Lerntechniken: Natürlich Sprachen lernen

Lerntechniken: Natürlich Sprachen lernen

Mit den gehirngerechten Lerntechniken geht’s wie von selbst

Ihre Muttersprache haben Sie ohne Anstrengungen erlernt. Spontan, spielerisch, ganzheitlich mit Körper und Geist. Sie mussten sich niemals zum Lernen zwingen, denn das zu Erlernende selbst hat Sie motiviert und in Bewegung gehalten. Aktivierendes Lernen (AL) nennen Colin Rose und Malcolm Nicholl ihre Methode, die von diesem natürlichen Lernen ausgeht.

Ursprünglich für das Selbststudium von Geschäftsleuten entwickelt, werden AL-Kurse derzeit in England und Australien auch an Schulen eingesetzt. 13- bis 14-jährige britische Kinder schrieben nach 6 Wochen ein deutsches Theaterstück und spielten es älteren Kindern vor. 40% der Testschüler erreichten nach 1 Jahr aktivierendem Lernen Spitzennoten. Das waren 10-mal so viele wie bei der traditionellen Methode mit den alten Lerntechniken. Und so können auch Sie davon profitieren:

Der Schlüssel-Gedanke

Bei AL dürfen die Schüler Ähnlichkeiten zwischen der eigenen und der fremden Sprache selbst entdecken – so wie Kinder sich das Vokabular und die Grammatik-Struktur ihrer Muttersprache selbst erarbeiten. Le professeur est intelligent et la carte est fabuleuse. Indem Sie diesen französischen Satz intuitiv verstehen, enträtseln Sie auf indirekte Weise mehrere sprachliche Schlüssel: Dass es “le” und “la” gibt, dass “est” wahrscheinlich ist heißt usw. Auch den Wortschatz erfassen Sie zu einem hohen Prozentsatz ohne Vokabelpauken: carte dürfte Karte heißen, und fabuleuse so etwas wie fabelhaft.

Querverbindungen

Wenn Sie nicht gleich von einem Lehrer an die Hand genommen werden, sondern selbst „raten” müssen, wird Ihr Gehirn wie von selbst seine vielfältigen Möglichkeiten zu Verknüpfungen nutzen. Vielleicht merken Sie, dass “dire” auf Deutsch sprechen heißt, und entdecken die Verbindung zu Diktat und lateinisch “dicere”. Aha, die Schlusssilbe fällt weg. Ähnlich bei lire (lesen, von lat. legere). Sie werden auch richtig schließen von je dis (ich sage) auf je lis (ich lese). Auf diese Weise bauen Sie Ihr Grammatikwissen nicht durch das öde Pauken langer Wortlisten auf, sondern indem Sie zu einem neugierigen Forscher interessanter Übereinstimmungen werden. Denn Neugier ist eine der wichtigsten Lerntechniken.

Sehen, hören, handeln

Sie haben Ihre eigene Sprache gelernt, indem Sie anderen zusahen, ihre Anweisungen hörten und sie ausführten. Dadurch wurde die Sprache physisch in Ihrem „Körpergedächtnis” verankert. Bei AL geht die Lehrerin langsam, wenn Sie sagt: „Il va lentement”, und alle Schüler machen und sprechen das nach. Für diesen Zweck gibt es zum Selbststudium AL-Lernvideos.

Besonders gut klappen diese Lerntechniken, so merkten die AL-Erfinder, bei Hörspielen. Bei den speziell angefertigten AL-Kassetten bezieht sich der Hörer selbst ein, ergänzt im Geist Bilder und Geräusche und erfasst die verwendeten Vokabeln und Grammatikregeln intuitiv. Warum soll man sich beim Sprachenlernen mit Gehirnungetümen wie Akkusativpronomen belasten?

Die Sätze bei AL-Hörspielen sind höchstens 7 Wörter lang, weil das die ideale Lernlänge ist. Das Beiheft ist zweisprachig: Sie lesen beim Hören den französischen Text auf der rechten Seite, den deutschen auf der linken liest Ihr Gehirn unbewusst mit (siehe Beispiel unten).

Am Ende des Hörspiels unterhalten sich Lehrer und Schüler über Sprachregeln, die sie beim Hören herausgefunden haben. Die Regeln werden also, wenn überhaupt, hinterher gelernt.

Das neue Lern-Ich

In AL-Klassen geben sich die Schüler neue Namen. Aus Klara Huber wird die Schauspielerin Sophie Marceau. Wenn ein Fehler gemacht wird, war das Sophies Fehler, und das ist längst nicht so bedrohlich wie einer von Klara.

Diese scheinbar kleine Maßnahme hat großen Erfolg und fördert den lockeren Umgang mit der neuen „gespielten” Sprache.

Aktives Konzert

AL-Kassetten enthalten das Hörspiel ein 2. Mal, zum besseren Memorieren teilweise übertrieben langsam und theatralisch gesprochen, und mit klassischer Musik im Hintergrund. Dadurch nimmt das Gehirn die Wörter noch entspannter auf und fügt sie in die Harmonie der Musik ein.

Passives Konzert

Zum Schluss wird der Text ein 3. Mal gehört, dieses Mal in normalem Tempo gesprochen, und unterlegt mit relativ zügiger Barockmusik (60 Taktschläge pro Minute). Diese Art von Musik steigert die Aktivität der meditativen Gehirnwellen und optimiert die ruhige Verankerung der neuen Sprache.

Aktivierung

Im weiteren Verlauf werden die gelernten Wörter und Regeln im Dialog angewendet. Schüler spielen die Dialogrollen in großer Pose, parodierend oder Action-betont, im dramaturgischen Herumlaufen und Spielen. Regel: Was am meisten Spaß macht, bleibt am besten haften.

Selbstkorrektur

Natürliches Lernen korrigiert sich selbst. Wenn Sie Wörter so falsch aussprechen, dass Ihr Gegenüber Sie nicht versteht, wird er Sie verbessern. Kleinere Grammatikfehler, die die Verständlichkeit nicht beeinflussen, merzen Sie unbewusst dadurch aus, dass Sie es von anderen immer öfter richtig hören und sich angleichen. Deswegen gibt es bei AL kaum Tests oder Prüfungen mit „Fallen” und „Schwierigkeiten”. Schwächere Schüler werden von schneller lernenden auf natürliche Weise trainiert und an die Hand genommen.

AL-Sprachkurse (z. B. Englisch-Spanisch) verkauft www.accelerated-learning.com. Kursmaterial auf Deutsch ist noch in Arbeit. Information und Kurse über Aktivierendes Lernen gibt es bei www.focus-marketing.de. Eine ähnliche Methode ist suggestopädisches Lernen, www.dgsl.de, mit mehreren Regionalfilialen.

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