrungen seiner hawaiianischen Vorfahren.
Freude – Entdecken Sie Ihren geheimen 7. Sinn
Ka’ikena Pearsalls Grundsatz: Weniger tun, mehr sein. Den Augenblick genießen lernen. Sich weniger Sorgen machen über Labormesswerte nach medizinischen Untersuchungen, über die Figur, das Älterwerden, den Arbeitsplatz und die Vorwürfe anderer Menschen. Er ist überzeugt, dass jeder Mensch das kann, weil er einen geheimen „7. Sinn“ hat – den der Freude.
Dabei ist Lebensfreude kein angeborenes Gefühl: „Erfahrung ist nicht das, was Ihnen zustößt, sondern das, was Sie daraus machen.“ Das gilt auch und gerade für leidvolle Situationen. Ka’ikena Pearsall berichtet, er habe auf der Krebsstation mindestens ebenso viele glückliche Patienten erlebt wie in seiner Praxis bei den leicht Erkrankten.
Freude können Sie sich bewahren, wenn Sie auch in Phasen des Verlustes einen Blick haben für das, was Sie geschenkt bekommen haben. Es ist eine Frage des ausgeglichenen Nehmens und Gebens: Wer nicht nehmen kann und wer nicht geben kann, ist freudlos und arm. Am meisten Lebensfreude hat der, der sie anderen vermitteln und auch von anderen annehmen kann.
Oberbegriff Aloha
Das hawaiianische Wort findet sich in abgewandelter Form in ganz Polynesien und wird meist übersetzt mit „Liebe“. Die Grundbedeutung ist „Verschenken des heiligen Atems“ („A“ ist der Laut des Atmens).
Die Grundbedeutung ist „langer Atem“. Die erste Übung, die jeder Westeuropäer oder Nordamerikaner in Sachen Persönlichkeitsentwicklung in Polynesien lernt, ist das geduldige Warten. Niemals wird hier gehetzt. Jeder bringt gegenüber anderen und sich selbst Geduld auf. Aber nicht in einer müden, sondern überaus wachen und freundlichen Weise, die sich an jedem gelebten Augenblick erfreut.
2. Lokahi: Einheit
Die klassische polynesische Medizin empfindet jede Krankheit als Verbindungsstörung: Die Einheit zwischen Mensch und Natur, zwischen Mensch und Mitmenschen ist defekt. Unser Ich ist zu klein, sagt Ka’ikena Pearsall. Es muss sich erweitern: auf die Größe der Erde.
Auch ein Abbruch von menschlichen Beziehungen zerstört die lebenswichtige Einheit. Im alten Hawaii gab es keine Scheidung, weil sich eine so intensive Beziehung wie die Ehe nicht aufheben lässt. Die Partner können dort zwar durchaus getrennt leben und neue Beziehungen eingehen, aber sie geben sich nie der Illusion hin, dass die erste Partnerschaft ungeschehen gemacht werden kann. Ka’ikena Pearsall: „Schon diese einfache Einsicht würde viele Europäer und Amerikaner nach einer Scheidung wirklichkeitsbezogener und gesünder machen.“
3. Olu’olu: Friedfertigkeit
Das Wort leitet sich von dem Adjektiv „geschmeidig“ ab. Friedfertigkeit heißt dabei nicht, alles still zu erdulden, sondern freundlich und nachsichtig auf Herausforderungen zu reagieren. Die Regeln der polynesischen Friedfertigkeit lauten: Beginne mit kleinen Dingen, entscheide dich für das Verzeihen und entwickle deine Fähigkeit des Verzeihens, um mit immer schwierigeren Ärgernissen fertig zu werden. Ein wichtiger Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung ist daher: Verzeih‘ dir selbst (denn du wirst niemals vollkommen sein), verzeih‘ deinen Feinden (denn das Feuer deines Zorns würde dich selbst verzehren) und verzeih‘ deinem Partner und deinen Freunden (denn sie sind dir so nahe, dass sie dich am leichtesten verletzen können).
4. Ha’aha’a: Bescheidenheit
Angeberei gilt in Polynesien als schlimmste Unhöflichkeit. Man sagt dort: „Prahlen ist wie Husten, ohne die Hand vor dem Mund zu halten. Es verstreut den Virus des Getrenntseins und schwächt sie alle.“ Arroganz bedeutet, öftfentlich zu erklären, dass man sich für die Absonderung von den anderen entscheidet. Das macht krank, und Dr. Ka’ikena Pearsall hat sogar nachweisen können, dass aggressive Egozentriker ein schwächeres Immunsystem haben als bescheiden auftretende Menschen.
5. Akahai: Freundlichkeit
Die vornehmste Tugend in Polynesien ist das Schenken. Wer etwas gibt, davon ist man überzeugt, erhält es immer auf irgendeine Weise zurück. Als Geschenk gelten nicht nur materielle Gaben, sondern auch Aufmerksamkeit, Liebe und jedes Wort. Dahinter steckt wiederum die Idee der Einheit, diesmal der gesellschaftlichen: Die beste Art, sich selbst zu helfen, besteht darin, das Los anderer zu verbessern.
Das Ziel: Reife
Die Voraussetzungen für Ihre Persönlichkeitsentwicklung mit dem Aloha-Prinzip sind in der paradiesischen Sonne der Südsee günstiger als in Ländern mit ständig wechselnder Witterung, wo man im Winter heizen und sich schützen muss gegen vielerlei Herausforderungen der Natur. Aber, so Ka’ikena Pearsall, die moderne Zivilisation mit all ihren Bequemlichkeiten stellt eine Art globales Polynesien dar, so dass die Tugenden dieses Erdteils durchaus als Modell für die komfortable Welt der Zukunft dienen könnte. Eine Welt, die alle Voraussetzungen zur Entwicklung tiefer Freude bietet.
Das ozeanische Aloha-Prinzip hat als Ziel eine Reife, die weit hinausgeht über ökonomische Sicherheit, soziale Anerkennung und persönlichen Erfolg. Aloha betont den Wert der Toleranz und der wechselseitigen, verzeihenden Abhängigkeit. Ka’ikena Pearsall sieht Aloha als den „3. Weg“ zwischen dem westlichen (Ziel: persönlicher Erfolg) und dem östlichen Denken (Ziel: spiritueller Erfolg). Statt ständig irgendwohin unterwegs zu sein, versteht es die polynesische Kultur, „hier“ zu sein. Es bringt nicht Freude, das zu haben, was wir uns wünschen. Wahrhaft glücklich sind wir, so das Aloha-Prinzip, wenn wir das wollen, was wir haben.
Zum vertieften Weiterlesen: Paul Ka’ikena Pearsall, „Aloha – die Lust am Leben“. Bauer Verlag.
simplify-Sofort-Tipp
Gehen Sie ans Fenster oder vor die Tür und sehen Sie in den Himmel. Spüren Sie die Verbundenheit: Mit den anderen Lesern, die jetzt auch in den Himmel sehen, mit den Hawaiianern, mit allen anderen Menschen und Tieren, die in diesem Moment den Blick nach oben erheben.
Die wichtigsten Symptome der Zu-wenig-Freude-Krankheit
- Chronische Müdigkeit, begleitet von Schlafstörungen.
- Beklemmungsgefühle, die sich durch Versteifungen im Nacken-, Stirn- und Schulterbereich äußern.
- „Chronophobie„: die Angst, in zu wenig Zeit zu viel erledigen zu müssen.
- Konsumzwang: ein ständiges Bedürfnis, mehr, Besseres und Neueres anzuschaffen.
- Innere Konflikte: Hin- und Hergerissensein zwischen Ehepartner, Familie, Beruf und anderen Aufgaben, bis hin zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit.
- Kontrollzwang: Das Gefühl, ständig alles im Griff haben zu müssen, oft begleitet von dem Eindruck, dass andere einen ausnutzen.
- Konkurrenzdruck und Neid: Das Gefühl, sich und anderen immer etwas beweisen zu müssen.
- Konzentrationsschwächen: Bei Aktivitäten, die früher leicht von der Hand gingen, werden immer mehr Fehler gemacht.
- Krankheitsängste: die Sorge, dass bestimmte Nahrungsmittel schaden, und Furcht vor einer „vorherbestimmten“ unheilbaren Erkrankung, auch wenn es dafür gar keinen Anlass gibt.
- Zynische Grundhaltung: die Unfähigkeit, anderen Menschen zu vertrauen und eigentlich angenehme Aktivitäten zu genießen, weil sie zu oberflächlich erscheinen.